Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe
Gesichtsausdruck wurde verbissen, als er vom Tisch sprang und hinter Alan herging. »Wissen Sie, ich bin mit der Vorstellung gekommen, dass ich entweder einen Quacksalber antreffe, der mit beiden Händen zugreift, um an die Öffentlichkeit zu kommen, oder einen unbedeutenden Scharlatan, der leichtgläubige alte kranke Damen ausnimmt.«
Alan legte Metzger die Hand auf den Rücken und schob ihn sachte Richtung Hinterausgang.
»Stattdessen finde ich jemanden, der die Heilungen leugnet und der mir den Standardsatz berechnen würde, wenn er mich heilen könnte.«
»Ganz recht – Sie haben gar nichts gefunden.«
Metzger drehte sich an der Tür um und sah ihm ins Gesicht. »Das sehe ich nicht so. Ich habe etwas gefunden, das ich näher untersuchen werde. Wenn ich Beweise für echte Heilungen finde, dann kann man wohl von einem wahren Fall ausgehen.«
Alans Besorgnis wurde immer größer. »Haben Sie keine Angst, dass Sie damit einen wahren Fall zerstören könnten, falls er existiert?«
»Wenn jemand das kann, was ich gehört habe, dann sollten es alle wissen. Das sollte Allgemeingut sein.« Wieder lächelte er auf diese mechanische Weise. »Nebenbei bemerkt – es wäre die Story des Jahrhunderts.«
Alan schloss die Tür hinter dem Reporter und sank gegen den Rahmen. Das war schlecht.
Er hörte das Telefon in seinem Büro klingeln und ging hinein, um den Hörer abzunehmen.
»Mr DeMarco auf zweiundneunzig«, sagte Connie.
Er drückte auf den Knopf.
»Alan!«, sagte Tony. »Immer noch an Walter Erskine interessiert?«
»An wem?«
»Dem Landstreicher aus der Notaufnahme, über den du nähere Informationen wolltest.«
»Ach ja, stimmt.« Jetzt erinnerte er sich. »Sicher.«
»Nun, ich weiß jetzt alles über ihn. Möchtest du es hören?«
Alan überflog seinen Terminkalender. Am liebsten wäre er sofort nach nebenan gelaufen, aber er hatte noch drei Patienten.
»Ich bin um halb sechs bei dir«, sagte er.
Endlich!
15. Ba
»Womit um Himmels willen hast du den neuen Pfirsichbaum gedüngt, Ba?«, fragte die Missus, als sie aus dem Fenster der Bibliothek sah. »Er wächst unglaublich!«
Die Missus hatte mit ihm die Antworten für seinen Einbürgerungstest geübt. Er hatte die Formblätter ausgefüllt. Sie machten gerade eine Pause.
Die Missus war unruhig. Ba wusste, wenn dem so war. Sie versteckte ihre Sorgen hinter Geplauder.
Über die Jahre hinweg hatte Ba die Anzeichen allmählich kennengelernt – die Art, wie sie die Schultern hochhielt, die Steifheit ihres Rückens und ihr Hin-und-her-Laufen. Bei diesen seltenen Gelegenheiten, wenn die Missus den kleinsten Hinweis einer inneren Unruhe zeigte, lief sie immer hin und her. Und rauchte. Nur dann rauchte sie. Jetzt schritt sie durch den Raum, paffte an einer Zigarette und schlug sich mit einer gefalteten Zeitung immer wieder gegen den Oberschenkel. Die Nachmittagssonne fiel durch die Oberlichter der zweigeschossigen Bibliothek, beleuchtete den von der Zigarette aufsteigenden Rauch und hob sie immer wieder gegen das Sonnenlicht ab, während sie durch den Raum tigerte.
»Kann Ba etwas für Sie tun, Missus?«
»Nein … ja.« Sie warf die Zeitung auf den Kaffeetisch. »Kannst du mir erzählen, warum die Leute ihr Geld für diesen Schund ausgeben?«
Ba hob die Zeitung auf. The Light. Er hatte sie oft an der Kasse vom Supermarkt gesehen. Die Zeitung war bei einem Artikel über einen Arzt auf Long Island mit Namen Alan Bulmer aufgeschlagen, dessen Patienten behaupteten, dass er Wunderheilungen vollbringen würde.
Ba hatte am Vortag die Schlagzeile WUNDERHEILUNGEN AUF LONG ISLAND auf der ersten Seite gesehen und die Ausgabe gekauft. Er wusste, dass die Missus auch davon erfahren und beunruhigt sein würde. Er wollte vorbereitet sein, um sie zu unterstützen, darum war er zur New Yorker Stadtbücherei gefahren und hatte Arthur Keitzers Buch The Sea is in Us gesucht. Er hatte sich an den Autor erinnert, der während des Krieges durch sein Dorf gereist war und viele Fragen gestellt hatte. Er erinnerte sich, dass der Autor den Gesang vom Dat-tay-vao niedergeschrieben hatte. Zu Bas großer Erleichterung war in dem Buch eine Übersetzung enthalten. Ba hätte sich eine eigene Übersetzung nicht zugetraut. Er hatte die Seite fotokopiert und war nach Monroe zurückgefahren.
»Weißt du, was jetzt passieren wird?«, fragte die Missus, immer noch paffend und durch den Raum laufend. »Jeder Spinner von hier bis nach Kalamazoo wird an seiner Tür klopfen und ein
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