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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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sah, wie er zur Tür hinausging, hatte sie plötzlich große Angst und wusste, etwas Schreckliches würde passieren.
     
    10.
     
    Bis zum Tor waren es ungefähr fünfzig Meter. Nach ein paar Schritten konnte Bill die Botschaften auf den Schildern lesen. Einige waren Bibelzitate über den Antichrist und das Jüngste Gericht und den Untergang der Welt. Besorgniserregender fand er die für den Anlass geschriebenen Sprüche:
     
    EIN MANN OHNE SEELE IST
    EIN GEFÄSS FÜR DEN TEUFEL
     
    oder
     
    WEICHE VON UNS, DÄMON!
     
    Und der Schlimmste von allen:
     
    JAMES STEVENS = ANTICHRIST!
     
    Er hätte die ganze Sache lächerlich gefunden, wenn es dabei nicht um seinen Freund ginge. Er hatte den gehetzten Blick in Jims Augen gesehen, den Gesichtsausdruck eines Mannes, der sich wie eine Missgeburt fühlte, der sich nicht mehr sicher war, an wen er sich wenden und wem er trauen konnte. Wenn er jetzt noch von einer Gruppe religiöser Fanatiker unter Druck gesetzt wurde, konnte das das Fass zum Überlaufen bringen.
    Sie richteten sich gerade für ihre Demonstration ein, als sie ihn bemerkten. Er hörte Ausrufe wie: »Da, seht mal! Da ist ein Geistlicher!« Es machte die Runde: »Ein Priester! Ein Priester!«
    Als er zum offenen Eingangstor kam, trat ihm ein magerer, bleicher junger Mann entgegen.
    »Was hat das hier zu bedeuten?« Bill versuchte, ruhig und beherrscht zu wirken.
    »Sind Sie gesandt worden, um ihn zu exorzieren, Pater?«, fragte der Mann.
    »In Gottes Namen, wovon reden Sie da?«
    »Ja, in Gottes Namen, sehr passend, Pater. Äußerst passend. Ich bin Martin Spano. Der Heilige Geist hat uns gesandt, um ihn als die Ausgeburt der Hölle zu entlarven, die er ist.«
    »Wovon, bitte, reden Sie da?«
    »Nun, er ist doch der Antichrist.«
    Er schien schockiert, dass Bill das offenbar nicht wusste. Bills Geduld war langsam am Ende.
    »Das ist doch lächerlich. Wie kommen Sie auf so eine Idee?«
    »Er ist ein Klon, Pater. Eine Handvoll Zellen, die einem Mann entnommen wurden und die in dem blasphemischen Versuch, Gott zu spielen, in die Form eines anderen Mannes gepresst wurden. Aber er ist kein Mensch. Er ist nur etwas von Menschenhand Gemachtes. Er ist nicht aus der Vereinigung von Mann und Frau hervorgegangen und hat daher auch keine Seele.
    Er ist ein Werkzeug Satans, eine Pforte, durch die der Antichrist in diese Welt gelangen kann!«
    Bill war beeindruckt, mit welcher Inbrunst dieser Mann das vortrug. Und auch von der vordergründigen Logik seiner Worte. Wenn man diesen Hokuspokus aus dem Buch der Offenbarung ernst nahm, dann konnte dieser Kerl einen wahrscheinlich auch davon überzeugen, dass an seiner Geschichte etwas dran war.
    »Ich versichere Ihnen«, sagte Bill mit lauter Stimme und sprach nicht nur zu dem Mann, sondern auch zu seinen Anhängern, »dass Sie von Mr Stevens nichts zu befürchten haben. Ich kenne ihn seit vielen Jahren und ich versichere Ihnen, er ist nicht – ich wiederhole: Er ist nicht – der Antichrist.«
    Dies schien die Meute etwas aufzuhalten, aber nicht so weit, wie Bill es gern gehabt hätte. Ein paar von ihnen senkten die Schilder, aber die anderen standen da und warteten ab.
    Der Anführer ging aber kein Risiko ein. Er drehte sich zu ihnen um und hob die Arme.
    »Wartet einen Augenblick!«, rief er. »Nur einen Augenblick!« Dann drehte er sich wieder zu Bill um. »Wie ist Ihr Name, Pater?«
    »Pater William Ryan.«
    »Und zu welchem Orden gehören Sie?«
    »Zur Gesellschaft Jesu.«
    »Aha!« Sein Gesicht begann zu strahlen, als habe er soeben eine Erleuchtung erfahren. »Ein Jesuit! Einer der Intellektuellen in der Kirche. Einer von diesen modernen Rationalisten, die den menschlichen Verstand über den Glauben stellen. Ein Gefolgsmann des schwarzen Papstes!«
    »Das ist absolut nicht wahr«, versicherte Bill. »Sie machen einen …«
    »Offensichtlich konnte der Heilige Geist in Ihr verbohrtes Herz nicht vordringen und ist deswegen auf uns niedergegangen. Wir sind berufen und es ist unsere Aufgabe, die Wahrheit über diesen Mann zu verbreiten, damit er, wo er sich auch zeigt, von den Gläubigen gemieden und verstoßen wird, und damit seine zersetzenden Worte gegen Jesus Christus und seine Kirche auf taube Ohren stoßen. Aber Sie haben dem Bösen offenbar schon Ihre Ohren geöffnet, also werden wir nicht auf Sie hören.«
    Eine Frau neben Spano ließ plötzlich ihr Schild fallen und hob die Hände. Sie begann in einer fremdartig klingenden Sprache zu brabbeln, die nichts ähnelte,

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