Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
erklärt hatte, die Auserwählten nach Monroe zu begleiten.
    Wenn Bruder Robert doch mit ihnen gekommen wäre. Sie brauchte seine seelische Stärke, seinen geistigen Beistand. Aber Bruder Robert war in Manhattan geblieben. Er hielt es für nicht angemessen für ein Mitglied eines kontemplativen Ordens, sich so in der Öffentlichkeit zu zeigen, daher hatte er Martin die Führung übertragen. Grace respektierte seinen Wunsch, aber sie vermisste seine Unterstützung.
    »Ich glaube, da ist tatsächlich etwas dran«, sagte Mr Veilleur neben ihr und tippte auf das Exemplar von The Light in seinem Schoß.
    Irgendwie hatte er sich zusammen mit Grace und zwei anderen in Martins Wagen geschmuggelt. Sie waren das erste Fahrzeug in einer Art Kolonne auf dem Weg nach Monroe. Einer von ihnen fuhr einen VW-Bully, und die künstlerisch Begabteren unter den Auserwählten verbrachten die Fahrt im Heck, wo sie Plakate und Schilder malten.
    »Glauben Sie, dass es wahr ist?«, fragte sie.
    »Natürlich ist das wahr«, tönte Martin vom Fahrersitz. »Der Heilige Geist leitet uns und weist uns den Weg.«
    »Ich glaube, der Teil mit dem Klonen ist wahr«, erklärte Mr Veilleur und ignorierte Martin. »Was die Sache mit dem Teufel oder Antichrist angeht …« Er zuckte die Achseln. »Ich habe Ihnen bereits gesagt, was ich davon halte. Aber das mit dem Klonen … Ich habe noch nie von so etwas gehört, oder mir auch nur Gedanken darüber gemacht, dass so etwas möglich sein könnte. So jemand könnte tatsächlich ein Brückenglied bilden. Aber warum jetzt? Was gibt es so Besonderes jetzt, in dieser Zeit, dass das gerade jetzt passiert?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Grace.
    Mr Veilleur drehte sich halb zu ihr herum. Seine blauen Augen musterten sie forschend.
    »Sie sagen, Sie kennen den Mann?«
    Grace nickte. »Ja, seit fast zehn Jahren.«
    »Wann ist er geboren?«
    Grace sah nicht, was das für einen Unterschied machte, aber sie versuchte sich zu erinnern. Sie wusste, Jim hatte im Januar Geburtstag. Carol beschwerte sich immer wieder, weil das so kurz nach Weihnachten war, und ihr dann jedes Mal alle Ideen für Geschenke ausgegangen waren. Und er war genauso alt wie Carol, das bedeutete …
    »Januar. 1942. Am Sechsten, glaube ich.«
    Der Wagen machte einen kleinen Schlenker, als Martin von vorne rief: »Dreikönigstag. Der Tag der Erscheinung des Herrn.«
    »Ist das wichtig?«, fragte Grace.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Martin langsamer, gedankenverlorener. »Es muss etwas zu bedeuten haben, aber ich weiß nicht was.«
    »6. Januar«, sagte Mr Veilleur nachdenklich. »Das würde bedeuten, dass er gezeugt wurde – oder eingepflanzt wurde, wie das in diesem Fall wohl heißen muss – im späten April … oder Anfang Mai … im Jahr 1941 …«
    Seine Stimme verklang, seine Augen weiteten sich kurz, verengten sich dann aber wieder.
    »Ist dieses Datum bedeutsam?«, fragte Grace.
    »Jemand … etwas … ist da gestorben. Zumindest dachte ich das.«
    Auf seinem Gesicht bildeten sich grimmige Falten.
    »Was ist los?«
    Er schüttelte einmal heftig den Kopf. »Nichts.« Dann noch einmal. »Alles.«
    Grace sah aus dem Fenster und sah das Schild zur Abfahrt von Glen Cove. Die Furcht in ihr wuchs. Von hier aus waren es noch knapp fünfzehn Kilometer bis Monroe.
     
    7.
     
    Jim zog Carol sachte zur Seite in den Flur vor der Bibliothek.
    »Warum hast du sie hierhergebracht?«
    Er war verärgert, weil sie Bill und sogar Ma auf das Anwesen gebracht hatte. Er wusste, sie meinte es gut, aber ihm war nicht danach, überhaupt jemanden zu sehen. Er konnte sich zurzeit gar nicht vorstellen, dass et jemals wieder Gesellschaft haben wollte.
    »Es ist nur ein Versuch, dir zu zeigen, dass wir dich lieben«, sagte sie und strich mit einer Fingerspitze an seinem Kiefer entlang, was ein Kribbeln in seinem Körper auslöste. »Dir zu sagen, dass das alles keine Rolle spielt.«
    Jim musste zugeben, der Gedanke tat gut, aber trotzdem fühlte er sich irgendwie … er schämte sich. Er wusste, er hatte nichts falsch gemacht. Der Klon eines Nobelpreisträgers zu sein war nicht so, als wäre man vor aller Welt als Syphilitiker oder so etwas gebrandmarkt, trotzdem konnte er nichts dagegen tun, dass er sich deswegen schämte und, ja, irgendwie auch der Meinung war, er sei jetzt weniger wert.
    Und das machte ihn paranoid: War Bills Händedruck soeben nicht weniger fest gewesen als früher? Hatte Ma sich nicht etwas zu hastig von ihm losgemacht, nachdem sie ihn zur

Weitere Kostenlose Bücher