Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
gerufen, als sie sah, wie Martin mit einer Gruppe der Auserwählten im Schlepptau das Haus betrat. Sie hatten in dem Haus nichts zu suchen. Nicht in Henrys Zuhause.
Es dauerte vielleicht fünfzehn Minuten, aber ihr erschien es wie eine Ewigkeit, bis Martin wieder aus dem Haus kam und zum Auto rannte. Sein Gesicht war gerötet, seine Augen fiebrig, als er sich in den Fahrersitz fallen ließ.
»Da ist niemand zu Hause, aber wir haben wohl den Beweis gefunden, den wir brauchen.«
»Einen Beweis?«, fragte Mr Veilleur.
»Ja! Bücher über Satanismus und okkulte Praktiken. Er hat diese Sachen offenkundig studiert!«
Mr Veilleur grinste verächtlich. »Wenn er tatsächlich der Antichrist ist, wie sie behaupten – also der Teufel oder ein Nachkomme von ihm –, dann sollte man doch wohl meinen, dass er sich bereits mit allen Formen des Satanismus auskennt.«
Martin zögerte nur einen Sekundenbruchteil. »Na, ja, wie auch immer … auf jeden Fall gibt es eine Verbindung zwischen diesem James Stevens und dem Teufel.«
»Wo sind die Bücher?«, fragte Mr Veilleur.
»Ich habe angeordnet, sie zu vernichten.« Er wandte sich an Grace. »Wissen Sie, wie man zu der Villa kommt, die er geerbt hat?«
»Natürlich. Sie liegt direkt am Meer. Jeder hier in der Stadt kennt die Hanley-Villa. Wieso?«
»Na, wenn er nicht hier ist, dann versteckt er sich wahrscheinlich da.«
»Vielleicht hat er die Stadt verlassen.«
Martin schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Er ist hier. Ich spüre das Böse in der Luft. Sie nicht?«
Grace musste zugeben, dass ihr etwas an Monroe falsch erschien. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, als breite sich ein Krebsgeschwulst im Herzen der Stadt aus. Aber es widerstrebte ihr, das zuzugeben.
Schließlich bestätigte sie es dann doch. »Ja, ich schätze schon.«
Martin ließ den Wagen an. »Welche Richtung?«
Grace deutete voraus. »Geradeaus und dann links, bis Sie zum Shore Drive kommen.«
Als der Wagen anfuhr, sah Grace aus dem Heckfenster. Die anderen Wagen mit den Auserwählten scherten hinter ihnen ein. Sie sah an ihnen vorbei und schnappte entsetzt nach Luft, als sie den Rauch bemerkte, der aus einem der Fenster des Hauses drang.
»Das Haus! Es brennt!«
Martin sah in den Rückspiegel. »Diese Vollidioten. Ich hatte ihnen gesagt, die Bücher im Garten zu verbrennen.«
»Halten Sie an! Wir müssen das Feuer löschen!«
»Dafür haben wir keine Zeit. Wir müssen dem Teufel in seinem Bau entgegentreten.«
9.
Carol hörte das Jaulen der Sirene auf dem Gebäude der freiwilligen Feuerwehr im Stadtzentrum.
Schon, als sie noch ein kleines Mädchen war, hatte dieses Geräusch sie immer entsetzt. Es bedeutete, dass irgendwo, in genau diesem Moment, die Flammen das Zuhause von jemandem vernichteten, vielleicht sogar jemanden töteten. Sie sah aus dem Fenster im Esszimmer nach Südosten, da wo ihr eigenes kleines Haus war. Sie war überrascht, als sie in der Richtung eine Rauchsäule erblickte. Es sah aus, als käme sie aus ihrer Nachbarschaft. Sie überlegte einen kurzen ängstlichen Moment lang, ob es wohl bei jemandem brannte, den sie kannte, und der ihre Hilfe brauchen konnte.
Und dann senkte sie den Blick und sah die Autos, die vor dem Tor des Anwesens vorfuhren. Im ersten Moment dachte sie: Reporter! Aber dann sah sie die Plakate und Demoschilder und ihr wurde klar, dass da etwas anderes vorliegen musste.
»Oh, nein. Wer sind die denn?«
Bill kam zu ihr ans Fenster.
»Sieht aus wie Demonstranten. Aber wogegen protestieren sie?«
Carol strengte sich an, die Worte auf den Schildern zu lesen, aber sie erkannte nur die ganz groß geschriebenen.
»Irgendwas mit Gott und Satan.«
»Ist ja toll«, grummelte Bill. »Das braucht Jim jetzt auch gerade.«
Carol blickte über die Schulter ins Wohnzimmer, wo Jim mit Emma saß. Die Gegenwart von Leuten, die er liebte und denen er vertraute, schien ihm neuen Mut zu geben. Die Anspannung, die noch bei ihrer Ankunft geherrscht hatte, war mehr und mehr verflogen.
»Was können die nur wollen?«
»Wer weiß? Wahrscheinlich ist das ein Haufen religiöser Hohlköpfe, die ihn für eine Art Frankensteinsches Monster halten. Ich gehe nach draußen zu denen. Sag Jim nichts davon, bis ich wieder zurück bin.«
»Was kannst du denn ausrichten?«
»Ich hoffe, ich kann sie verscheuchen.« Bill zuckte die Achseln und deutete auf seine Soutane und seinen Kragen. »Vielleicht bedeutet das bei denen ja noch irgendwas.«
»Sei vorsichtig.«
Als sie
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