Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld
nickte der. »Ich glaube, er hat recht. Das könnte die Suche erheblich abkürzen. Und im Augenblick ist alles, was Zeit spart, einen Versuch wert.«
Carol spürte, wie sich das eisige Gefühl weiter in ihr ausbreitete. Sie drehte sich wieder zum Fenster um und lehnte sich an Bill. Während sie zu den bleichen, unvertrauten Zügen des neuen Mondgesichts hochblickte, keuchte sie erschreckt auf. Etwas Dunkles, Scheußliches und unglaublich Großes segelte durch die Luft und verdeckte die Sterne. Es zog langsam vorbei wie ein schwebendes Leichentuch und erzeugte einen eisigen Schauer bei allem in seinem enormen Schatten, dann segelte es weiter und der Mond wurde wieder sichtbar.
Sie fröstelte und spürte, wie sich Bills Arm um ihre Schultern legte. Aber selbst das konnte die Kälte der Vorahnung nicht unterdrücken, die sich in ihre Knochen fraß.
Der Horrorkanal – lange B-Movie-Sondernacht
Es kam aus der Tiefe (1978, Regie: Tom Shusei Kotani)
Die Fliege (1958, Regie: Kurt Neumann)
Die Rückkehr der Fliege (1959, Regie: Edward Bernds)
Der Fluch der Fliege (1965, Regie: Don Sharp)
Die Bande des Captain Clegg (1962, Regie: Peter Graham Scott)
Gesandter des Grauens (1957, Regie: Roger Corman)
Zeremonien
Maui
»Es ist eine Gabe, Bati! Ein direktes Zeichen von Pele!«
Mokis Stimme war durch das Schmelzofengrollen des aktiven Vulkans kaum hörbar. Nur in seinen Malo gekleidet stand er neben den Ruinen des Besucherzentrums am Rand des neu erwachten Haleakala. Schweiß bedeckte seine Haut und verlieh ihr einen glänzenden Schimmer, während sich das rote und orangene Licht der Feuer unter ihnen auf den Flächen und Kurven seines festen, muskulösen Körpers brach und ihn gegen den tintenschwarzen Nachthimmel glühen ließ.
Die beiden gelben Steine in seiner Halskette schienen mit einer ganz eigenen Kraft zu glühen. Warum auch nicht? Die Halskette hatte bei Moki Überstunden machen müssen. Nur Sekunden zuvor war er mit Verbrennungen zweiten Grades auf dem ganzen Körper aus dem Krater gestiegen. Aber die Brandblasen waren eingetrocknet und die verbrannte Haut hatte sich abgeschält und war abgeblättert und enthüllte jetzt das frische, unberührte Fleisch darunter.
Kolabati wich vor der Hitze zurück und sorgte sich um Moki. Er hatte sich drastisch verändert. Das war nicht mehr der Mann, den sie liebte und mit dem sie zusammenlebte. Er war ein Fremder, ein wahnsinniger Eindringling, der sich seine eigenen Wahnvorstellungen aus dem Irrsinn um ihn herum konstruierte.
Gestern hatte sie sich um ihn geängstigt. Aber jetzt ängstigte er sie. Die Naturkatastrophe, die die Große Insel zerstört und den erneuten Ausbruch von Haleakala bewirkt hatte, schien ihn endgültig in den Wahnsinn getrieben zu haben.
Und Kolabatis Angst war auch von Wut gefärbt, einem tiefdunklen, trüben Rot. Warum? Warum jetzt? Warum musste die ganze Natur gerade jetzt so aus den Fugen geraten? War es Zufall oder Schicksal? Holte ihre gewaltige karmische Last – und sie wusste nur zu gut, wie sehr ihre Taten so vieler, vieler Jahre ihr Karma beschmutzt hatten – sie schließlich doch noch ein?
»Was bedeutet das denn, Moki?«, rief sie zu ihm zurück und ging damit auf seine Wahnvorstellungen ein. »Was für ein Zeichen sollte die Göttin des Feuers dir senden?«
»Es gefiel ihr nicht, dass ich Maui verlassen habe, um Lava von Kileau zu holen, also hat sie Kileau zerstört und das Feuer zu mir gebracht.«
Kolabati schüttelte in stillschweigendem Groll den Kopf. Kannte Mokis Manie denn gar keine Grenzen? Wie viele Tausende waren bei der Explosion der Großen Insel umgekommen? Wie viele mehr hier auf Maui, die nicht durch den Schatten des Haleakala vor der Druckwelle geschützt gewesen waren? Aber auch der Haleakala hatte seine Todesopfer gefordert. Hana war zerstört worden, genau wie die Seven Sacred Pools, die durch Haleakalas explosives Wiedererwachen unter Tausenden Tonnen Staub und Asche verschüttet und dann durch den ersten Lavastrom versiegelt wurden, der das Kipahulu-Tal ausfüllte und von da nach Waihoi und dann in den Ozean strömte. Den Nachrichten aus dem Radio zufolge war der ganze südöstliche Teil der Insel, von Kaupo Gap bis Nanualele Point, eine einzige lodernde Fläche flüssiger Lava.
Alles nur, damit Moki Maui nicht mehr für ein paar Stunden alle paar Wochen verlassen musste?
Glücklicherweise war die Lava den alten Lavabetten gefolgt. Wenn der Ausbruch auf der Nordseite des Haleakala erfolgt wäre, dann
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