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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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wäre das dicht besiedelte Zentraltal zu einem Friedhof geworden. Auch dafür hatte Moki eine Erklärung: Pele wollte Moki und seine Wahine verschonen.
    Moki hatte sich also gewandelt und mit seiner Transformation bemerkte auch Kolabati ungewollte Veränderungen an sich selbst. Ihre innere Ruhe war zerstört, der Frieden dahin, und sie stellte fest, dass ihre Gedanken alten Pfaden folgten, den kalten, berechnenden Erwägungen der Vergangenheit.
    Sie fröstelte im kühlen Wind. Jetzt, wo sie nicht mehr der Hitze des Kraters ausgesetzt war, war es kalt hier oben, fast dreitausend Meter über dem Meeresspiegel. Sie wollte flüchten, aber wohin? Die Nachrichten vom Festland waren beängstigend. Vielleicht war es sogar sicherer hier auf den Inseln, aber nicht zusammen mit Moki. Er war eine Sprengladung, die jeden Moment detonieren konnte und dann ihn und alles um ihn herum in den Tod reißen würde. Trotzdem konnte sie ihn nicht verlassen. Nicht, solange er die andere Halskette trug. Die gehörte ihr und sie würde nicht ohne sie gehen.
    Aber wie sollte sie sie zurückbekommen? Wie nimmt man der Katze die Glocke wieder ab?
    Sie hatte überlegt, sie ihm abzunehmen, während er schlief, hatte den Versuch aber noch nicht gewagt. Seit der Wahnsinn von ihm Besitz ergriffen hatte, schlief Moki kaum noch. Und wenn er aus einer seiner kurzen Schlummerphasen erwachte und feststellte, dass die Kette verschwunden war, dann würde er sie verfolgen und nur Kali mochte wissen, was er ihr antun würde. Er könnte ihr vielleicht sogar ihre eigene Kette vom Hals reißen und zusehen, wie anderthalb Jahrhunderte sie einholten. Er selbst würde natürlich ohne seine Halskette nur unmerklich altern, denn er trug sie erst seit ein paar Jahren. Aber Kolabati würde vor seinen Augen vergreisen und zu Staub zerfallen.
    Also hielt sie sich zurück, tat so, als würde sie zu ihm halten, und wartete auf eine Gelegenheit.
    Überrascht bemerkte Kolabati, dass sie auf dem Rand des Kraters nicht allein waren. Eine Gruppe von vielleicht sechzig Männern jeden Alters in traditionellen hawaiianischen Gewändern hatte sich zu ihnen gesellt. Geführt von ihrem Alii , einem älteren Mann in der gefiederten Robe des Häuptlings und dem traditionellen Kopfschmuck, gingen sie auf Moki zu, der weiter die Feuer betrachtete. Der Alii rief ihn an und er drehte sich um. Sie fing Fetzen der alten hawaiianischen Sprache auf, die hin und her flogen, hatte aber Mühe, dem zu folgen, was gesprochen wurde.
    Schließlich drehte Moki sich um und kam den Abhang herunter auf sie zu. Die anderen blieben am Kraterrand stehen und warteten.
    »Bati!«, sagte er mit leiser Stimme. Sein Grinsen war wild und verzerrt, die Augen funkelten vor Erregung. »Siehst du sie? Sie sind die letzten der echten Hawaiianer. Sie sind die ganze Strecke von Niihau hierher gesegelt, auf der Suche nach Maui.«
    »Sie haben es gefunden. Oder das, was davon übrig ist.«
    »Nicht die Insel. Den Gott Maui – du kennst die Geschichte.«
    »Natürlich.«
    Vor langer Zeit kletterte Maui, der verschlagene polynesische Halbgott, vor Sonnenaufgang auf den Gipfel des Haleakala, dem Haus der Sonne, um seiner Mutter einen Gefallen zu tun. Sie hatte sich beklagt, dass die Tage nicht lang genug seien, um mit all ihren Pflichten wie kochen, putzen und dem Trocknen von Tapa-Stoff fertig zu werden, also hatte Maui beschlossen, das zu ändern. Als der erste Sonnenstrahl über dem Horizont erschien, fing Maui ihn mit seinem Lasso ein und nahm so die Sonne gefangen. Die Sonne flehte um ihre Freiheit, aber Maui ließ sich erst darauf ein, nachdem sie versprochen hatte, die Tage länger zu machen, indem sie langsamer über den Himmel kroch.
    »Die Niihauaner sagen, die kürzeren Tage bedeuten, dass die Sonne ihr Versprechen gebrochen hat, daher sind sie gekommen, um Maui bei seiner Wiederkehr darin zu unterstützen, die Sonne wieder einzufangen. Sie wollen wissen, ob ich ihm begegnet bin. Kannst du das glauben?«
    Kolabati sah an Moki vorbei zu den erwachsenen Männern, die in Federn gekleidet waren und Speere trugen. Sie taten ihr leid.
    »Was hast du ihnen erzählt?«
    »Ich bin einer Antwort ausgewichen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Aber jetzt weiß ich es.«
    Der Blick in seinen Augen gefiel Kolabati ganz und gar nicht.
    »Ich habe fast Angst, dich zu fragen.«
    Sein Grinsen wurde breiter. »Ich werde ihnen sagen, dass ich Maui bin.«
    »Ach, Moki, mach dich nicht über sie lustig. Sind die Dinge nicht auch

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