Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld
Alan jetzt hier draußen. Einige der Sturmrollläden hatten sich heute Morgen nicht hochfahren lassen. Sogar von innen hatte er sehen können, dass sie stark verbogen waren. Stärker, als er es bei dem Ansturm der Insekten für möglich gehalten hatte. Jedenfalls bei den Arten, die er bisher gesehen hatte.
Was bedeutete, dass da jetzt vielleicht etwas Neues unterwegs war, etwas, das größer war als seine höllischen Vorgänger und dementsprechend auch gefährlicher für die kleine Festung, zu der Toad Hall geworden war. Als er an der Vorderseite angekommen war, brachte er den Rollstuhl zum Stehen und starrte das Haus an.
Die Dellen in den Stahllamellen waren weit tiefer, als er gedacht hatte. Und sie waren mit etwas Scharfem und Schwerem mit dem Gewicht und den Ausmaßen einer Spitzhacke erzeugt worden.
Aber die Rhododendronbüsche unter den Rollläden gaben ihm noch mehr Grund zur Sorge.
Die waren platt getrampelt.
Alan rollte sich über den Rasen, um das genauer in Augenschein zu nehmen. Das hier waren alte Büsche, vielleicht fünfzig Jahre alt oder noch älter, mit mächtigen Stämmen und dicken Ästen, und durch Bas wundersame Düngemittel gesund und dicht belaubt. Hartes Holz. Das wusste Alan noch aus den Zeiten, als er die Rhododendren an seinem Haus, das seitdem abgebrannt war, zurückschneiden musste.
Die hier waren jedoch nicht abgeschnitten worden. Die Stämme und Zweige waren niedergewalzt, die Splitter in den Boden gedrückt. Etwas furchtbar Großes und Schweres – oder mehrere große und schwere Etwas – hatten diese Fenster in der letzten Nacht attackiert und waren gegen die Rollläden angestürmt.
Aber sie waren nicht hereingekommen. Das war das, was zählte.
Als Alan das linke Rad nach vorn und das rechte nach hinten drehte, um zu wenden und zum Gartenweg zurückzurollen, sah er den niedergedrückten Rasen. Er schluckte. Er hatte sich zu sehr auf die Rollläden und die niedergewalzten Büsche konzentriert, um das vorher zu bemerken. Aber aus diesem Winkel war es nicht zu übersehen.
Das frische Frühlingsgras, das dringend gemäht werden musste, war in einem weiten Bogen platt gedrückt, der am Tor begann, um die Weiden herum und dann direkt zum Haus führte. Alan versuchte sich vorzustellen, was für ein Wesen eine solche Spur hinterlassen konnte, aber alles, was ihm einfiel, war eine zehn Meter große Bowlingkugel. Wahrscheinlich mit Zähnen. Vielen Zähnen.
Ihn schauderte und er rollte sich zurück auf den Weg. Jede Nacht wurde es schlimmer. Schließlich würden die Verteidigungsmaßnahmen um Toad Hall versagen. Alan hoffte inständig, dass es ihm gelang, Sylvia zum Ausziehen zu bewegen, bevor das geschah, oder dass es Glaeken gelang, die Teile zu besorgen, die er brauchte, um Hilfe zu holen.
Alan spürte es in den Knochen: Sie würden Hilfe brauchen. Eine Menge Hilfe. Und das bald. Andernfalls hatten sie, wenn die Sapir-Kurve stimmte, noch zwei Tage mit Licht zu erwarten. Dann würde das Licht zum letzten Mal um drei Uhr nachmittags am Donnerstag verlöschen. Und die endlose Nacht würde einsetzen.
Abes Farm
Die Viecher hatten sich ausgetobt – und das gründlich.
Während der Nacht, eingegraben in all dem Beton und hinter der dreifach gesicherten Einstiegsluke, hatten sie nichts bemerkt. Aber als sie jetzt wieder nach oben kamen …
Im Bauernhaus waren alle Fenster zerschlagen und das Innere vollkommen verwüstet. Gia hegte keine nostalgischen Gefühle für das Haus, aber diese Zerstörungswut machte ihr zu schaffen.
»Gestern haben wir hier noch gefrühstückt«, sagte sie beim Anblick der sinnlosen Verwüstung in der Küche.
Abe kam durch die geborstene Tür herein. »In der Scheune ist es noch schlimmer. Keine Eier und nur ein Haufen Federn, wo die Hühner waren. Und immer noch keine Spur von meinem armen Parabellum.«
»Was ist mit der Katze?«, wollte Vicky wissen.
Abe schüttelte den Kopf. »Ich habe sie nicht gesehen.« Als Vickys Unterlippe zu beben begann und ihre Augen sich mit Tränen füllten, fügte er hastig hinzu. »Aber frei lebende Katzen sind zäh. Bestimmt hat sie ein sicheres Versteck gefunden.«
Er blickte Gia an und sie wusste, was er dachte. Wahrscheinlich ist das nicht.
Er deutete mit dem Kopf zum hinteren Teil des Hauses. »Gehen wir zu dem Felsvorsprung da rüber. Ich will dir etwas zeigen.«
»Das Loch?«
»Etwas anderes.«
Das Loch war wie am Tag zuvor, aber das Tal hatte sich verändert. Der Boden war aufgewühlt, die Bäume zum Teil
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