Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld
beide Halsketten bei sich.«
Jack schüttelte den Kopf. »Zu weit weg.«
»Sie können die Strecke hin und zurück in zwei Tagen schaffen. Je eher Sie losfliegen, desto schneller sind Sie wieder zurück.«
Jack trommelte mit seinen Fingern auf den Schenkeln. »Ich weiß nicht …«
»Jack …«
»Wie haben Sie das herausgefunden? Vorgestern hatten Sie noch nicht die geringste Ahnung, wo sie sein könnte.«
»Ich bin einem alten Bekannten begegnet, der das wusste.«
»Was für ein günstiger Zufall.«
»Nicht wirklich. Ich habe diesen Bekannten aufgesucht.«
Glaeken gestattete sich ein knappes Lächeln, sagte aber sonst nichts mehr. Sollte Jack doch glauben, dass es sich bei dem Bekannten um eine Person handelte. Tatsächlich hatte er aber gestern, als er diesen Jungen, Jeffy, berührt hatte, Kontakt mit dem Dat-Tay-Vao aufgenommen und durch diesen Kontakt hatte er den Aufenthaltsort der Halsketten erfahren. Denn das Dat-Tay-Vao wusste immer, wo sie waren. Einstmals waren sie eng miteinander verbunden gewesen. Er konnte nur hoffen, dass es ihm gelang, sie mithilfe von Männern wie Jack bald wieder zu vereinen.
»Und jetzt wollen Sie, dass ich zu Kolabati gehe und sie überrede, auf die Ketten zu verzichten, was gleichzeitig bedeutet, dass sie dann rapide altert und stirbt?«
»Ich will, dass Sie sie besorgen. Sie sollen sie einfach nur besorgen.«
»Ich werde sie auf keinen Fall töten.«
»Selbst wenn das das Ende allen Lebens, so wie wir es kennen, bedeutet?«
»Wenn sie diejenige wäre, die dafür verantwortlich ist, wäre es etwas anderes. Kein Thema. Aber sie ist hier auch nur ein Opfer.«
Glaeken deutete auf das Fenster. »Das Loch da draußen ist nur das erste. Es werden noch viele mehr folgen – unzählige Löcher. Früher oder später wird eines davon zum Tod von jemandem führen, den Sie lieben. Diese Halsketten werden ganz erheblich dazu beitragen, das zu verhindern.«
Jack atmete scharf aus. »Sie müssen mich nicht daran erinnern. Aber ihr eine Kugel in den Schädel jagen und dann die Leiche berauben?« Er schüttelte den Kopf. »Das kriege ich nicht hin.«
Glaeken hatte Gia und Vicky nicht gern aufs Tapet gebracht, aber er war gespannt auf Jacks Reaktion gewesen. Er war positiv angetan. Für Jack gab es Grenzen, die er nicht überschreiten würde. Es gab aber noch andere Argumente.
»Ich glaube, es gehört zu Ihren Tätigkeiten, gestohlene Dinge zurückzustehlen?«
Jack trommelte mit seinen Fingern auf den Armlehnen.
»So was kommt vor.«
»Na gut: Diese Halsketten – oder besser gesagt, das Metall, aus dem sie gemacht sind – gehörte ursprünglich mir.«
Jack schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich weiß sicher, dass diese Halsketten älter als die Veden sind und dass sie sich seit Generationen im Besitz ihrer Familie befinden. Und glauben Sie mir, in ihrer Familie sind Generationen wirklich lang.«
»Trotzdem ist es wahr. Das Ausgangsmaterial wurde mir vor sehr, sehr langer Zeit gestohlen.«
Jack rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf, als müsse er seine Gedanken klären. »Das stimmt wohl. Sie haben auch ein paar Jahre auf dem Buckel.«
»Ein paar.«
Nach einer langen Pause: »Na gut, ich überlege mir die Sache unter diesem Gesichtspunkt. Ich verpflichte mich nicht dazu, sofort nach Maui zu rennen, aber in der Zwischenzeit könnte ich ein paar detaillierte Zeichnungen der Halsketten gebrauchen. Haben Sie welche?«
»Ich kann sie bis morgen besorgen.«
Jack erhob sich. »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»Es ist fast Sonnenuntergang«, meinte Glaeken, als Jack sich zur Tür wandte. »Gehen Sie auf direktem Weg nach Hause.«
Jack lächelte: »Wieso? Läuft da ein Vampir frei rum?«
»Nein. Schlimmer. Gehen Sie nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr aus dem Haus und kommen Sie vor allem nicht in die Nähe des Lochs.«
Jack winkte zum Abschied, als er durch die Tür ging.
Glaeken hoffte, er würde auf die Warnung hören. Er mochte den Mann wirklich und er brauchte ihn. Er wollte nicht, dass ihm etwas zustieß.
Aus der Tiefe
WNYW-TV
Hier ist Charles Burge mit einem Livebericht von der Sheep Meadow im Central Park. Seit den tragischen Ereignissen des Nachmittags kam es zu keinen weiteren Vorkommnissen, aber das bedeutet nicht, dass hier nichts passiert. Wie Sie hinter mir sehen, hat sich die Menge zerstreut. Das liegt daran, dass gegen 17:30 Uhr der Luftzug in das Loch hinein die Richtung gewechselt hat und jetzt aus dem Loch herausströmt. Und lassen Sie
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