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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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blitzten auf. »Ein neuer Klient?«
    »Ein alter.« Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber er legte einen Finger auf ihre vollen Lippen. »Wir müssen nur abrechnen.«
    Sie küsste seinen Finger und schob ihn dann zur Seite.
    »Ich wollte nur sagen, dass Vicky es lieber hätte, wenn du bleibst.«
    Vicky. Der andere Stern in seinem Leben. Die magere kleine Zehnjährige, die sich vor Jahren in sein Herz geschlichen hatte und einfach nicht wieder gehen wollte.
    »Wirklich?« Jack schlang seine Arme um ihre Taille und zog ihre schlanke Gestalt an sich. »Das will ich auch.«
    »Ich hätte es auch gern, dass du bleibst.«
    Er ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten und bemerkte die verspannten Muskeln. Angespannt war sie zwar immer, aber heute schien sie noch beunruhigter als sonst.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwie bin ich nervös. So, als würde etwas passieren.«
    »Das ist bereits geschehen. Du hast doch die Nachrichten gesehen. Die Sonne ist wieder ein paar Minuten früher untergegangen und ein großes Stück vom Central Park ist direkt in die Hölle runtergerauscht.«
    »Das ist es nicht. Da liegt etwas in der Luft. Spürst du das nicht?«
    Jack spürte es. Eine ungreifbare Bedrohung in der reglosen Dunkelheit hinter ihm. Die Luft schien durchdrungen von einer Aura der Gefahr.
    »Das liegt wahrscheinlich an all den merkwürdigen Dingen, die da passiert sind.«
    »Vielleicht. Aber ich will mit Vicky heute Nacht nicht allein sein. Kannst du später zurückkommen?«
    »Sicher. Gerne. Es sollte nicht allzu lange …«
    »Jack-Jack-Jack!«
    Über Gias Schulter hinweg sah er Vicky, die mit einem Blatt Papier in der Hand durch den Flur gerannt kam. Sie hatte die blauen Augen ihrer Mutter und das braune Haar ihres verstorbenen Vaters. Das Haar war in einem langen Pferdeschwanz nach hinten gebunden, der beim Laufen hin und her wippte. Ein magerer Körper und ein bezauberndes Lächeln, das Jack aus der tiefsten Verzweiflung herausreißen konnte.
    »Was ist denn, Vicks?«
    »Ich habe dir ein Bild gemalt.«
    Vicky hatte das künstlerische Talent ihrer Mutter geerbt und malte sehr gern. Jack nahm das ihm hingehaltene Blatt Papier und starrte darauf. Ein Schwarm tentakelbewehrter Kreaturen flog durch die Luft über Manhattan. Es war – erschreckend.
    Er lächelte trotz seines Unbehagens. »Das ist toll, Vicks. Stammt das aus Krieg der Welten? «
    »Nein. Es regnet Kraken.«
    »Ja … Ich schätze, das tut es. Wie bist du darauf gekommen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie mit einem Stirnrunzeln. »Das ist mir so eingefallen.«
    »Nun, danke«, sagte Jack und rollte es zusammen. »Das kommt in meine Victoria-Westphalen-Sammlung.«
    Sie strahlte und schenkte ihm dieses Lächeln. »Weil es eine Menge wert sein wird, wenn ich berühmt bin, richtig?«
    »Du hast es erfasst, Kleine. Das wird meine Altersversorgung.«
    Jack gab ihr einen Kuss und umarmte sie, dann küsste er Gia schnell noch einmal. »Ich komme später zurück.«
    Gia drückte ihm dankbar die Hand, dann machte er sich in westlicher Richtung auf den Weg.
    Als er die 58th Street entlangging, kamen ihm Mr. Veilleurs Abschiedsworte vom Nachmittag wieder in den Sinn.
    Gehen Sie nicht nach Anbruch der Dunkelheit auf die Straße, vor allem nicht in die Nähe des Lochs.
    Warum verdammt noch mal denn nicht? Die Warnung war wie ein rotes Tuch, das vor seiner Nase hin und her wedelte. Und wo er sowieso auf dem Weg zu Julio’s am Park vorbei musste …
    Die Party war vorbei.
    Im Vergleich zum Nachmittag wirkte das Areal um die Sheep Meadow wie ausgestorben. Es waren nur noch ein paar Arbeiter und Sicherheitsbeamte vor Ort.
    Vielleicht lag es an dem Gestank.
    Jack roch ihn das erste Mal, als er am Plaza Hotel vorbeikam. Etwas Fauliges, Verwesendes. Er war nicht der Einzige. Die Hotelgäste, die aus Taxis und Limousinen ausstiegen oder die Eingangstufen herunterkamen, rümpften die Nasen, als sie den Gestank bemerkten.
    Er dachte, vielleicht war die Kanalisation irgendwo in der Nähe übergelaufen, aber der Gestank wurde stärker, als er den Park betrat.
    Und hier an der Sheep Meadow war er besonders stark.
    Flutlichtbatterien strahlten das Loch und das umgebende Areal an wie das Schlagmal im Yankee-Stadion. Als er sich alles ansah, meinte er, er habe so etwas wie eine Taube aus dem Loch hochfliegen sehen, die durch den Lichtschein schoss und in der Dunkelheit dahinter verschwand. Aber für eine Taube war das verdammt schnell gewesen.
    Jack

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