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Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt

Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt

Titel: Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emmy Abrahamson
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Vallerup. Ich sehe den Trinker Sixten, sage mir aber, dass es keinen Wert hat, ihn nach Celestyna zu fragen. Vielleicht wenn sie aussehen würde wie eine Dose Starkbier zum halben Preis. Ich klettere auf die große Eiche am Ende der Straße, schaue heimlich in die Gärten einiger Sommergäste und hinter den riesigen großen Schuppen, der dort steht, aber von Celestyna keine Spur.
    »Ich kann sie nicht finden«, sage ich zu Mutter, als ich meine Runde durchs Dorf beendet habe.
    Sie steht an der provisorischen Kochplatte und brät Eier und Würstchen für unsere Handwerker, die neuerdings Schweden sind und auf die Namen Bo und Mats hören.
    »Such weiter!«, sagt Mutter.
    »Wo denn, wenn ich nicht weiß, wo sie hin ist!«
    Mutter schneidet mehrere Scheiben von dem Brot ab, das wir aus Polen mitgebracht haben.
    »Sylwia sagt, als sie Celestyna zuletzt gesehen hat, kam sie ihr vor, als hätte sie sich über irgendetwas schrecklich aufgeregt.«
    »Hat sie gesagt, worüber?«, frage ich und muss natürlich an das geköpfte Kaninchen denken.
    »Bring das hier den Handwerkern, sei so lieb!« Mutter gibt mir ein Riesentablett voller Essen. »Und such weiter!«
    »Warum kann eigentlich Rafał nicht suchen helfen?«
    »Er ist doch nur für ein paar Tage hier. Lass ihm seinen Urlaub!«
    »Er ist schon seit Wochen hier! Und warum können die Handwerker eigentlich nicht ihr eigenes Mittagessen kochen?«, frage ich hinter dem Berg von Würstchen.
    »Alicja, geh jetzt!«, sagt Mutter in warnendem Ton.
    Also trage ich den Handwerkern ihr Mittagessen in die Garage, bevor ich mich aufs Fahrrad schwinge und in Richtung Glemmingebro fahre. Ich habe genau null Bock, nach Celestyna zu suchen. Aber vielleicht ist Marie heute zu Hause. Wenn nicht, kann ich das Fahrrad an der Bushaltestelle stehen lassen und den Bus nach Ystad nehmen.
    Obwohl es in Vallerup vollkommen windstill zu sein schien, macht sich draußen zwischen den Feldern ein verräterischer Wind bemerkbar. Ich wünschte, ich hätte die rote Kapuzenjacke angezogen. Das kleine Kaninchen mit dem Plopp -Schokoriegel liegt gut befestigt im Fahrradkorb, damit ich es Celestyna gleich zeigen kann. Die Rettung des Kuscheltiers soll ihr beweisen, dass ich nichts Böses wollte.
    Ein großer Traktor fährt bedrohlich nah an mir vorbei und bläst mich fast um. Ich kann gerade noch absteigen.
    »Bauerndepp!«, schreie ich und habe auf der Stelle ein schlechtes Gewissen. Ich schaue um mich, ob jemand da ist, der mich gehört haben könnte, aber da sind nur ein mit Mohn verziertes Raps- und ein gelbgrünes Weizenfeld.
    Seit wir nach Skåne gezogen sind, besitze ich einen komplett neuen Wortschatz Plagen betreffend, mit denen es die Bauern hier zu tun haben: Schimmel, Wühlmäuse, Wurzelfäule und frag mich nicht was alles, was es in Stockholm nicht gibt. Ich weiß jetzt, dass Bauern grundsätzlich und immer zu bedauern sind. Wenn es nicht zu warm ist, ist es zu kalt, wenn es nicht zu wenig regnet, regnet es zu viel, und nie können die Armen in Urlaub fahren oder morgens ausschlafen.
    Trotzdem murmle ich noch mal »Bauerndepp!« vor mich hin, bevor ich mich wieder aufs Fahrrad setze.
    Ich radle durch Ingelstorp und weiter nach Glemmingebro. Ich klopfe an die Tür des gelben Sechzigerjahrehauses, in dem Marie wohnt, aber niemand macht auf. Am Fenster stehen vertrocknete Zimmerpflanzen, und neben der Tür hängt eine kleine schwedische Flagge. Wenn man ihr lieblosesZuhause sieht, wundert man sich nicht, dass Marie so still geworden ist.
    Auf der Überlandstraße, die durch Glemmingebro hindurchführt, sehe ich dänische und deutsche Autos, aus denen müde Touristengesichter herausschauen. Am Kiosk gegenüber der Bushaltestelle kaufe ich ein Safteis und überlege, ob ich wirklich mit dem Bus nach Ystad fahren oder lieber zum Strand radeln soll. Vielleicht steckt Celestyna ja irgendwo zwischen den Dünen.
    Der Strand gewinnt. Ich beeile mich mit dem Eis und fahre über Kieswege durch die Felder von Glemmingebro. Und plötzlich entdecke ich jemanden, der nicht weit von dem weiß gestrichenen Pferdehof dort unter einer großen Eiche auf einer Wiese steht. Eine Person mit einer roten Kapuzenjacke.
    »Celestyna!«, rufe ich und trete in die Pedale.
    Die Person schaut in meine Richtung, verschwindet dann aber in einem kleinen Wäldchen, das ein paar Schritte hinter der Eiche beginnt.
    »Celestyna!«, rufe ich. »Bleib stehen!«
    Als ich mich dem Baum nähere, ist niemand zu sehen. Aber um ihn herum

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