Widerstand zwecklos - Der Liebe erlegen (German Edition)
wenigstens in irgendeiner Weise hilfreich wären.“ Geräuschvoll stieß Gray die Luft aus seinen Lungen, ohne den Blick von der dunklen Flüssigkeit in seiner Tasse zu wenden. „Mir gehen die Ideen aus.“
„Echt? An dem Punkt war ich auch schon.“
Schließlich sah Gray seinen Partner doch an. „Und jetzt bist drüber weg?“
„Ich versuche jetzt was anderes.“
„Und das wäre?“
„Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, wie wenig Kontakt Jennifer und Liz zu ihren Familien haben?“
„Natürlich. Aber das liegt an ihren Jobs. Nur aus dem Grund halten sie von ihnen Abstand.“
Chris schüttelte ungläubig seinen Kopf. „Das kann nicht der einzige Grund sein. Es geht Jennifer nicht nur um die Sicherheit ihrer Familie. Jennifer bekommt jedes Mal einen panischen Gesichtsausdruck, wenn ich auf ihre Eltern zu sprechen komme. Sie denkt wahrscheinlich, ich bemerke es nicht. Da kennt sie mich aber schlecht.“ Chris nippte kurz an seinem Kaffee, ehe er fortfuhr: „Und da irgendwie alles, was ich bisher versucht habe, fehlgeschlagen ist, knüpfe ich nach und nach engeren Kontakt zu ihren Eltern. Die beiden erzählen mir nur zu gern, wie Jennifer früher war. Dadurch lerne ich meine Frau besser kennen, auch wenn nicht sie es ist, die mir von ihrer Vergangenheit erzählt. Und vielleicht, mit ein klein wenig Glück, finde ich auf diesem Weg raus, was ich tun kann, damit sie sich mir endlich öffnet.“
Bedächtig nickend stimmte Gray zu. Da war wirklich was dran. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, einen anderen Weg einzuschlagen, um seine Beziehung zu Liz voranzubringen.
6. Kapitel
Gray starrte auf den Geschäftsbericht, den er von Harold erhielt. Er blätterte flüchtig die Seiten um, ohne wirklich genau hinzusehen. Fortwährend drifteten seine Gedanken ab, hin zu dem, was Chris während des letzten Auftrags sagte. Der Kommentar seines Freundes brachte ihn auf einen Gedanken, der ihn nicht mehr losließ.
Konnte es sein, dass das noch immer angespannte Verhältnis von Liz zu ihrer Familie auch direkt zwischen ihnen beiden stand? Wenn er es schaffte, Liz und ihre Familie einander näherzubringen, würde sie sich dann auch ihm endlich zuwenden? Mit einem gemurmelten Fluch klappte Gray die Mappe mit dem Geschäftsbericht zu und schob sie von sich. Seine Konzentration war dahin, just in dem Moment, als er begann, über sein vordringlichstes Problem nachzudenken - seine Frau.
Ihm war inzwischen klar, dass Liz sich mit Harold und John aussprechen musste, ehe sie als Familie wieder zueinanderfinden konnten. Das würde jedoch gleichermaßen bedeuten, sie musste ihnen reinen Wein über ihr Leben und ihren Job einschenken. Der Fakt, dass sie ihnen die Wahrheit vorenthielt, ließ keinen unvoreingenommenen Umgang miteinander zu. Und Liz sah sich dadurch gezwungen, ihre Gefühle, die sie ganz offensichtlich für ihren Vater, ihren Bruder und auch für Annie hegte, zu unterdrücken - eine Art Selbstschutz, der sich auf ihr gesamtes Gefühlsleben auswirkte.
Ratlos fuhr er sich mit beiden Händen durch die Haare, ehe er sich in den massiven Ledersessel sinken ließ und auf den schwarzen Monitor starrte. Er konnte Liz nicht zwingen, sich ihrer Familie zu offenbaren. Wenn er das tat, dann würde er sie verlieren. Noch in ihrer missglückten Hochzeitsnacht schwor er sich, seine Frau niemals wieder zu etwas zu zwingen. Ihre Heirat sollte die einzige Ausnahme bleiben. Sie musste von sich aus auf Harold und John zugehen. Alles, was er tun konnte, war, Liz vorsichtig in die richtige Richtung zu schubsen, in der Hoffnung, dass mit einer Aussprache unter den Gibsons Liz sich ihm gegenüber endlich öffnete, sie ihre Liebe zu ihm entdeckte.
Zufrieden mit sich selbst verschränkte Gray die Arme vor der Brust. Ein Lächeln der Vorfreude zeigte sich auf seinem markanten Gesicht. Genau so würde er es machen, fasste Gray in Gedanken einen Entschluss. Was war schon gegen ein gemeinsames Abendessen hier oder ein zwangloses Treffen dort einzuwenden? So etwas taten Familien nun einmal. Wenn Liz sich erst gewahr wurde, was ihr entging, würde sie sicher früher oder später die richtige Entscheidung treffen. Eine Entscheidung, die für alle Beteiligten nur Vorteile bringen konnte.
Alles würde sich zum Besten wenden, dessen war sich Gray ganz sicher. Zuversichtlich streckte er den Arm nach dem Geschäftsbericht aus, um die Überprüfung der Daten abzuschließen. Doch das Klingeln des Telefons hielt ihn davon ab. Townsend.
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