Widerstand zwecklos - Der Liebe erlegen (German Edition)
Gray stöhnte vernehmlich und griff zum Hörer.
Kaum meldete er sich, kam sein Vorgesetzter sofort auf den Punkt. „Es gibt Probleme, Blackwood.“ Die Stimme des Mannes klang von der deutlichen Anspannung noch dunkler als sonst.
„Welcher Art, Sir?“
„Das erkläre ich Ihnen, sobald Sie mit Robbins in meinem Büro sind. Wo ist Ihre Frau?“
„Liz und Jennifer genießen ihren freien Tag auf dem Schießplatz und im Trainingszentrum. Geht es um einen neuen Auftrag?“
„Nicht für Ihre Frauen. Ich erwarte Sie und Ihren Kollegen in zwei Stunden hier in meinem Büro.“
Ehe Gray etwas erwidern konnte, unterbrach Townsend das Gespräch auch schon. Die ruppige Sprechweise seines Vorgesetzten verursachte bei Gray ein ungutes Gefühl. Auch wenn es sich nicht um einen Auftrag für Liz und Jennifer handelte, so vermutete er dennoch, dass das angesprochene „Problem“ mit ihnen zu tun haben musste. In aller Eile ließ Gray den Telefonhörer auf den Schreibtisch fallen und hastete zur Haustür.
„Setzen Sie sich!“ Townsend wies mit ausgestrecktem Arm auf die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch und bedeutete Gray und Chris Platz zu nehmen. Die Miene des Lt. General war verschlossen, wirkte verkniffener denn je. Tiefe Linien gruben sich um seinen Mund ein, als habe er die letzten Stunden damit verbracht, seine Lippen fest aufeinander zu pressen.
„Worum geht es bei dem Problem, von dem Sie am Telefon sprachen, Sir?“, erkundigte sich Gray und hoffte inständig, dass es dieses Mal nicht Liz und Jennifer betraf. Scheinbar hatte Chris die gleiche Vorahnung, denn das sonst für ihn typische Lächeln war längst von seinem Gesicht gewichen.
Townsend sah von einem Mann zum anderen, ehe er das Unmögliche aussprach. „Wir müssen davon ausgehen, dass Hacker in den Zentralcomputer eingedrungen sind. Dabei haben sie offensichtlich einen Teil der Akten herausgezogen, die eine meiner Einheiten betreffen. Alles aktive Agenten.“
„Mir wäre es lieber, wenn Sie nicht so sehr um den heißen Brei herumreden würden, Sir.“ Gray beugte sich auf seinem Stuhl leicht vor, ehe er fortfuhr. „Es geht um die TDAs, nicht wahr?“ Als Antwort nickte Townsend nur kurz.
„Was ist mit Liz und Jennifer?“
„Die waren leider auch darunter. Insgesamt betrifft es sechs Agenten.“
„Was ist mit Jeff?“
„Ihr Bruder gehört nicht dazu. Er ist einer der sechs TDAs, die nicht betroffen sind.“
Fassungslos schüttelte Gray den Kopf und schloss für einen Moment die Augen. Das Schlimmste, was einem Agenten ihrer Sicherheitseinstufung geschehen konnte, war eingetreten. Die Folgen waren nicht abschätzbar.
„Wie haben Sie davon erfahren, Sir?“, wollte Chris wissen, der sich bislang im Hintergrund hielt. „Gibt es bereits ein Spur, der wir nachgehen können? Einen Verdächtigen?“
„Genau das ist das Problem“, stieß der Lt. General mit einem Seufzen aus. „Wir haben nichts in der Hand. Keine nennenswerte Spur. Keinen Hinweis. Keinen Verdächtigen.“
„Wie haben Sie dann davon erfahren können? Wenn es keine Hinweise gibt, woher wollen Sie wissen, dass die Akten entwendet wurden? Vielleicht handelt es sich auch nur um einen Irrtum.“ Auch wenn Gray diesen Umstand erhoffte, so wusste er dennoch, es war nicht an dem. Sein Vorgesetzter würde niemals mit blanken Vermutungen aufwarten, sondern mit Tatsachen.
„Die Akten wurden auf dem Schwarzmarkt verkauft.“ Der knapp hervorgebrachte Kommentar schlug ein wie eine Bombe. Chris sah geschockt zu seinem Freund, der ebenfalls nicht fassen konnte, was er da gerade hörte.
„Verkauft? ... Auf dem Schwarzmarkt?“, murmelte Chris entsetzt. „Das ist ungeheuerlich!“
„Genau so könnte man die momentane Situation auch beschreiben, Robbins.“ Bedächtig nickte Townsend und schob zwei große Stapel Akten über die Schreibtischplatte in Richtung der Männer. „Ein Schwarzmarkt ist leider nicht nur Markenartikeln, Kunstgegenständen oder seltenen Tieren vorbehalten. Informationen sind dort ebenfalls heiß begehrt. Die Anzahl der Personen, die ausschließlich damit handeln, ist jedoch etwas überschaubarer. Glücklicherweise haben wir über Mittelsmänner Kontakt zu fast jedem der uns bekannten Händler und Vermittler, um Informationen zurückkaufen zu können. Nur eine Handvoll dieser Händler ist noch immer anonym. Zu diesen Personen konnten unsere Mittelsmänner bisher lediglich über das Internet Kontakt aufnehmen und eine Art „Geschäftsbeziehung“
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