Widerstand zwecklos - Der Liebe erlegen (German Edition)
sein?“ Der Polizeichef schien die Situation unbedingt ergründen zu wollen, da nichts nach dem üblichen Schema lief. Erst erteilte das FBI ihm eine Absage, das SWAT-Team scharrte bereits mit den Füßen und durfte sich der Angelegenheit nicht annehmen, um die Geiseln zu retten. Verhandlungen sollten in keiner Weise angestrebt werden. Und alles lief bei dem Lt. Colonel zusammen, der vor ihm stand. Einem beeindruckenden Mann mit so weit reichenden Befugnissen, von denen er nicht mal im Entferntesten eine Ahnung hatte, wie weit sie wirklich gingen. Was also hatte er mit der Sache zu tun?
„Wieso sind Sie sich so sicher, dass Ms. Gibson sich in dem Haus aufhält?“, wiederholte Higgings seine Frage.
„Das Motorrad vor dem Haus gehört ihr.“
Nachdem der Commissioner einen kurzen Blick auf die schwarze Maschine geworfen hatte, schaute er irritiert zu Gray. „Und woher wissen Sie, dass das Motorrad dieser Elisabeth Gibson gehört?“
Seine Maske stoischer Ruhe bekam einen Riss, als Gray den Commissioner zum ersten Mal seit ihrer Ankunft wirklich ansah. Mit gepresster Stimme stieß er hervor: „Nicht Elisabeth Gibson, Elisabeth Blackwood.“
Higgings Gesichtszüge drohten zu entgleiten, als sich ihm ein Gedanke aufdrängte. Die Geiselnehmer wollten gar nicht die Frau, sie wollten ihren Mann, Lt. Colonel Blackwood, den Mann mit Verbindungen zu wahrscheinlich jeder Sicherheitsinstitution des Landes. Doch warum hatten sie dann nicht gleich nach ihm verlangt? Ein Ach-du-Scheiße lag Higgings auf der Zunge. Stattdessen meinte er mit einem respektvollen Nicken: „Alles, was Sie brauchen, bekommen Sie!“ Blackwood hätte ihm nichts sagen müssen, rein gar nichts. Und doch hatte er es getan.
„Das SWAT-Team …?“
Mit dem Kopf wies der Commissioner auf den dunklen Transporter, der etwas Abseits stand. „Dort hinten.“
Gray gab den anderen ein Zeichen, und sie folgten ihm auf dem Fuß. Kurz wummerte er mit der Faust gegen eine der rückwärtigen Türen, ehe er sie mit beiden Händen aufriss. Dann sah er sich sechs erstaunten Gesichtern gegenüber.
„Was soll das?“, bellte der Leader des SWAT-Teams ihn an.
„Ich übernehme ab jetzt das Kommando!“, gab Gray zurück, zückte seinen Ausweis und hielt ihn dem Teamleiter entgegen. Der Leader nickte nur kurz, als er die hohe Sicherheitseinstufung sah.
„Eine Wärmebildkamera brauche ich als Erstes.“ Sofort wurde Gray eine gereicht. Hinter einem Einsatzfahrzeug der Polizei ging er damit in Stellung, setzte die Kamera auf dem Autodach ab, richtete sie auf das Haus und sah auf den kleinen, quadratischen Monitor.
Chris nahm direkt neben ihm Aufstellung und starrte ebenfalls auf den kleinen Monitor, der jegliche Anzeichen menschlicher Körperwärme wiedergab. Anhand der Farbabstufungen von kaltem Blau bis warmem Rot konnten sie unterscheiden, ob eine Person noch lebte oder bereits tot war.
„Zwei Tote in der Küche, zwei im Eingangsbereich. In einem der Schlafzimmer zwei zusammengekauerte Personen, wahrscheinlich Geiseln. Vier Personen sind im Wohnzimmer, davon zwei bewaffnet. Zwei weitere liegen auf dem Boden neben dem Eingang zum Wohnzimmer. Das sind Liz und Jennifer“, beendete Gray die Aufzählung und wies mit dem Finger auf zwei leuchtend rote Wärmesignaturen. Chris nickte erleichtert. Jennifer war am Leben.
„Wie können wir Ihnen helfen, Sir?“, erkundigte sich der Leiter des SWAT-Teams. Abwartend stellte er sich hinter ihm auf.
„Ich brauche zwei Gewehre mit optischem Visier“, gab Gray Anweisung. Damit war klar, dass es keinerlei Verhandlungen geben würde. Die Anweisung für Jeff und Terence brauchte der Team-Leader nicht mal mehr hören. „Schaltet die beiden im Wohnzimmer aus, dann ist es vorbei!“
Gray würde diese Aktion am liebsten selbst erledigen, doch seine Gedanken kreisten zu sehr um Liz und dass er sie schnellstmöglich in Sicherheit bringen wollte. Er beobachtete das Haus. Der Spalt zwischen den Vorhängen war winzig. Zu winzig. Und seine Hände begannen zu zittern. Gray mahnte sich zur Ruhe und sah zu seinem Freund. Chris erging es auch nicht besser, seinem verkniffenen Gesichtsausdruck und den geballten Fäusten nach zu schließen. Also gab es nur eine Möglichkeit: Terence und Jeff mussten den Job erledigen.
Sie nickten zur Bestätigung und nahmen die Scharfschützengewehre entgegen. Dann bezogen sie hinter zwei Polizeifahrzeugen Stellung und nahmen jeder einen der Geiselnehmer durch die schmalen Schlitze der
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