Widerstand zwecklos - Der Liebe erlegen (German Edition)
angeschlagener Zustand es zuließ, humpelte sie zur Verbindungstür des angrenzenden Badezimmers.
Kurze Zeit später öffnete sie mit einem erleichterten Seufzen die Tür und sah ihre Familie im Krankenzimmer stehen. Liz’ Blick wanderte von ihrem Vater zu John und weiter zu Annie, die mit ausgebreiteten Armen auf sie zulief. Ihre Augen wurden kugelrund, ein erneuter Würgereiz kam über sie. Liz presste ein weiteres Mal eine Hand vor den Mund, knallte die Tür wieder zu und hüpfte zurück zur Toilette.
16. Kapitel
Sieben Tage zuvor offenbarte sie ihr kleines Geheimnis ihrer Familie. Es bedurfte keiner Erklärung. Liz’ unüberhörbares Würgen im Badezimmer erklärte scheinbar alles. Ihr Vater betuttelte sie daraufhin wie ein Baby und Annie war ganz aus dem Häuschen. Sie freute sich, als würde sie selbst ein Kind bekommen und nicht Liz.
Einzig John bildete eine Ausnahme. Ihr Bruder lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und beobachtete das Treiben im Krankenzimmer mit einem schadenfrohen Grinsen. Mehrmals warf Liz ihm einen Hilfe suchenden Blick zu, doch er schüttelte nur den Kopf und genoss die missliche Lage, in der seine Schwester sich befand.
Sie schoss ihm einen bitterbösen Blick zu, den er mit einem Luftkuss erwiderte. So blieb ihr schlussendlich nichts weiter übrig und täuschte Müdigkeit vor, um ihre Familie loszuwerden.
„Ist alles in Ordnung, Liebes?“ Gray warf ihr nur flüchtig einen forschenden Blick zu, ehe er die Augen wieder auf den Straßenverkehr richtete. Sie waren vor nicht mal zehn Minuten vom Parkplatz des Krankenhauses losgefahren und ihr Mann schaffte es nicht mehr, sich an ihre Abmachung zu halten, die sie ihm direkt nach dem Besteigen des Geländewagens abgerungen hatte.
Sie würde ihm sofort Bescheid geben, wenn sie sich schlecht fühlte, waren Liz’ Worte. Gray schaute sie daraufhin lange an und versprach, sie nicht zu bemuttern. Nicht mal zehn Minuten dauerte es und er vergaß sein Versprechen.
„Hm, alles bestens.“ Sie würde einfach die Augen schließen und schlafen, beschloss Liz. Und genau das tat sie. Nachdem sie sich ihre Jacke als Decke zurechtgezupft hatte, schloss Liz die Augen und atmete tief durch. Minuten später schlief sie tief und fest und wachte erst auf, als Gray vor ihrem Haus den Motor abstellte.
Liz richtete sich im Sitz auf, rieb sie sich die Augen und schaute zu Gray. Als der zum Sprechen ansetzte, beugte sie sich zur Seite und legte ihm rasch einen Finger auf den Mund. „Es geht mir gut, okay?“
Er nickte, während sich ein Schmunzeln auf seinem Gesicht zeigte. Dann küsste Gray Liz’ Fingerspitze auf seinen Lippen. Sein Benehmen war vollkommen untypisch für ihn, das wusste er selbst. Doch er konnte nicht anders, musste sich immer wieder von Liz versichern lassen, dass es ihr gut ging.
„Du wirst übrigens sehnsüchtig erwartet, Liebes“, murmelte Gray, griff nach ihrer Hand und hauchte einen Kuss auf Liz’ Handfläche.
„Ich nehme an, Dad ist hier?“
„Und Betty. Und Jennifers Eltern auch.“
„Na dann, auf in den Kampf.“
„Meinst du, du schaffst es, sie alle für ein paar Stunden auszuhalten?“ Prüfend blickte Gray sie an.
„Ich habe doch gesagt, es geht mir gut.“ Sie zog ihre Hand aus seinem Griff und strich über Grays Wange. Er hatte sich noch nicht rasiert. Die dunklen Bartstoppeln kitzelten ihre Haut und sandten wohlige Schauer bis in ihre Zehenspitzen.
Gefangen vom Blick seiner stahlgrauen Augen, die so weich wirkten, neigte Liz sich weiter vor. „Es geht mir wirklich gut“, versicherte sie nochmals und hauchte ihm einen Kuss auf den Mund.
Einen Moment später schlangen sich seine Arme um ihren Körper und Gray zog Liz von ihrem Sitz auf seinen Schoß. Verlangend küsste er sie, ließ sie spüren, wie viel sie ihm bedeutete.
„Ich habe dich vermisst …“, stieß er zwischen zwei Küssen hervor, „… konnte kaum schlafen, weil du nicht bei mir warst.“ Er vergrub seine Hände in ihrem weichen Haar, hielt ihren Kopf und schaute Liz tief in die Augen. „Ich liebe dich so sehr, dass mir der Gedanke, dich zu verlieren, eine höllische Angst einjagt.“
„Gray …“ Lautes Klopfen gegen die Fensterscheibe der Fahrerseite unterbrach Liz und ließ sie aufschauen.
„Hey, ihr zwei Turteltauben.“ Jeff lachte vergnügt. „Für so was habt ihr ein Schlafzimmer. Da ist es sicher viel bequemer.“
„Hau ab! Wir unterhalten uns gerade.“
„Nennt man das jetzt so, großer Bruder?“
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