Widerstand zwecklos - Der Versuchung ergeben (German Edition)
Arm, ein weißes Tuch in der Hand. Die Spannung unter den Zuschauern ringsum stieg und alle warteten auf den Start des Rennens. Die Spannung war beinah greifbar und wurde durch die in den Boden gerammten Fackeln, die den Platz in gespenstisch flackerndes Licht tauchten, noch verstärkt. Die Motoren der Fahrzeuge dröhnten und heulten laut auf, als der Arm des Mädchens nach unten schwang und alle Fahrer gleichzeitig Gas gaben. Sie rasten durch den Steinbruch, über löchrige Waldwege und durch den rekultivierten Mischwald, der durch den Lärm der Fahrzeuge innerhalb weniger Augenblicke von jeglicher Art Getier leergefegt war.
Immer wieder wurde der Mercedes heftig seitlich gerammt und bei jedem Stoß, den er abbekam, jauchzte Liz auf vor Freude. Der Wagen würde hinterher wirklich nicht mehr wieder zu erkennen sein, genau wie sie es beabsichtigt hatten. Liz trat das Gaspedal durch, lenkte nach rechts, rammte ihrerseits einen Buick und drängte ihn immer weiter von der ohnehin schmalen Rennstrecke.
„Sei nicht so hart zu dem Kleinen“, meinte Jennifer, die sich am Haltegriff über der Tür festhielt, damit sie nicht zu sehr herumgeschleudert wurde, nach einem Blick aus dem Seitenfenster und auf den Fahrer des Buick. „Er sieht aus, als würde er sich gleich nass machen, wenn du ihn weiter so in die Mangel nimmst.“
„Tatsächlich? Uns schont doch auch keiner.“ Wie um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, wurde der Geländewagen erneut als Ziel auserkoren und von einem Toyota Kombi gerammt. Metall knirschte auf Metall. Liz lenkte gegen, gab Gas und ein lautes Schleifgeräusch war zu hören, kurz bevor sie den anderen Wagen abschüttelte. Im Rückspiegel sah sie, wie die Motorhaube des Toyotas hochklappte. Durch die ständigen Zusammenstöße hatte sich die Verriegelung gelöst, sodass der Fahrtwind unter das Blech fuhr. Die Motorhaube riss leicht wie Papier von der Karosserie ab. Sie segelte ein paar Meter durch die Luft, bevor sie im Unterholz verschwand. Ein Fahrer in einem Ford Pinto nahm den Platz des Toyotas auf der linken Seite des Mercedes ein und führte die Strategie seines Vorgängers fort: Immer ordentlich drauf auf die Neuen!
Jeder einzelne der gegnerischen Fahrer wollte zum Zug kommen. Einer nach dem anderen rammte sie. Liz und Jennifer wurden kräftig durchgeschüttelt und fühlten sich, als ritten sie auf einer Waschmaschine mit durchdrehendem Schleudergang. Gnadenlos attackierte man sie von links, rechts und hinten. Und trotzdem schaffte Liz es irgendwie, alle bis auf zwei abzuhängen.
Nach ungefähr fünf Meilen näherten sie sich zum ersten Mal der Ziellinie. Sie fuhren wieder Kopf an Kopf mit dem Ford und dem Buick, die sich zu ihren beiden Seiten gesetzt hatten. Gemeinsam rasten sie auf das Areal zu, von wo aus sie gestartet waren und wo zwei duzend Zuschauer an den Seiten aufgereiht standen und die Rennfahrer, die nichts hören konnten, laut kreischend anfeuerten. Noch eine Runde mussten sie hinter sich bringen, aber es war bereits jetzt offensichtlich, dass entweder Liz, der Fahrer des Ford oder der Fahrer des Buick dieses Rennen gewinnen würden. Die restlichen Fahrer hatten sie hinter sich gelassen oder aber gezielt ins Aus gedrängt. Ohne Rücksicht aufeinander zu nehmen, rasten sie das erste Mal über die Ziellinie.
Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine Gruppe von fünf Rehen aus dem Unterholz auf. Sie sprangen quer über das Gelände und direkt auf die Rennstrecke. Die dröhnenden Motoren und das Krachen der kollidierenden Karosserien hatten sie aufgeschreckt und in Panik versetzt. Fluchend trat Liz auf die Bremse. Schlitternd kam der Wagen nach etlichen Metern zum Stehen.
Ihre beiden Konkurrenten fuhren weiter, bemerkten die Gruppe von Tieren zu spät und reagierten panisch. Sie versuchten auszuweichen, verloren die Kontrolle über ihre Autos, gerieten dabei ins Schleudern und überschlugen sich mehrfach. Dicht beieinander blieben die Autos auf den Dächern liegen. Die Rehe sprangen erschrocken aber unverletzt weiter und verschwanden im nächsten Unterholz.
Schnell gab Liz wieder Gas und steuerte auf die verunglückten Fahrer zu. Dichter schwarzgrauer Qualm drang bereits aus deren Motorraum und stieg in den vom Mond erhellten Himmel auf. In einiger Entfernung von den demolierten Fahrzeugen bremste sie wieder ab und sprang gleichzeitig mit Jennifer aus dem Mercedes. Gemeinsam rannten sie auf die Autos zu.
„Du holst den aus dem Ford! Ich übernehme den Anderen im
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