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Wie alles begann ... Die Geschichte eines Coming-Out (German Edition)

Wie alles begann ... Die Geschichte eines Coming-Out (German Edition)

Titel: Wie alles begann ... Die Geschichte eines Coming-Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nik S. Martin
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zu ärgern.
    „Bist wohl doch mehr ein Milchbubi, als ich dachte!“, witzelte er.
    „Ey, jetzt mach mal halblang. Bis letzte Woche war ich noch Schüler“, wehrte ich mich.
    „So siehst du gar nicht aus.“
    „Hä? Wie denn?“
    „Na älter, nicht wie ein Jungchen“, merkte er an, zuckte mit den Schultern und lief durch die Regalreihe zurück.
    Beim Stapel der Eingangsware holte ich ihn ein, stellte die leere Sackkarre ab und sah ihn an.
    „Wie meintest du das – älter? Ich bin siebzehn.“
    „Hm, ich dachte, du wärest so um die neunzehn. Sorry. Sag mal, warum hast du denn im laufenden Jahr mit der Schule aufgehört? Bis zu den Ferien kann doch nicht mehr so lange sein“, fragte er.
    „Vier Wochen wären es noch gewesen. Das ich jetzt hier bin, hat private Gründe.“
    „So,so.“ Ric zog die Brauen hoch und musterte mich. Das ließ ich wie einen Oberschlaumeier aussehen, wie er so von oben nach unten an mir entlang sah.
    „Was soll das?“
    „Na, private Gründe … dachte gerade, du bist doch ganz passabel anzuschauen. Also wird ein Mädel nicht der Grund sein, weshalb du von da weg bist, wo du herkommst. Keine würde sich so einen Kerl entgehen lassen. Also tippe ich auf Stress mit den Eltern, wenn schon nicht Herzschmerz“, erklärte Ric und packte zwei Kartons auf die Karre.
    „Eltern ist schon richtig … und es war kein Mädel. Die Situation war auf andere Weise pikant und peinlich, weil mein Alter mich mit meinem Kumpel im Bett erwischt hat“, gab ich zu. Ohne vorher nachzudenken, was da meinen Mund verlässt. Hätte ich bloß die Klappe gehalten!
    Ric stockte in der Bewegung, sah mich an und grinste dann breit.
    „Du machst mir Hoffnung“, erwiderte er mir, kippte die Karre und verschwand im nächsten Gang.
    Ich griff mir einen weiteren Karton, sah nach, was drin war und brachte ihn an den Platz, von dem ich glaubte, dass er dort hingehörte. Ich hatte mich nicht geirrt, musste mich aber ziemlich lang machen, um das Ding ins Fach zu schieben. Dabei war ich doch gar nicht so klein!
    „Soll ich dir helfen?“, fragte Ric hinter mir und ich erschrak. Ich hatte ihn nicht kommen gehört und nun geriet die Kiste in meinen Händen ins Wanken. Ric reagierte sofort, stellte sich dicht hinter mich und stütze mit seinen Armen zusätzlich den Karton. Dann gab er ihm einen Schubs, wobei er sich dicht an mich presste, die Kiste rutschte pflichtbewusst ins Fach.
    „Musst du mich so erschrecken?“, presste ich durch die Zähne hindurch.
    „Du riechst gut“, raunte Ric und rückte keinen Millimeter von mir ab.
    Ich schob meine Arme hinter meinen Rücken und schob ihn von mir weg.
    „Ich bin zum Arbeiten hier“, stellte ich sachlich fest.
    „Ja und? Ich auch.“
    Ich drehte mich zu ihm um, trotz meiner zitternden Knie und sah ihn zweifelnd an.
    „Was denn? Verstehst du keinen Spaß? Du bist süß, gefällst mir – das darf ich doch wohl zeigen.“
    „Eva hat mich gewarnt …“, murmelte ich und drehte mich weg. Als ich den Gang zurück lief, rannte Ric mir nach und hielt mich am Arm fest.
    „Warte, wie sie hat dich gewarnt?“
    Leicht genervt blieb ich stehen und sah in das schöne Gesicht meines Gegenübers.
    „Sie hat angemerkt, dass wir hier zum arbeiten sind. Sie weiß, wie du tickst. Und von mir weiß sie es auch, seit ich vor ihrer Tür gestanden bin.“
    Ich sah es ihm an, er grübelte. Schließlich ließ er meinen Arm los und grinste breit.
    „Wer schnell arbeitet, hat auch schneller frei!“ Er lachte und flitze den Gang runter zum Stapel. Kurz darauf kam er mir mit dem nächsten Karton entgegen.
    „Hopp, hopp!“, forderte er.
    Ich schnaubte nur, machte mich aber trotzdem wieder an die Arbeit. Eine halbe Stunde später waren alle Kisten, bis auf eine große, einsortiert. Ric hatte mich mit seinem Schwung angesteckt, er alberte rum und erzählte Witze. Auch wenn die zumeist schweinig waren, konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen und meine Laune stieg.
    „Die noch, dann erzählst du mir mal ein bisschen was von dir, okay?“, bat er.
    „Von mir aus, ich hab nichts zu verbergen!“, witzelte ich.
    Zusammen hoben wir den großen Karton an, der leider nicht auf die Karre passte. Er war sehr schwer und ich schnaufte.
    „Gott, was ist da drin!“, ächzte ich, als wir gerade um die Regalecke waren.
    „Dem Absender nach zu urteilen, irgendwas aus Marmor. Hab noch nicht auf den Lieferschein geguckt“, erwiderte er und trug das schwere Teil scheinbar mühelos. Ich hingegen

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