Wie alles begann ... Die Geschichte eines Coming-Out (German Edition)
sich selbst, stieß wieder und wieder in seine Faust. Das Bild war der absolute Hammer. Krampfhaft versuchte ich, den Orgasmus aufzuhalten, der sich ankündigte. Doch gegen den steigenden Druck war ich machtlos. In mir zog sich alles zusammen, das Pumpen war nicht zu stoppen. Ein letztes Mal tauchte ich in die Tiefe des Mundes ein, dann explodierte ich heftig. Laut stöhnen schoss ich Ric meinen Saft in den Rachen.
Auch er stöhnte verhalten, mit meiner Latte im Mund und schoss seinen Samen gegen meine Schienbeine und vermutlich auch gegen die Wand dahinter.
Alles an mir kribbelte. Die Heftigkeit des Höhepunkts hatte mir beinahe den Boden unter den Füßen weggezogen. So geil hatte es mir vorher keiner mit dem Mund besorgt.
Ric entließ meine erschlaffende Männlichkeit aus seinem Mund. Er grinste, leckte sich über die Lippen.
„Ausgesaugt und genossen bis zum letzten Tropfen“, raunte er und stand auf.
„Das war der Hammer“, gab ich ehrlich zu.
„Warte ab, der Tag ist noch lang“, meinte er zwinkernd und zog seine Jeans hoch.
Damit behielt er recht. Wie verabredetet gingen wir auf die Pirsch, zogen durch Clubs und Kneipen. Weit nach Mitternacht fuhr ich nach Hause – das letzte Bier war mir nicht bekommen, weshalb ich gerne verzichtet hatte, Ric zu begleiten. Hätte noch gefehlt, wenn ich ihm das Bett verkotzt hätte.
Der Samstagmorgen mit den fröhlich zwitschernden Vöglen vor dem Fenster bescherte mir nur eines. Einen Brummschädel so groß wie das Zimmer! Das hat man davon, wenn man siebzehn ist und im Alkoholdunst nicht bemerkt, wann man besser Schluss macht …
Eva war eine Seele, denn sie sah es mir an, als ich aus dem Zimmer getrottet kam. Wortlos stellte sie mir ein Glas Wasser hin und warf eine Brausetablette hinein. Dankend griff ich zu. Wiederholt fragte ich mich, womit ich ihre nette Art verdient hatte. Sie fragte mich nicht aus, machte mir keine besonderen Vorschriften – nur feste Anhaltspunkte, an die ich mich bitte halten sollte. Wie die Arbeit im Lager oder pünktliches Aufstehen ohne Aufforderung. Auch dass sie wusste, was zwischen Ric und mir lief und sie trotzdem nicht mahnend den Zeigefinger hob, verdiente meine Hochachtung.
Als meine Kopfschmerzen nachließen, griff ich mir die Zeitung und hockte mich mit dem Stellenteil an den Tisch. Ich studierte die Anzeigen, suchte nach etwas, was ich nicht einmal genau definieren konnte. Fündig wurde ich erst mal nicht – konnte aber auch daran gelegen haben, dass mir die Worte vor den Augen verschwammen, egal wie gut ich mich konzentrierte. Ich entschied mich, die Jobsuche auf später zu verschieben und den Haarschnitt vorzuziehen.
Nach einer Dusche, die wie ein ‚Wachrütteln‘ wirkte, machte ich mich auf den Weg in die Innenstadt. Irgendwo würde ich schon einen Friseur finden …
Perspektiven
Ich lief durch die Innenstadt, ohne genau zu wissen, wo ich denn hin wollte – außer zum Friseur, natürlich. Im Grunde bummelte ich, ließ meinen Blick schweifen, die Großstadt versorgte mich mit einer Menge Eindrücke. Menschen allen Alters und aller Gesellschaftsklassen liefen mir über den Weg. Geschäfte lockten mit ihren hübsch dekorierten Schaufenstern, Cafés mit gemütlichen Sitzplätzen und alle warteten nur darauf, das Geld der Kundschaft einzustecken. Mir war klar, dass ich dringend eine Perspektive für die Zukunft brauchte. Meine Augen studierten die Umgebung, sahen dennoch nicht genau hin. Vor einem Supermarkt stand eine junge Mutter machtlos einem Trotzanfall ihres kleinen Sohnes gegenüber. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Der kleine Kerl schien genau zu wissen, was er wollte. Ganz im Gegensatz zu mir.
Drei Häuser weiter sah ich das Transparent eines kleinen Salons. Im Türrahmen stand eine junge Frau, in der Hüfttasche steckten Scheren und Kämme. Ich beschloss, ihrer Langeweile ein Ende zu bereiten und sie den Kampf gegen meine Frisur ausfechten zu lassen. Also ging ich auf sie zu. Sie lächelte mir freundlich entgegen.
„Guten Morgen.“
„Das wünsche ich dir auch“, erwiderte sie, drehte sich in der Tür und ging hinein.
Ich folgte ihr bis zu dem Frisierstuhl, bei dem sie nach wenigen Schritten angelangt war. Unaufgefordert setzte ich mich und sie griff nach dem schützenden Umhang.
„Wie soll‘s sein?“, fragte sie und wuschelte mit der Hand durch meinen schwarzen Schopf.
„Wenn’s geht, was ganz anderes.“
„Hm“, machte sie und zog die Lippen kraus.
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