Wie angelt man sich einen Daemon
Nadia könnte inzwischen tot sein. Wir wissen es nicht.«
Meine Tochter sackte etwas in sich zusammen. »Verstehe. Was können wir denn sonst noch tun? Es muss doch eine Möglichkeit geben, diesen Ring zu finden.«
Auch ich hoffte das und hatte bereits eine weitere Idee, wenn diese auch nicht sehr vielversprechend war. »Wir werden sehen, was Father Ben und Padre Corletti herausfinden«, sagte ich. Ich hatte Father Ben angerufen, nachdem der Ring verschwunden war. Wir hatten ein Konferenzgespräch mit Rom in die Wege geleitet, und Padre Corletti hatte die Nachricht sogleich allen aktiven Beobachtern und alimentatori mitgeteilt. Die Forza wollte nun jegliche Dämonenaktivität besonders genau im Auge behalten. Falls irgendeine der Andramelech-Sekten wieder aktiv wurde, würden wir sogleich davon erfahren. Dann wäre auch klar, dass Andramelech aus dem Ring befreit worden war.
»Aber die Forza kann uns nur weiterhelfen, wenn ein Dämon den Ring gestohlen hat«, gab Allie zu bedenken, nachdem ich sie an mein Gespräch mit Father Ben und Padre Corletti erinnert hatte.
»Stimmt«, erwiderte ich. Ich zog die Liste mit den Schülern, die mir Allie zusammengestellt hatte, aus meiner Hosentasche. »Deshalb sollten wir uns jetzt auch erst einmal darauf konzentrieren.«
Sie seufzte. »Die meisten kenne ich nicht besonders gut, und bei denen, die ich kenne, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie etwas stehlen würden. Aber ich habe nachgedacht. Ich glaube, ich könnte es herausfinden, wenn ich mich einfach umhöre. Coronado ist keine schlechte Schule, und wenn da jemand damit angibt, einen Ring gestohlen zu haben, dann wette ich mit dir, dass ich das erfahre.«
»Allie«, sagte ich mit scharfer Stimme. »Werde bloß nicht leichtsinnig.«
Sie schenkte mir eines ihrer berühmten Augenrollen. »Also echt, Mami. Ich will doch nur mit ein paar von den Jungs sprechen. Ich habe nicht einmal vor, sie mit der Armbrust zu bedrohen.«
»Allie…«
»Ehrlich«, sagte sie und hielt beide Hände hoch. Ihre Miene wirkte verschmitzt. »Ich würde es nie schaffen, eine Armbrust in die Schule zu schmuggeln. Was allerdings dein Stilett betrifft…«
Ich konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Jetzt geh schon«, sagte ich. »Ich rufe dich, wenn die Pizza eintrifft.«
»Cool.« Sie verschwand im Wohnzimmer, und ich lehnte mich für einen Moment gegen einen der Küchenschränke. Verzweifelt versuchte ich, die düstere Stimmung abzuschütteln, die sich meiner wieder bemächtigte. Diana Kaine…
Wer war sie? Und was hatte sie meinem Mann damals bedeutet?
Ich hatte das Gefühl, auf Messers Schneide zu balancieren. Der Mann, den ich so sehr geliebt hatte, war auf einmal wieder da. Er war so nahe, dass ich ihn berühren konnte. Trotzdem durfte ich ihn nicht mehr haben. Und ich wusste nicht einmal, ob ich ihm überhaupt noch vertrauen konnte.
Ich redete mir ein, dass ich ihn in Wahrheit auch gar nicht mehr wollte. Ich hatte jetzt eine neue Familie. Ein neues Leben. So traurig mich das auch machte, so hatte ich doch mein Leben mit Eric gemeinsam mit seinem Körper zu Grabe getragen.
Ich wusste das. Ich wusste das genau. In meinem Kopf war die Sache klar. Klar und simpel.
In meinem Herzen jedoch… In meinem Herzen wollte ich nur weinen.
»Der Junge ist auf der Couch eingeschlafen«, verkündete Eddie, als er schlurfend in die Küche kam. Er sah mich aufmerksam an und stellte sich vor mich. »Gib auf, Mädchen. Du siehst nicht gut aus. Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?«
Ich konnte nicht anders. Die Tränen begannen wie von selbst zu laufen.
Und Eddie – der ruppige Eddie, der die ganze Zeit über die Wahrheit gekannt und David nicht getraut hatte – hielt mich fest und ließ mich weinen.
Ich weinte mich in den Schlaf und wurde erst geweckt, als etwas Weiches gegen meine Wange drückte. Sofort klingelten bei mir alle Alarmglocken. Doch ich schaffte es noch, meine instinktive Reaktion zu unterdrücken, ehe ich meinen Mann mit dem Stilett erstach, das ich vorsichtshalber auf meiner Seite des Bettes unter die Matratze geschoben hatte.
»Hi«, begrüßte er mich. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
»War nur ein schlechter Traum«, erwiderte ich und bemerkte auf einmal die Rose, die er mir entgegenhielt. »Wofür ist die denn?«
»Es tut mir leid«, erklärte er.
Ich blinzelte und fragte mich, ob ich in Wahrheit vielleicht doch noch schlief und nur einen seltsamen Traum hatte. »Was tut dir leid?«
»Vor allem, dass
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