Wie angelt man sich einen Daemon
mich jetzt für eine totale Niete halten.«
»Ich bin mir sicher, dass du dieses Trauma überleben wirst.«
»Wie auch immer«, entgegnete sie missmutig und ging dann entschlossen in unseren Garten hinaus, um ihrem neuen Idol zu huldigen.
»Die ist wirklich ein Fall für sich«, meinte Eddie, der es sich in der Frühstücksecke bequem gemacht hatte. Ich war überrascht, dass er überhaupt bemerkt hatte, was um ihn herum vorging, denn er schien sehr auf sein Kreuzworträtsel konzentriert zu sein.
»Meine Tochter oder unser Gast?«
»Was meinst du?«
Ich zog einen Stuhl heraus und setzte mich neben ihn. »Nadia hat Allie letzte Nacht das Leben gerettet, Eddie. Ich schulde dieser Frau mehr, als du dir vermutlich vorstellen kannst.«
Er schnalzte mit der Zunge. »Kann sein. Aber traust du ihr?«
»Nein«, erwiderte ich. »Und Eric hat ihr auch nicht getraut. Aber ich befürchte, dass wir sie brauchen.« Zumindest brauchten wir ihre Aufzeichnungen über das Zeremoniell. Nur so konnten wir vermutlich herausfinden, wie Andramelech befreit werden sollte.
»Was machen Sie beruflich?«, wollte Stuart wissen, während er eines der Brötchen mit Butter bestrich, die ich für das Abendessen aufgetaut und aufgebacken hatte.
Nadia wollte sich gerade ein Stückchen Hackbraten in den Mund schieben. Sie hielt inne. »Ich arbeite als Kopfgeldjägerin«, antwortete sie kühl, wobei sie meinen Mann aufmerksam fixierte.
»Das ist voll cool«, erklärte Mindy begeistert. Ich hatte Laura ein paar Stunden zuvor angerufen und ihr von unserem neuen Hausgast erzählt. Sogleich war sie bereit gewesen, ihre Vorsätze bezüglich einer intensiven Mutter-Tochter-Zeit über Bord zu werfen, und hatte den Entschluss gefasst, dass es ausgesprochen unfreundlich wäre, nicht zum Abendessen zu kommen. Wie üblich machte ich meinen Hackbraten und servierte dazu grüne Bohnen aus der Dose. Wir saßen zusammen um den Tisch im Esszimmer, den ich für diesen Anlass extra gedeckt hatte.
Allerdings achtete keiner darauf, was auf dem Tisch stand. Sie waren alle viel zu sehr damit beschäftigt, Nadia eingehend zu begutachten. Diese hatte sich sogar extra für das Essen umgezogen. Ihr hautenges rotes Lederkleid, das von einer goldenen Schnürung in der Mitte zusammengehalten wurde, zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Mein Mann schien besonders schwer begeistert zu sein. Was wiederum mich natürlich schwer begeisterte.
Was das Abendessen im Allgemeinen betraf, so lief es nicht schlecht. Nadia spielte eindeutig die Rolle der Ballkönigin. Mindy und Allie gaben die hysterischen Groupies, die jede von Nadias Geschichten beklatschten. Diese ließ sich nicht lumpen und erzählte eine Story nach der anderen über ihre Bemühungen, Flüchtige, die nicht zum Gerichtstermin erschienen waren, ausfindig zu machen und der Justiz zu übergeben. Auch Stuart lauschte fasziniert. Eddie hingegen rollte immer wieder mit den Augen und schnaubte so oft, dass ich schon befürchtete, jemand würde den Notarzt rufen, nur um sicherzustellen, dass er keinen epileptischen Anfall erlitt. Sogar Laura hing das ganze Essen über an Nadias Lippen. Hier und da warf sie mir einen bedeutsamen Blick zu, was meinem Mann jedoch nicht weiter auffiel.
Der Einzige, der außer Eddie nicht auf Nadias Charme anzusprechen schien, war Timmy. Doch selbst mein Sohn verfiel ihren Verführungskünsten, als sie ihm eine große, silberne Glocke reichte, die an einem Lederband hing. Er lachte, klatschte in die Hände und läutete die Glocke dann ununterbrochen. Es ging mir derart auf die Nerven, dass ich ihn schließlich aus der Küche verbannen musste, wohin ich mich zurückgezogen hatte, um den Abwasch zu erledigen.
Da Nadia nicht anbot, uns zu helfen (auch wenn ich keine Strichliste führe), befanden sich nur noch Laura und ich in der Küche, nachdem ich Timmy hinausgeworfen hatte. Die Mädchen hatten wir von dieser Verpflichtung entbunden, nachdem sie freiwillig den Tisch abgedeckt hatten.
»Wow«, meinte Laura und ließ damit den Kommentar los, der ihr offensichtlich bereits seit ihrem Eintreffen bei uns auf der Zunge gelegen hatte. »Ziemlich überwältigend, findest du nicht?«
»Allie und Mindy sind jedenfalls hin und weg«, entgegnete ich trocken.
»Das Kleid«, staunte Laura.
Ich nickte. »Leider muss ich zugeben, dass sie es tragen kann.«
Meine Freundin warf einen heimlichen Blick ins Wohnzimmer und schnalzte dann mit der Zunge. »Vermutlich hat sie dieses Kleid schon mehrmals in
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