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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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ist nur eine Möglichkeit unter mehreren«, sagte ich. »Es geht vor allem darum, dass man einen Dämon nur tötet, wenn man ihn mitten im Auge erwischt.«
    »Igitt.« Sie schnitt eine angewiderte Grimasse. »Und dann sind sie tot?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Aber dann steht ihnen der Körper nicht mehr zur Verfügung.« Die einzige Möglichkeit, einen Dämon wirklich zu töten, besteht darin, dass man ihn vernichtet, wenn er seine wahre Gestalt zeigt. Doch sobald er sich in einer menschlichen Hülle befindet, tut er das nur selten. Dämonen sind Meister darin, ihre wahre Natur zu verbergen. Allie gehörte zu den ganz wenigen, die einen echten Dämon gesehen und das überlebt hatten.
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Truhe zu. »Um einen Dämon zu erledigen, muss man also nahe genug an ihn herankommen, um das hier durch sein Auge zu bohren – oder?«, wollte sie wissen und zeigte auf mein Stilett.
    »Oder man muss seine Messerwurfkünste perfektionieren. Das funktioniert ebenfalls.«
    Sie sah mich voll Ehrfurcht an. »Kannst du das etwa auch?«
    »Ja«, sagte ich und lachte ein wenig beschämt. »Ich bringe zwar kaum einen Schokoladenkuchen zustande, aber einen Dämon erledige ich jederzeit aus zwanzig Schritten Entfernung.«
    »Cool«, meinte meine Tochter.
    Ja, das stimmte wohl.
    Ich lächelte, als ich das Stilett aus der Truhe holte und Allie erklärte, wie Eric es mir zu unserem dritten Jahrestag geschenkt hatte. Es war handgefertigt, und die Klinge ließ sich in den Griff zurückschieben und sprang auf Knopfdruck wieder heraus. Geflissentlich verschwieg ich, wie oft ich das Stilett in letzter Zeit benutzt hatte. Schließlich konnte ich schlecht mit einer Armbrust in der Hand durch San Diablo spazieren, aber das Stilett passte perfekt in den Ärmel meiner Lieblingslederjacke.
    Allie fand das Stilett offenbar interessanter als die Armbrust und ging sogar so weit, damit ein- oder zweimal durch die Luft zu fahren. »Cool«, wiederholte sie. »Und so romantisch«, fügte sie ironisch hinzu.
    »Es war tatsächlich ziemlich romantisch«, entgegnete ich und lachte, als ich ihre ungläubige Miene sah. »Nützlich und fürsorglich. Was könnte sich eine Frau sonst noch von ihrem Liebsten wünschen?«
    »Stuart schenkt dir normalerweise Blumen und Schmuck – oder nicht?«
    »Von denen ich auch immer begeistert bin«, gab ich zurück.
    »Nützlich sind die aber nicht.«
    »Aber dafür liebevoll ausgesucht«, entgegnete ich. »Und wenn man bedenkt, dass ich bei Weitem nicht genügend Schmuck besitze, um immer wieder ein anderes Stück zu den Festen zu tragen, zu denen mich Stuart seit Neuestem schleppt, sind seine Geschenke durchaus auch nützlich.«
    »Vermutlich«, erwiderte Allie und betrachtete wieder das Stilett. Ich hatte das Gefühl, dass sie ihren Vater mit Stuart verglich. Man konnte es ihr nicht vorhalten; schließlich tat ich das auch immer wieder.
    Mein Liebesleben war aber nicht spannend genug für Allie, als dass sie ihm allzu viel Aufmerksamkeit gezollt hätte. Sie wandte sich lieber wieder der Truhe zu. Vorsichtig holte sie ein paar Dinge heraus – kleine Glasfläschchen für Weihwasser, Kruzifixe und gefährliche Messer mit reich verzierten Griffen. Alles betrachtete sie eingehend, legte es dann beiseite und wandte sich dem Nächsten zu.
    Nach einer Weile zog sie ein kleines Samtsäckchen heraus. Sie schaute es neugierig an und begann die Kordel, mit der es oben zugebunden war, aufzuziehen.
    Sanft nahm ich es ihr aus der Hand und schüttelte den Kopf. »Sei vorsichtig damit.«
    »Was ist das?«
    Ich zögerte.
    »Ach, komm schon, Mami. Entweder sagst du mir die ganze Wahrheit oder überhaupt nichts. Ich meine, du kannst doch nicht einfach…«
    Ich hielt eine Hand hoch, um ihren Anschuldigungen zuvorzukommen. »Gut, du hast gewonnen. Du kannst von mir aus einen Blick hineinwerfen, aber pass bitte wirklich auf, wenn du es öffnest.«
    Das tat sie auch. Vorsichtig zog sie die Schlaufe auf und blickte ehrfürchtig in das Säckchen. Ich sah, wie sie die Stirn runzelte. Als sie mich anschaute, war die Verwirrung in ihrem Gesicht deutlich zu erkennen.
    »Staub«, sagte sie.
    »Aber nicht irgendein Staub«, entgegnete ich. Es handelte sich um einen kleinen Teil jener Reliquie, die Goramesh im vergangenen Sommer in San Diablo gesucht hatte. Es war mir gelungen, den Dämon in die Flucht zu schlagen, was kein leichter Sieg gewesen war.
    Ich bin mir nicht ganz sicher, warum ich den Knochenstaub

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