Wie angelt man sich einen Daemon
wir das Thema zu etwas weniger Gefährlichem«, meinte Laura. »Warum zum Teufel habe ich einen Dämon mit meinem besten Backblech k. o. geschlagen?«
»Weil du mich magst und nicht wolltest, dass ich durch jemanden sterbe, dessen Atem schlimmer riecht als sauer gewordener Brokkoli.«
»Nun ja. Da ist etwas dran. Aber warum war Brokkoli-Atem überhaupt in deinem Garten?«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte ich. »Es war jedenfalls ziemlich dreist. Mitten am Tag, während andere Leute da sind. So etwas macht der Durchschnittsdämon üblicherweise nicht, so viel ist sicher.«
»Er muss verdammt scharf auf dich gewesen sein«, meinte Laura.
»Ich glaube, er war eher auf irgendeinen Stein scharf als auf mich«, entgegnete ich und erzählte ihr, was der Dämon von mir gewollt hatte.
»Aber welcher Stein kann das sein?«, fragte sie. »Ist es nicht seltsam, dass auch David aus dem Blauen heraus angegriffen wurde? Obwohl ihr beide natürlich die einzigen Jäger in der Stadt seid. Wenn sie nach etwas dämonenhaft Gruseligem suchen, dann ist klar, dass sie erst einmal bei euch aufkreuzen.«
»Hm«, sagte ich, auch wenn mir diese Sonderstellung nicht gerade behagte. Aber ich hatte mich schließlich bewusst dafür entschieden und konnte mich also eigentlich nicht beschweren. Trotzdem…
»Eddie ist auch Jäger«, sagte ich. »Und wenn man bedenkt, wie unerwartet David hier auftauchte – wer weiß? Vielleicht ist ganz San Diablo voll mit freiberuflichen Jägern, von denen ich nur keine Ahnung habe.« Plötzlich fühlte ich mich etwas weniger außergewöhnlich. Falls San Diablo tatsächlich durch verschiedene Dämonenjäger beschützt wurde, war es für mich vielleicht gar nicht mehr nötig, noch weiterhin für die Forza zu arbeiten. Ich könnte einfach meine Kündigung einreichen und wieder mein altes Leben führen. Ich könnte wieder die alte Kate Connor sein – mit Kleinkind und hysterischer Teenager-Tochter im Schlepptau.
Ich war mir allerdings nicht sicher, ob mir diese Möglichkeit überhaupt noch behagte.
Nachdem ich Laura nach Hause gebracht hatte, rief ich Fran an, um zu hören, wie es Timmy ging. Da sie mir erzählte, dass er und Elena beide auf dem Wohnzimmerboden eingeschlafen waren, entschloss ich mich, zu Cutter zu fahren. Brian, der Dämon und Lauras gebrochener Arm hatten zwar meine Übungsstunde an diesem Tag in seinem Studio unmöglich gemacht, aber es gab trotzdem einige Dinge, die ich mit ihm besprechen wollte. Jetzt schien dafür eine gute Zeit zu sein. Zudem wusste ich, dass es nie eine gute Idee war, Timmys Nachmittagsschlaf zu stören. Sie können mir glauben: Ein Dämon kann niemals so wütend werden wie ein kleiner Junge, der nicht genügend Schlaf bekommt.
Cutters Studio, die »Victor Leung Martial Arts Academy«, befindet sich zwischen einer kleinen Reihe von Geschäften ganz in der Nähe unserer Wohngegend. Ursprünglich hatte ich das Sportstudio gewählt, weil es nur fünf Minuten mit dem Auto von uns entfernt ist und zudem ein Supermarkt direkt daneben liegt. Das bedeutete, dass ich zuerst trainieren und danach gleich noch Milch holen konnte.
Ich muss zugeben, dass mir auch der Name gefallen hatte, obwohl sich herausstellte, dass es einen Victor Leung gar nicht gab. Sean Tyler, alias Cutter, hatte ihn erfunden, weil er zurecht angenommen hatte, dass ein solcher Name Kunden anziehen würde.
In Wahrheit hätte Cutter es gar nicht nötig gehabt, sich solche Werbetricks auszudenken. Er gehört nämlich zu den besten Selbstverteidigungsprofis, die ich kenne, und sein Lebenslauf ist auch nicht so ohne. Er hat mehrmals den schwarzen Gürtel erworben und seine Kenntnisse außerdem ganz praktisch in der Armee eingesetzt.
Zu seinen besten Eigenschaften gehört meiner Meinung nach jedoch seine Geduld. Er wusste vom ersten Tag an, als ich ihn flach auf den Boden warf, dass ich ein oder zwei Geheimnisse haben musste. Sie mögen es für ein Vorurteil halten, aber ich glaube nicht, dass es viele Mütter gibt, die beinahe vierzig sind und einen früheren Befehlshaber der Armee in die Knie zwingen können. Trotzdem bedrängte er mich nicht, ihm etwas über meine Vergangenheit preiszugeben. Der starke, stille Typ – das ist Cutter. Obwohl ich ihn noch nicht einmal ein Jahr kannte, wusste ich, dass ich ihm in einer Notlage jederzeit mein Leben anvertrauen könnte. Wahrscheinlich hätte ich ihm auch mein Geheimnis anvertrauen können. Aber so weit war ich noch nicht.
Als ich hereinkam, war er gerade
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