Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
uns vor einigen Wochen einmal in der Bank in die Arme gelaufen sind – oder?«
    »Ja, tue ich. Du hattest damals einen Schlüssel für ein Tresorfach gefunden und wolltest herausfinden, zu welcher Bank er gehört.«
    »Genau«, sagte ich. »Und das habe ich auch.«
    Er wartete geduldig ab.
    »Ich habe das Schließfach entdeckt und darin ein Blatt Papier gefunden. Einen Brief von meinem ersten Mann.«
    »Ich vermute, es handelte sich um keine gute Nachricht.«
    »Er wurde ermordet, Sean.«
    In seinem Gesicht spiegelte sich sogleich großes Mitgefühl wider. »Oh, Kate«, sagte er, und seine betrübte Stimme sprach mir so sehr aus der Seele, dass ich nicht in der Lage war, die Tränen zurückzuhalten. Sie liefen mir über die Wangen, während meine Schultern vor Anstrengung zitterten, da ich versuchte, nicht ganz die Fassung zu verlieren. Ich wünschte mir nichts mehr, als dass der Mord an Eric niemals geschehen wäre.
    Cutter sagte nichts, sondern zog mich nur an sich, so dass mein Gesicht an seiner Schulter lag. Für eine Weile ließ er mich einfach nur weinen.
    Ich wehrte mich nicht, sondern versuchte, wieder etwas normaler zu atmen und das Zittern in den Griff zu bekommen. Endlich gelang es mir, mich etwas zusammenzureißen. Ich putzte mir die Nase mit einem Papiertaschentuch, das er mir gereicht hatte.
    »Entschuldige bitte«, sagte ich.
    »Da gibt es nichts zu entschuldigen.« Er lächelte und wischte sich seine feuchte Schulter ab. »Obwohl ich sagen muss, dass du mich wieder einmal patschnass gemacht hast.«
    Sein schwacher Versuch, einen Witz zu reißen, ließ mich mit den Augen rollen. Bei unserem ersten Treffen hatte ich ihn mit Weihwasser überschüttet. Nur um ganz sicher zu sein – Sie verstehen schon.
    »Geht es dir jetzt besser?«
    »Ja«, sagte ich. »Und nein.« Das Nein galt dem Peinlichkeitsfaktor. Ich war in Versuchung, ihn auf der Stelle zu einem Kampf herauszufordern, nur um ihm zu beweisen, dass ich ihn noch immer besiegen konnte, auch wenn ich an seiner Schulter geweint hatte.
    »Mach dir keine Sorgen«, antwortete er. Anscheinend hatte er verstanden, was in mir vorging. »Der Mord an deinem Mann ist meiner Meinung nach Grund genug, um etwas durch den Wind zu sein. Weißt du es denn ganz sicher?«
    »Ziemlich sicher.« Ich erklärte, wie mich der Brief zu einem weiteren geführt hatte, der ebenfalls darauf hinwies, dass Eric sich in einer prekären Lage befunden haben musste. Allerdings wusste ich nicht, worum es sich gehandelt haben könnte. Das entsprach alles der Wahrheit. Ich ließ nur aus, womit sich Eric stets beschäftigt hatte – mit der Jagd von Dämonen.
    »In Erics Brief stand, dass ich nach Los Angeles fahren und mit einem alten Freund von ihm sprechen sollte«, fuhr ich fort. »Aber dieser Mann war leider kurz vor meinem Eintreffen gestorben.«
    »Es war also eine Sackgasse.«
    »Genau.«
    Lässig setzte er sich auf eine Ecke des Tisches. »Gut. Soweit verstehe ich ja, worum es geht. Aber wie kann ich dir in der ganzen Sache helfen?«
    »Denk einfach wie ein Mann«, bat ich ihn. »Was würdest du in einer Lage wie Erics damals tun?«
    »Du meinst, angenommen, ich würde mich in einer Situation befinden, in der ich vielleicht umkomme, aber nicht möchte, dass meine Frau erfährt, worum es geht?«
    Ich runzelte die Stirn. Er hatte den Nagel mehr oder weniger auf den Kopf getroffen. »Ja, wenn du nicht möchtest, dass deine Frau etwas davon erfährt – es sei denn, es läuft schief.«
    »Ich würde jemand anderen ins Vertrauen ziehen«, sagte er. »Allerdings klingt es so, als hätte Eric genau das getan. Der Tote in L.A. – nicht wahr?«
    »Bisher hilfst du mir nicht weiter, Cutter.«
    »Ich muss mich erst einmal warm reden«, entgegnete er. »Wenn ich mich in einer solchen Lage befinden würde, hätte ich sicher noch einen Plan B. Falls derjenige, dem ich mich anvertraut habe, plötzlich stirbt. Denn wenn es sich um etwas handeln würde, wobei ich ums Leben kommen könnte…«
    Er hatte recht. »Und?«, hakte ich nach.
    »Ich würde mein Geheimnis aufschreiben und dann so verstecken, dass es für alle sichtbar ist«, meinte er. »Wer hat bei euch die Rechnungen bezahlt?«
    »Ich.«
    »Hatte er einen Schreibtisch? Einen Stapel, auf dem er immer alles abgelegt hat? Oder gibt es vielleicht einen Karton mit Dingen, der dir nach seinem Tod von seiner alten Arbeitsstelle zugeschickt wurde?«
    »Das habe ich alles schon durchgesehen«, sagte ich. »Nachdem er gestorben war, habe ich

Weitere Kostenlose Bücher