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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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gehandelt hätte. Für ihn war er das wahrscheinlich auch. Ich beschloss, zur Abwechslung einmal keinen Vortrag über passende Tischgespräche zu halten. So sehr ich mir wünschte, dass wir die anale Kleinkindphase so schnell wie möglich hinter uns bringen würden, so war ich Timmy doch dankbar, dass es ihm gelungen zu sein schien, die Unterhaltung am Tisch aufzulockern.
    Stuart hatte anscheinend entschieden, dass es besser war, nicht den Grund für unseren östrogengeladenen Streit zu erfahren. »Ich kenne auch einen Witz, Tim. Wie heißt die Lieblingsbeere eines Gespensts?«
    »Weiß nicht.«
    »Buh-Beere.«
    Timmy lachte und lachte, wie das von ihm erwartet wurde. Dann hob er seine kleine Faust. »Ich! Ich!«
    »Dann erzähl mal, Junge. Ich weiß schon, du bist wieder dran.«
    »Lieblingsessen von Gespenst?«
    »Weiß nicht«, antwortete Stuart.
    »Pipistazie!«, erklärte Timmy und war von seiner eigenen Brillanz derart angetan, dass er vor Lachen fast aus seinem Kindersitz fiel.
    Das restliche Essen verlief mehr oder weniger auf ähnliche Weise. Die drei männlichen Wesen erzählten sich schlechte Witze ohne jegliche Pointe, und die weiblichen sprachen kein Wort miteinander.
    Willkommen im Familienglück.
    Nach dem Essen räumte Allie ihren Teller weg, ohne darum gebeten zu werden. »Ich gehe jetzt zu Mindy, um die Hausaufgaben zu machen«, erklärte sie Stuart, der mich daraufhin fragend ansah. Ich nickte, und er gab meine Antwort weiter. Allie rannte nach oben, um ihren Rucksack zu holen.
    »Worum geht es hier eigentlich?«, erkundigte sich Stuart nun doch.
    »Das willst du eigentlich gar nicht wissen«, antwortete ich.
    »Aha.« Er sah mich neugierig an und strich mit einem Finger über den Kratzer in meinem Gesicht. Ich hatte ihn bereits fast vergessen. »Und das?«
    »Eine lange Geschichte«, erwiderte ich und fühlte mich plötzlich sehr verloren und allein. Ich schüttelte den Kopf und versuchte die Gefühle, die in mir aufstiegen, zurückzuhalten. »Es ist nichts. Ehrlich.«
    Er streichelte mir über das Gesicht und umfasste dann sanft mein Kinn. »Kate, Liebling. Hast du schon einmal daran gedacht, dass ich es vielleicht trotzdem wissen möchte, auch wenn es angeblich nichts ist?«
    Ich zwang mich zu einem Lachen. »Stuart, sei nicht lächerlich. Es gibt nichts zu erzählen. Das ist einfach nur ein Kratzer.«
    Er runzelte die Stirn. »Und diese Auseinandersetzung mit Allie? Ist das auch einfach nur ein Kratzer?«
    »Es geht ihr gut. Alles bestens.« Ich wandte mich von ihm ab, um unser Gespräch zu beenden. Deutlich spürte ich, dass mir sein Blick folgte, ehe er laut ausatmete und dann aufstand, um sich einen Scotch und Soda zu machen. Ich drehte mich wieder zu ihm. In seinen Augen war deutlich zu sehen, wie verletzt er war, und ich verfluchte mich innerlich für meine Geheimniskrämerei.
    »Nun… Morgen Abend wollen wir ja essen gehen«, sagte er und meinte damit unseren Plan, am Abend vor seiner offiziellen Bekanntgabe, dass er als Bezirksstaatsanwalt kandidieren würde, auszugehen. »Bitte versprich mir, dass dann bis Mittwoch alles wieder in Ordnung ist.«
    »Natürlich.«
    »Und mit alles meine ich auch die Sache mit Allie.«
    »Klar«, sagte ich. »Schon verstanden. Keine Sorge, Liebling.
    Teenagerfrust und so. Bis morgen früh hat sich das wieder gelegt.«
    Das entsprach zwar sicher nicht der Wahrheit, aber da meine Nase nicht zu wachsen begann, hoffte ich, noch einmal davongekommen zu sein. Zumindest für den Moment. Wie lange ich dieses Netz aus Lügen noch weiterspinnen konnte, wusste ich nicht zu sagen.
    Ich verbrachte die nächste halbe Stunde damit, die Küche aufzuräumen, das Geschirr in die Spülmaschine zu tun und dabei Eddies amüsierten Blicken auszuweichen. Gleichzeitig versuchte ich, dem Schwall von unlustigen Witzen, die mein Sohn noch immer von sich gab, zu entkommen.
    Ich hatte nicht vor, Allie hinterherzurennen und sie dazu zu bringen, mit mir zu sprechen. Offensichtlich brauchte sie erst einmal Zeit, um sich zu beruhigen. Sie benötigte eine gewisse Distanz von ihrer Mutter. Vermutlich würde es sogar das Beste sein, wenn sie bei Mindy übernachten und sich dort beruhigen konnte.
    Zumindest theoretisch das Beste. Aber ich konnte mich einfach nicht ganz dazu durchringen, ihr das auch vorzuschlagen.
    Diese Auseinandersetzung war der erste große Streit, den ich jemals mit Allie gehabt hatte. Und das war kein angenehmes Gefühl.
    Ich seufzte und warf mein Geschirrtuch ins

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