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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Allie.«
    »Du hast es mir aber nicht freiwillig erzählt«, entgegnete sie wütend. »Ich habe euch rein zufällig hier überrascht. Oder hast du das bereits vergessen?«
    »Pass auf deinen Ton auf, Allie«, sagte ich. »Das mag vielleicht ein Streit sein, aber ich bin noch immer deine Mutter.«
    Daraufhin legte sie erneut den Kopf auf ihre Arme und murmelte: »Wie auch immer.«
    Ich wollte sie beinahe schon wieder für ihren Tonfall rügen, doch da fiel mir auf, dass sie nicht mehr so empört wie zuvor klang. Außerdem konnte ich ihre Wut durchaus nachvollziehen.
    »Ich wollte es dir erzählen«, erklärte ich. »Und ich muss zugeben, dass ich auch nicht genau wusste, wann oder wie. Aber ich hatte wirklich die Absicht. Du hast mich jetzt nur dazu gezwungen, es sofort zu tun.«
    Wieder hob sie langsam den Kopf und starrte mich finster an.
    »Ehrlich, ich schwöre es. Und wenn ich lüge, soll ich tot umfallen«, sagte ich. Das Blut schien auf einmal aus ihrem Gesicht zu weichen, und mir wurde zu spät klar, dass ich das völlig Falsche gesagt hatte. Mit diesen Worten hatte ich das Ganze nur noch verschlimmert.
    »Allie, ich werde nicht sterben«, erklärte ich. »Das verspreche ich dir.« Das war natürlich ein lächerliches Versprechen, aber ich hatte vor, es diesmal auf keinen Fall zu brechen. Zu meinem Glück hakte meine Tochter auch nicht weiter nach.
    Stattdessen meinte sie: »Also – was nun? Du und Mr. Long, ihr wollt also durch die Straßen ziehen und nach irgendwelchen unheimlichen Typen suchen – oder?«
    »So in etwa stimmt das«, gab ich zu. »Obwohl diese Typen nicht einfach nur unheimlich sind. Es gibt viele unheimliche Menschen, die aber nicht zwangsläufig gleich auch Dämonen sein müssen.«
    Sie stand auf und ging zum Fenster. Eine Weile blickte sie hinaus. Regungslos starrte sie auf die Seite des Gebäudes, wo die Schulbusse gerade parkten, um die Kids für den Nachmittagsunterricht außerhalb der Schule abzuholen. Ich betrachtete meine Tochter schweigend. Ich wollte sie nicht bedrängen, denn ich hatte das Gefühl, als ob wir uns gerade auf sehr dünnem Eis bewegten.
    Am liebsten hätte ich von ihr gehört, dass schon alles in Ordnung sei und wie wichtig ich ihr war. Aber natürlich wusste ich, dass das nur Wunschdenken von mir war. Allie steckte mitten in der Pubertät, und das bedeutete unter anderem, dass ihre Hormone verrückt spielten. Ich würde weder eine Umarmung noch irgendwelche Küsse bekommen. Im Grunde hätte ich schon Glück, wenn sie mir nicht völlig die kalte Schulter zeigen, monatelang schweigend in ihrem Zimmer sitzen und nur noch ihre Kopfhörer auf den Ohren haben würde.
    Nach einer Weile wandte sie sich mir wieder zu. Jetzt wirkte ihre Miene auf einmal wild entschlossen. »Ich will auch helfen.«
    Damit zerschlugen sich all meine Fantasien ein friedliches Familienleben betreffend.
    »Kommt gar nicht infrage«, sagte ich und wappnete mich innerlich gegen ihre nächste Attacke.
    »Mutter! Ich kann aber helfen. Und ich will euch auch helfen!«
    »Gut«, entgegnete ich. »Du kannst durchaus helfen. Du kannst zum Beispiel jeden Tag in die Kathedrale gehen und für mich und David Flaschen mit Weihwasser holen. Du kannst die Lokalnachrichten durchlesen und dich bei Nachbarn, Freunden und in der Schule umhören. Falls dir irgendetwas Seltsames auffällt, kannst du es mir sagen. Du kannst sogar meine Waffen reinigen und darauf achten, dass sie immer in Ordnung sind. Aber du wirst nicht mit mir auf Patrouille gehen. Das kommt überhaupt nicht infrage.«
    »Warum nicht?«, wollte sie wissen.
    »Weil ich es sage.«
    »Das ist so was von unfair!«
    »Ja, ich weiß. Es ist total unfair, dass ich dich nicht in Gefahr bringen will.«
    Sie hob entschlossen ihr Kinn. »Ich kann kämpfen. Ich kann schon auf mich selbst achten.«
    Ich nickte. »Stimmt«, erwiderte ich. »Weil du die ganze Zeit trainiert hast. Du hast viel geübt, dich richtig ernährt und dein Bestes gegeben, um so fit wie nur irgend möglich zu werden.«
    »Genau«, sagte sie. Doch sie legte ihren Kopf ein wenig zur Seite, wie sie das immer tut, wenn sie nicht so recht weiß, worauf ich hinauswill.
    »Also hast auch du ein paar Geheimnisse vor mir gehabt, nicht wahr?«
    Sie presste die Lippen aufeinander, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder und starrte stattdessen auf ihre Schuhe. Ich wusste sowieso, was sie am liebsten erwidert hätte: Wenn ich Geheimnisse hatte, konnte sie das schon

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