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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Außerdem war der Park wirklich sicher. Überall standen Straßenlaternen, und zudem war er an drei Seiten von Häusern umgeben, die Lauras ähnelten.
    Ich nahm mir zwei Schokoladenriegel aus einer Schale, die bei Laura auf dem Tisch stand, und ging dann über die Straße – mein Friedensangebot in der Jackentasche. Tatsächlich entdeckte ich die beiden Mädchen, wie vermutet, auf den Schaukeln. Sie saßen mit dem Rücken zu mir und hatten die Köpfe zusammengesteckt.
    Lauten Schrittes ging ich über den Kies. Mindy drehte sich um, sah mich und flüsterte Allie etwas zu. Meine Tochter machte sich nicht einmal die Mühe, sich umzudrehen, wie mir schmerzlich auffiel.
    Ich zeigte mit dem Daumen auf Lauras Haus. »Könntest du Allie und mir ein paar Minuten Zeit geben, Mindy?«, fragte ich.
    »Natürlich, Mrs. Connor«, erwiderte die Freundin meiner Tochter. Sie stand hastig auf und eilte davon. Offensichtlich wollte sie so weit wie möglich kommen, ehe die ersten Fetzen flogen.
    Ich setzte mich auf die Schaukel neben Allie und bot ihr einen der Schokoladenriegel an. Sie nahm ihn, brummte: »Danke.« Einige Minuten lang saßen wir schweigend da und stießen uns mit den Füßen ab, um langsam hin und her zu schaukeln.
    »Es tut mir leid. Ich hätte nicht sagen sollen, dass ich dich hasse«, meinte Allie nach einer Weile. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Herz gewaltig anschwoll. »Aber du bist so was von unfair.«
    »Wieso glaubst du eigentlich, dass die Welt fair sein könnte?«
    Sie seufzte tief und ließ den Kopf zurückfallen, als ob sie die Länge und Breite des Universums abmessen wollte. »Bitte, Mami! Das ist echt eine voll lahme Antwort. Das weißt du auch!«
    Ich lachte. »Vielleicht«, erwiderte ich. »Aber es stimmt. Ich mache mir Sorgen um dich, Allie. Du wirst immer meine Tochter bleiben, und ich werde immer versuchen, dich zu beschützen.«
    »Du kannst mich aber nicht ewig beschützen, Mami!«, entgegnete sie.
    Sie sprang von der Schaukel und begann vor mir hin und her zu laufen. Zornig kickte sie den Kies unter ihren Füßen mit den Turnschuhen beiseite, so dass man das Herabprasseln der Steinchen hören konnte, und zwar so laut, dass das Geräusch locker die Schritte jedes heranpirschenden Dämons überdeckt hätte.
    Genau das erklärt auch, warum ich das Monster, das auf einmal hinter einer Zypressengruppe hervorkam, nicht hörte. Sein Messer schimmerte im Mondlicht, als es direkt auf meine Tochter zurannte.

 
    »Allie!«
    Ich sprang von der Schaukel, als der rüstige Dämon älteren Jahrgangs auf meine Tochter zustürzte. Sein faltiges Gesicht hatte er zu einem teuflischen Grinsen verzogen. Es gelang ihm, meine Tochter eine Sekunde vor mir zu erreichen. Er fasste mit seinen schmutzigen Händen nach ihrem Hals und warf sie auf den Boden.
    Allie schrie. Ich traf ihn mit einem Roundhouse-Kick mitten in den Magen, so dass er von ihr abließ und ebenfalls auf den Kies stürzte. Er warf mir jedoch kaum einen Blick zu, als er sich wieder aufrappelte und erneut versuchte, Allie zu packen. Ich nutzte den Moment, um den Eispickel aus meiner hinteren Hosentasche zu reißen.
    Als der Dämon sich auf Allie werfen wollte, trat sie um sich und brüllte wie am Spieß. Sie versuchte aufzustehen und vor seinen Händen, die nach ihr griffen, zu fliehen. Der Dämon hatte mir den Rücken zugewandt. Da ich sein Auge brauchte, sprang ich ihn einfach von hinten an. Er heulte auf und ließ sich rücklings fallen, so dass ich hart auf den winzigen scharfen Steinen aufschlug. Er lag nun auf mir, so dass ich mich kaum bewegen konnte. Doch zumindest war mein Arm mit dem Eispickel noch einsatzfähig. Obwohl ich sein Gesicht nicht sehen konnte, wusste ich, wohin der Pickel in etwa gerammt werden musste.
    Mit einer großen Kraftanstrengung stieß ich ihm die Waffe ins Gesicht, während ich innerlich ein Stoßgebet zum Himmel schickte, dass sie auch ihr Ziel treffen möge.
    Leider nützte das nichts. Anstatt seinen Augapfel zu treffen und damit ein Portal zu öffnen, durch das der Dämon in den Äther gerissen werden würde, fügte ich ihm nur eine hässliche Stichwunde direkt unter dem Auge zu.
    Er jaulte vor Schmerz auf. Das Geräusch hallte im ganzen Viertel wider. Ich hielt den Atem an und fragte mich, ob wohl gleich die Nachbarn herauskommen würden. In gewisser Weise hoffte ich es fast. Eigentlich wollte ich das Monster zwar töten, aber wären stattdessen die Nachbarn herangeeilt und hätten die Kreatur festgesetzt,

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