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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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lange.
    Allerdings rechnete ich es ihr recht hoch an, dass sie ihre Gedanken nicht laut äußerte, sondern sich diesmal zurückhielt.
    »Was hast du Cutter eigentlich erzählt, warum du mehr trainieren willst?«, fragte ich.
    »Das ist doch keine große Sache, Mami. Ich versuche einfach, nur besser und fitter zu werden. Das ist alles.«
    Ich wartete eine angemessene Zeit und erwiderte dann: »Allie, Liebling. Versuche nie, einen Lügner hintergehen zu wollen.«
    In ihren Augen konnte ich deutlich sehen, dass sie genau wusste, worauf ich hinauswollte. In Wahrheit hatte meine Tochter nie vorgehabt, einfach nur fitter und besser zu werden.
    Doch auch diesmal überraschte sie mich, denn sie leugnete nichts. »Dann lass mich helfen«, bettelte sie stattdessen. »Cutter meint auch, dass ich gut bin.«
    »Aber du bist nicht gut genug.«
    »Das könnte ich werden.«
    »Du bist erst vierzehn.«
    »Du warst damals auch vierzehn«, ballerte sie gekonnt zurück.
    »Aber jetzt bin ich fast vierzig und deine Mutter. Und ich sage nein.«
    »Du bist so was von stur!«
    »Du hast vollkommen recht. Ich bin ein schrecklicher Mensch.«
    »Ich hasse dich«, schrie sie, und ihre Worte trafen mich wie eine schallende Ohrfeige. »Du hast mich total angelogen, und jetzt versuchst du nicht einmal, es irgendwie wieder besser zu machen!«
    Tränen strömten ihr über das Gesicht. Sie wischte sie zornig fort und stürmte zur Tür.
    »Allie!«, rief ich, aber es war bereits zu spät. Sie hatte die Tür schon geöffnet und verschwand im Flur. Ich folgte ihr zwar, doch es hatte keinen Sinn. Sie floh vor mir. »Allie! Komm sofort zurück.«
    »Ich fahre mit einem der Mädchen nach Hause!«, antwortete sie, ohne sich auch nur umzudrehen. Dann verschwand sie um eine Ecke. Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und schlug mit dem Hinterkopf gegen das harte Metall.
    Auf dem Flur spielten David und Timmy noch immer mit dem Rotstift. David warf mir einen fragenden Blick zu, aber ich winkte nur ab. Ich war nicht in der Laune, ihm das Ganze zu schildern.
    Timmy merkte zum Glück nichts. Er konnte meine Miene nicht lesen, als er mich anblickte, den Stift fest in beiden Händen.
    »Allie wütend, Mami?«
    »Ja, Liebling«, sagte ich. »Allie ist wütend.«
    Während des Abendessens schien die Luft zu knistern. Das lag nicht etwa daran, dass ich das Essen verbrannt hätte, sondern an meiner Tochter. Sie strahlte einen Zorn aus, der geradezu Funken zu schlagen schien. Widerstrebend war sie aus ihrem Zimmer gekommen, die Treppe hinuntergestürmt und hatte sich missmutig an den Tisch gesetzt.
    »Allie, kannst du mir bitte die Butter reichen?«, sagte Stuart.
    »Klar«, erwiderte sie mit ausdrucksloser Stimme.
    »Und auch die Brötchen, bitte«, fügte ich hinzu. Allie ignorierte mich.
    »Allie«, sagte ich scharf. »Die Brötchen.«
    Noch immer schien sie nicht auf mich zu achten. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und reichte dann betont langsam Eddie den Brotkorb. »Könntest du das bitte an meine Mutter weitergeben?«
    Eddie schnaubte belustigt und sah mich an. »Junge, Junge! Du scheinst richtig in Ungnade gefallen zu sein – was?«
    Ich blickte ihn finster und schweigend an, nahm ihm aber den Korb ab.
    Stuart sah von mir zu Allie und dann zu Eddie. »Was ist los?«, fragte er.
    »Nichts«, erwiderte ich.
    »Ja, klar«, meinte Allie. »Wenn das nichts sein soll, dann – «
    »Allie!«
    Sie sank wieder in sich zusammen und biss von ihrem Brötchen ab.
    »Könnte mir mal jemand erklären, was hier eigentlich abläuft?«, fragte Stuart.
    »Nein«, antworteten Allie und ich gleichzeitig, was Eddie natürlich zu einem weiteren amüsierten Schnauben veranlasste. Vor Belustigung verschluckte er sich beinahe an seinem Glas Eistee.
    Stuart sah mich an, aber ich tat so, als ob ich es nicht bemerken würde. Stattdessen klopfte ich Eddie ausführlich auf den Rücken.
    »Allie wütend, Daddy«, erklärte Timmy, der offensichtlich auch seinen Spaß haben wollte.
    Ich hielt den Atem an, da ich mich auf einmal fragte, wie viel dieser kleine menschliche Schwamm von meiner Unterhaltung mit David mitbekommen hatte.
    »Das habe ich schon verstanden, Junge«, sagte Stuart. »Und was ist mit dir? Bist du auch wütend?«
    »Nein. Soll ich Witz erzählen?«
    »Klar«, meinte Stuart.
    »Klopf, klopf.«
    »Wer ist da?«
    »Banane!«
    »Banane wer?«, fragte Stuart.
    »Banane Kacka!«, antwortete er und prustete los, als ob es sich um den lustigsten Witz aller Zeiten

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