Wie angelt man sich einen Daemon
Monaten trainierte ich nun wie eine Wilde und verbrannte Kalorien mit einer Geschwindigkeit, die mir kaum fassbar erschien. Vor zwanzig Jahren hätte ich nach einer Woche einer solchen Plackerei alles zwei Kleidergrößen kleiner nehmen können. Doch heutzutage, da ich mich bedrohlich auf die vierzig zu bewegte, war die Wirkung leider bei Weitem nicht mehr so eindrucksvoll.
»Es reicht wohl doch noch nicht für sechsunddreißig«, sagte ich und strich mir über die Stellen meiner Schenkel, wo das Kleid unangenehm eng anlag. Hübsch muskulöse Schenkel, wenn ich das hinzufügen darf, aber garantiert noch weiterhin Größe achtunddreißig.
»Ich hole es dir in einer anderen Größe«, schlug Laura vor.
Sogleich schüttelte ich heftig den Kopf. »Kommt nicht infrage. Hier liegen noch einige Kleider mit weiteren Röcken. Lass uns doch erst einmal sehen, ob mir vielleicht eines davon passt.«
Sie hob das rote Etwas hoch, das meinem Selbstbewusstsein einen solchen Schlag versetzt hatte. »Aber das hier ist hübsch«, sagte sie. »Du willst es also nicht noch einmal anprobieren, nur weil du eine andere Größe als sechsunddreißig brauchst?«
»Genau«, sagte ich. »Und schau nicht so indigniert. Du würdest ebenso reagieren.«
Sie zuckte mit den Achseln und warf das Kleid über die Tür einer anderen Umkleidekabine. »Wahrscheinlich hast du recht.«
»Also – was hast du im Internet herausgefunden?«, fragte ich und schloss nun doch vorsichtshalber meine Kabinentür, falls jemand hereinkommen und unsere kleine Party unterbrechen sollte.
»Ach ja. Nun, ich habe ziemlich lange gesucht und den Blog eines Typen gefunden. Jedenfalls glaube ich, dass es sich um einen Mann handelt. Ist im Grunde ja auch egal. Er schreibt jedenfalls über alle möglichen Dämonen, welche Ziele sie so verfolgen und wer sie verehrt. Ehrlich, Kate, ich fand das Ganze ziemlich gruselig.«
»Kann ich gut verstehen. Und was stand da über Andramelech?«
»Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob das alles fundiert ist.
Man weiß das im Internet ja nie. Diese Seite könnte auch völliger Humbug sein. Vielleicht verbergen sich dahinter nur ein paar Leute, die sich einen Scherz erlauben oder in irgendwelche Rollen schlüpfen.«
»Ich mache dir sicher keine Vorwürfe, wenn du mir falsche Informationen gibst«, sagte ich, öffnete die Kabinentür und versuchte, nicht zu lachen. »Ich spreche dich von jeglicher Verantwortung frei. Aber was hast du denn herausgefunden? Rück endlich heraus damit!«
Als sie mich sah, schnitt Laura eine Grimasse, die ich jedoch nicht kommentierte. Stattdessen zog ich mich wieder in meine Kabine zurück und schlüpfte in eines der weiter geschnittenen Kleider.
»Diesem Blog nach hat Andramelech vor etwa sieben Jahren durch einige seiner Gefolgsleute gesprochen. Er verkündete seinen Anhängern, dass er auf Erden eine Höllenarmee rekrutieren wolle.«
»Okay«, sagte ich durch die Kabinentür. »Von dieser Armee wissen wir bereits.«
»Mist«, meinte Laura. »Irgendwie hinke ich dem Vatikan immer einen Schritt hinterher.«
Ich lachte. »Glaub mir«, sagte ich, »ich weiß deine Bemühungen trotzdem zu schätzen. Was hast du noch herausgefunden?«
»Das mit der Armee war eigentlich schon mein wichtigster Trumpf«, gab sie zu.
»Warum müssen Dämonen eigentlich immer gleich so groß einsteigen? Eine ganze Armee? Hallo? Warum fangen sie nicht erst einmal mit einem kleinen Klub an?«
»Sehr witzig«, erwiderte Laura lachend. »Wie ist das Kleid?«
»Weiter«, meinte ich. »Und sehr tief ausgeschnitten.« Ich war gerade damit beschäftigt, meinen BH so hinzuzerren, dass ich vollbusiger wirkte. Leider waren meine Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt, aber ich hoffte, dass mir ein Besuch im Dessousgeschäft weiterhelfen würde.
»Lass mal sehen«, forderte mich meine Freundin ungeduldig auf.
»Erzähl mir erst, was du noch so weißt.«
»Ist das nicht egal? Die Forza weiß es wahrscheinlich sowieso schon.«
»Laura…«
»Also gut. Dieser Andramelech scheint irgendeinen Oberdämonenmacker dazu auserkoren zu haben, sein General zu werden oder so. Er versucht anscheinend schon seit Jahrhunderten, diesen anderen Dämon für seine Sache zu gewinnen. Aber der dämonische Obermacker ist… Was stand da noch mal? Ach ja – er liegt in Fesseln. Und Andramelech ist es bisher nicht gelungen, ihn zu befreien.«
»Sehr gut. Das sind echte Neuigkeiten. Stand irgendwo auch der Name dieses Generalanwärters?«
»Nein«,
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