Wie angelt man sich einen Daemon
Alten, der stets bei ihm war.«
»Und wie?«, fragte ich. Ich wollte jede noch so kleine Information aus dem Dämon herausbekommen. »Wie zum Teufel soll ich das machen?«
»Bring das Behältnis«, sagte der Dämon. »Heute Nacht. Zum Feld hinter Coastal Mists.«
Ich schüttelte den Kopf, da ich noch weniger verstand als zuvor.
»Das Behältnis? Meinst du den Stein? In dem Andramelech gefangen gehalten wird?«
»Bring es«, zischte er. »Oder deine Tochter wird stets in Gefahr sein.«
Meine Haut zog sich zusammen, als ob ich gerade in eiskaltes Wasser geworfen worden wäre. »Haltet euch von meiner Tochter fern!«, flüsterte ich drohend. In Wahrheit jedoch verspürte ich Angst, die er wohl aus meiner Stimme heraushören konnte.
»Bring den Stein«, sagte er. »Bring das Behältnis. Heute Nacht. Bringe den, den du David nennst.«
»Was willst du von David?«
»Heute Nacht«, wiederholte er. »Heute Nacht, und alles wird sich in Wohlgefallen auflösen.«
»Ich weiß nicht, von welchem Stein du sprichst«, erklärte ich frustriert. »Gib mir wenigstens einen einzigen verdammten Hinweis!«
Auf einmal bemerkte ich, dass Stuart uns mit gerunzelter Stirn beobachtete. Mir wurde klar, dass ich wahrscheinlich sehr finster dreinblickte. Sofort zwang ich mich zu einem Lächeln. »Wie kann ich dir etwas bringen, wenn ich noch nicht einmal weiß, was du von mir willst?« Ich hatte das Gefühl, dass mein Gesicht jeden Augenblick auseinanderfallen müsste, so sehr quälte mich mein aufgesetztes Lächeln.
»Es hat keinen Sinn, mit mir zu spielen, Jägerin. Begreife das endlich, oder du wirst nicht mehr lange am Leben bleiben.«
»Verdammt noch mal«, sagte ich und vergaß für einen Moment das Lächeln. »Ich habe dir doch bereits gesagt, welcher…«
Die Worte erstarben mir auf den Lippen, als mir der Dämon mit der flachen Hand auf die Wange schlug. Auf Angriffe in dunklen Gassen war ich immer vorbereitet, aber nicht auf diese Attacke in einem vollen Restaurant. Deshalb brauchte ich auch einen Bruchteil länger als sonst, um zu reagieren, was wahrscheinlich – zumindest im Nachhinein betrachtet – gut war. Denn sonst hätte ich instinktiv meine Haarspange herausgerissen und sie dem Dämon ins Auge gerammt.
Zum Glück vermochte ich mich gerade noch rechtzeitig darauf zu besinnen, wo ich war. Meine Hand hielt inne, als mir die Haare bereits über die Schultern fielen. Doch irgendwie wollte ich mich rächen. Also verpasste ich dem Kerl mit meinem Fuß einen kleinen Tritt unter seine Kniescheibe.
Der Dämon stürzte zu Boden. In seinem Gesicht spiegelten sich Schmerz und Zorn wider. Die anderen Tänzer um uns herum blieben stehen und starrten uns an. Sogar die Band hörte zu spielen auf, und die Musik, die gerade noch den Raum erfüllt hatte, verflog. Für einen kurzen Augenblick war nur das Klirren der Eiswürfel in den Gläsern und das leise Surren der Neonröhren in dem kleinen Club zu vernehmen.
Stuart eilte zu mir. Er musterte mich von Kopf bis Fuß, ehe er sich auf den Dämon stürzte, der noch immer auf dem Boden lag. »Was zum Teufel sollte das?«, wollte mein Mann wissen. »Warum haben Sie meiner Frau eine Ohrfeige gegeben? Was fällt Ihnen ein?«
Die Augen des Dämons wurden zu schmalen Schlitzen, und seine Pupillen leuchteten auf einmal rot auf. Offensichtlich versuchte er verzweifelt, seine wahre Gestalt zu verbergen. Ich hoffte nur, dass Stuart wütend genug war, um das nicht zu bemerken. Außerdem hoffte ich inbrünstig, dass er nicht so dumm war, den Dämon zu einem Kampf herauszufordern. Da das Monster wie ein alter Mann aussah, würde Stuart vielleicht ritterlich genug sein, es unter seiner Würde zu finden, einen Greis anzugreifen.
»Ihre Frau?«, spuckte dieser Greis hasserfüllt und stand mit wesentlich mehr Elan auf, als das ein durchschnittlicher Achtzigjähriger gekonnt hätte. »Sie meinen wohl eher Ihre Nutte!«
»Wie bitte? Wollen Sie damit…«
»Haben Sie denn keine Ahnung, wer diese Frau ist? Was sie macht?«
Noch nie zuvor hatte ich Stuart so rot angelaufen gesehen. Ich legte vorsichtig meine Hand auf seinen Oberarm. »Lass uns gehen«, sagte ich.
»Das kommt überhaupt nicht infrage.«
»Stuart. Bitte.«
»Vielleicht sollten wir uns besser draußen weiter unterhalten«, sagte er drohend zu dem Dämon, ohne auf mich zu achten.
»Die Einzige, mit der ich mich draußen unterhalte, ist die da«, entgegnete der Dämon und starrte mich hasserfüllt an. Er leckte sich die Lippen.
Weitere Kostenlose Bücher