Wie angelt man sich einen Daemon
schon weg!« Sie warf meiner Tochter einen mitfühlenden Blick zu und verließ dann hastig den Umkleideraum.
Ich wandte mich wieder an Allie. Mitfühlend legte ich meine Hände auf ihre Schultern und musterte sie eingehend von Kopf bis Fuß. Ich wollte mich versichern, dass sie nicht verletzt worden war.
Sie ließ sich meine eingehende Musterung so lange gefallen, bis ich schließlich an ihrem Handtuch zog. Aufgebracht schlug sie meine Hand fort. »Mami! Was ist eigentlich los mit dir?«
»Geht es dir gut? Du bist nicht verletzt?«
»Nein, mit mir ist alles in Ordnung. Warum sollte ich… Oh. Ist etwas passiert?« Sie sah sich um. Niemand befand sich in unserer Nähe. »Geht es um Dämonen?«, fragte sie so leise, dass ich sie kaum verstand.
»Ja, in gewisser Weise schon«, sagte ich. Doch nun war ich verwirrt. »Aber bist du denn nicht…«
Ich brach ab, da mir auf einmal klar wurde, dass es hier ein Missverständnis geben musste. Allie war gar nicht von einem Dämon angegriffen worden. Aber was war dann mit ihr passiert? Warum sah sie so mitgenommen aus?
Ich blickte sie fragend an. Noch immer saß sie auf dem Boden und machte keine Anstalten, sich zu erheben. »Ich dachte, dass du verletzt worden wärst.«
»Ich bin nicht verletzt«, erwiderte sie. »Ich bin nur… Ich bin nur…« Sie beendete den Satz nicht, sondern begann zu schluchzen.
»Liebling, was ist los mit dir?« Ich zog sie wieder in meine Arme und versuchte sie zu trösten. »Was ist denn passiert?«
»Daddys Ring«, brachte sie mühsam hervor. »Jemand hat Daddys Ring gestohlen.«
»Das ist nicht so schlimm, Liebling. Das ist nicht so schlimm.« Was natürlich eine Riesenlüge war. Es war sogar verdammt schlimm, dass dieser Ring verschwunden war. Aber ich hatte nicht vor, meiner Tochter zu erklären, was es mit dem Erbstück ihres Vaters auf sich hatte. Zumindest momentan noch nicht.
Stattdessen hielt ich sie in meinen Armen und redete ihr ein, dass es nicht so schlimm sei. Schließlich hätten wir noch andere Erinnerungsstücke an ihren Vater – noch dazu schönere.
»Jetzt erzähl mir alles von Anfang an«, schlug ich nach einer Weile vor, nachdem sich Allie etwas beruhigt hatte. Sie hatte sich angezogen, wozu sie sich allerdings erst hatte durchringen können, nachdem ich ihr versprochen hatte, nicht auf sie wütend zu sein. Insgeheim machte ich mir natürlich große Sorgen. Aber da ich Allie noch nicht erklärt hatte, warum ich eigentlich zu ihr in die Schule gekommen war, versuchte ich so ruhig und gesammelt auszusehen wie nur möglich.
Als Erstes brauchte ich Fakten. Wann, wo und wie.
Ich konnte auch noch später ganz in Ruhe die Nerven verlieren. Schließlich hatten wir einen Ring verloren, der dummerweise den Schlüssel zu all dem dämonischen Unheil darstellte, das San Diablo gerade heimsuchte.
»Ich habe den Ring heute in die Schule mitgenommen«, erzählte Allie. »Ich habe nämlich darüber nachgedacht, was du gesagt hast. Über die Tatsache, dass wir den Dämonenangriff im Park überlebt haben. Wahrscheinlich hat uns Daddys Ring Glück gebracht.«
Ich schnitt eine Grimasse, als ich mich an unsere Unterhaltung erinnerte. Allie hatte geglaubt, dass uns der Ring Unglück bringen würde. Ich hingegen hatte ihr erklärt, dass das ja wohl nicht stimmen könne, da ich rechtzeitig gekommen war, um sie zu retten.
Inzwischen wusste ich, dass es der Ring gewesen war, der den Dämon erst angelockt hatte. Meine Tochter hat also recht gehabt. So viel zum Thema mütterlicher Instinkt.
»Hast du den Ring am Finger getragen?«, wollte ich wissen.
»Nein. Er ist für mich zu groß. Und außerdem ist er ja wirklich ziemlich hässlich. Ich habe ihn an einer Kette um den Hals gehabt.«
Innerlich stieß ich einen erleichterten Seufzer aus. Die Dämonen hatten gewusst, dass sich der Ring in meinem Haus befand. Nun verstand ich auch, warum sie mich gejagt hatten. Sie waren der festen Überzeugung gewesen, dass ich die Bedeutung dieses Schmuckstücks kannte. Aber wenn Allie den Ring nicht an ihrem Finger getragen hatte, waren die Dämonen vielleicht gar nicht in die Schule eingedrungen. »Und?«
»Im Sportunterricht dürfen wir keinen Schmuck tragen, weshalb ich den Ring mit der Kette im Schließfach eingesperrt habe. Doch als ich nach dem Unterricht zurückkam, war er verschwunden.«
»Und du hast keine Ahnung, wer ihn genommen haben könnte? Hast du niemanden gesehen, der irgendwie verdächtig wirkte und sich im Umkleideraum
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