Wie angelt man sich einen Daemon
der Mord an Daddy überhaupt nichts mit diesem Andramelech zu tun hat. Aber die zwei Dinge gehören zusammen, nicht wahr? Die Dämonen wollen diesen Andra-Typen befreien, und der wird in Daddys Ring gefangen gehalten. Das macht doch alles total Sinn. Findest du nicht?«
»Absolut«, antwortete ich. »Solange Andramelech wirklich in Daddys Ring ist.«
»Das muss er sein«, beharrte Allie. »Es passt alles zusammen.« Sie stand aufgeregt vom Tisch auf und begann durch die Küche zu gehen. »Daddy wollte doch in San Francisco eine Jägerin treffen. Und etwa zur gleichen Zeit ist Andramelech verschwunden. Das stimmt doch – oder? So hast du mir das jedenfalls erklärt.«
Ich nickte, war aber in Gedanken bereits zwei Schritte weiter.
»Dein Vater ist nicht nach San Francisco gefahren, um irgendeine Jägerin zu treffen«, meinte ich nachdenklich. »Er muss dorthin gefahren sein, um Nadia Aiken zu treffen. Die Dämonenjägerin, die Andramelech schon so lange auf der Spur war.«
»Genau, genau!«, rief Allie und hüpfte aufgeregt auf und ab. »Weil sie irgendwoher wusste, dass Daddy den Ring besaß.«
»Nadia hatte früher auch einmal mit Wilson zusammengearbeitet«, erklärte ich ihr. »Es macht also alles Sinn.«
»Aber irgendetwas ist schiefgelaufen. Der Dämon muss sie zuerst aufgespürt haben. So muss es doch gewesen sein! Denn wir wissen, dass Nadia verschwunden ist. Und dass Daddy tot ist.« Sie holte tief Luft, hob dann entschlossen das Kinn und sah mich an. »Aber Daddy hat trotzdem gewonnen. Irgendwie hat Daddy ihn erwischt. Dieser Andra hat Daddy wahrscheinlich angegriffen«, fuhr sie fort und fuchtelte mit den Armen herum, als ob sie einen Kampf simulieren wollte. »Der Andra-Typ wollte den Ring, nicht wahr? Um seinen Kumpel Ornie zu befreien.«
»Ja«, erwiderte ich und musste über ihre Aufregung lächeln, die sie trotz des traurigen Themas offensichtlich verspürte.
»Zum Schluss hat Daddy es geschafft, ihn zu überwältigen. Ich meine, irgendetwas muss mit ihm passiert sein – das wissen wir –, aber zuvor ist es ihm offenbar gelungen, Andramelech zu schlagen. So muss das abgelaufen sein. Denn der Ring ist wieder zu uns zurückbekommen, und diese ganzen Dämonen suchen nach Andramelech. Das macht alles total Sinn.«
Allie war so aufgeregt, dass sie begann, in die Luft zu boxen. Anscheinend fand sie ihre detektivischen Fähigkeiten geradezu überwältigend. Als sie mich jedoch ansah, legte sich ihre Begeisterung auf einen Schlag. »Was ist los, Mami? Liege ich falsch?«
Ich schüttelte den Kopf. Mir war mehr als übel, da mir allmählich die Wahrheit dämmerte. »Nein«, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln. »Nein, ich glaube, dass du völlig recht hast.«
Das glaubte ich wirklich. Aber es gab eine Sache, die Allie noch nicht verstanden hatte. Eine Sache, die sie übersehen hatte, doch die mir nun mehr als bewusst wurde: die Frage, warum die Dämonen zuerst David angegriffen hatten.
Schließlich hatte er den Ring nie besessen. Weshalb hatten sie sich dann zuerst auf ihn gestürzt?
Die strebsame Schülerin, die ich nun mal war, kannte natürlich die Antwort: Die Dämonen wussten bis zu jenem Tag, an dem Allie auf dem Speicher den Ring an ihren Finger gesteckt hatte, nicht, wohin er verschwunden war. Sie hatten nur eine Spur. Erics Körper war schon lange unter der Erde. Aber die Seele des Mannes, der ihren Anführer gefangen genommen hatte? Wenn sie diese Seele fänden, würden sie auch den Ring finden. Das war ihre Überlegung.
Ich ging unruhig vor Davids Wohnblock auf und ab, als er nach Hause kam. Meine Nerven waren fast zum Zerreißen gespannt, und mein Körper schien nur noch aus einem einzigen Muskel zu bestehen.
»Kate! Du!«, sagte David, dessen Augen strahlten, als er mich entdeckte. »Ich habe schon mehrmals versucht, dich auf dem Handy zu erreichen. Aber immer hat sich nur deine Voicemail angeschaltet.«
»Ich habe es ausgemacht.«
Er sah mich an, und das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand. Dann schloss er die Haustür auf und bat mich, einzutreten. »Am besten sprechen wir drinnen weiter.«
»Ja«, sagte ich. »Drinnen können wir uns mal so richtig nett unterhalten.«
Er warf mir einen fragenden Blick zu, ging dann aber schweigend vor mir die Treppen hinauf zu seiner Wohnung. Dort sperrte er die Tür auf und ließ mich eintreten. Innerlich brodelnd, schaute ich mich in seinem typischen Junggesellenapartment um. Für einen Moment verblüffte mich dieser Anblick. Es
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