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Wie angelt man sich einen Earl

Wie angelt man sich einen Earl

Titel: Wie angelt man sich einen Earl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Crews
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Stapel Bücher auf dem Boden, und auf einer der breiten Lehnen balancierten zwei weitere, etwas kleinere Stapel. Es wirkte so, als hätte die frischgebackene Countess of Pembroke die gesamten zwei Wochen seit ihrer Ankunft in Schottland in dieser Stellung verbracht.
    Doch was Rafe einen Moment innehalten ließ, war der Ausdruck auf ihrem Gesicht. Entrückt … hingerissen, ja, geradezu verzückt. Erfüllt von etwas, das man vielleicht als Wunder bezeichnen könnte, wenn es denn so etwas gäbe. Auf jeden Fall rührte es eine Saite in seinem Inneren an, die er längst verklungen geglaubt hatte.
    Doch dann sah sie auf und verwandelte sich im Bruchteil einer Sekunde in die Angel, die er kannte: das rasche Lächeln und die scharfen Augen, aus denen sie ihn und die Situation blitzschnell einschätzte – defensiv und herausfordernd zugleich. Mit dem Finger zwischen den Seiten klappte sie das Buch zu und ließ den Arm lässig über die Sessellehne herunterhängen. Ihr Blick begegnete seinem offen und klar. Doch darauf fiel er nicht länger herein.
    „Kann es sein, das du irgendetwas vor mir verbirgst? Und das bereits seit zwei Wochen?“
    „So lange schon?“, fragte sie mit erhobenen Brauen. „Dann hast du ja doch recht behalten mit den vielfältigen Vergnügungen des Landlebens. Ich habe gar nicht bemerkt, wie die Zeit verflogen ist.“
    Um Rafes Mund spielte ein grimmiges Lächeln. „Man hätte eher meinen können, du hättest dich verflogen, Angel …“ Dabei war er regelrecht schockiert von dem neuen Ton in seiner Stimme. Er hörte sich wie ein nörgelnder Ehemann an! „Versteckst du dich etwa vor mir?“
    Ihre Brauen wanderten noch höher. „Natürlich nicht, oder sollte ich das lieber?“
    Rafe trat näher und registrierte befriedigt die leichte Röte auf ihren Wangen und das trockene Schlucken, das ihm verriet, dass seine Frau längst nicht so unbeteiligt war, wie sie sich gab. Vor dem ausladenden Sessel blieb er stehen, griff nach dem nächstliegenden Buch auf der Lehne und studierte den Einband. Es war eine Sammlung von Gedichten aus der elisabethanischen Zeit.
    „Ich wusste gar nicht, dass du so eine Leseratte bist.“ Es überraschte ihn tatsächlich. Und nach dem desaströsen Auftakt in Schottland wunderte ihn außerdem, dass sie nicht gleich wieder geflohen war. Oder warum sie ihn jetzt anstarrte wie ertappt, als würde sie etwas Verbotenes tun. Diese Frau war ihm ein ewiges Rätsel.
    „Ich dachte, wenn ich mich in der Bibliothek umsehe, könnte ich etwas mehr über dich herausfinden“, erklärte Angel in dem leichten Ton, von dem er sich nicht mehr täuschen ließ. Dabei zeigte sie mit der freien Hand auf die prall gefüllten Bücherregale. Eine berauschende Fülle von Worten in mindestens sechs unterschiedlichen Sprachen, wie Rafe wusste.
    „Du willst mich durch die Bücher kennenlernen, die ich lese?“
    „Warum nicht? Glaubst du, ich werde dich hier finden? Liegen deine Geheimnisse hier irgendwo zwischen den Buchdeckeln versteckt?“
    Rafe presste die Kiefer zusammen, vergrub die Hände in den Hosentaschen und versuchte das brennende Lustgefühl im Zaum zu halten, das ihn jedes Mal allein bei ihrem Anblick überfiel. Doch eines war klar, würde er ihm jemals nachgeben, gab es für ihn kein Zurück. „Diese Bibliothek war die besondere Leidenschaft meines Großvaters. Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen legte er weit größeren Wert aufs Lesen als auf das Sammeln kostbarer Erstausgaben, wie es damals üblich war“, sagte er rau. „Solltest du also irgendwelche Geheimnisse entdecken, sind es seine.“
    „Ich lese auch für mein Leben gern“, murmelte Angel in dem Ton, mit dem sie ihm eher unfreiwillig winzige Einblicke in ihr wahres Ich gewährte, wie Rafe inzwischen wusste. „Und zwar alles, was ich in die Finger bekomme.“ Graziös entfaltete sie ihre Beine, schälte sich aus dem Sessel und streckte sich wie eine Katze.
    Rafe schluckte heftig. Wollte sie ihn etwa herausfordern, indem sie die Arme so weit über den Kopf hob, dass der kurze Pullover, den sie gegen die Frühlingskälte angezogen hatte, ihre schmale Taille über der engen Jeans freigab? Sie quälte ihn und forderte ihn heraus … und das auch noch ohne Vorsatz, oder?
    Selbst wenn sie irgendwann mit dir ins Bett geht, diese Frau ist nicht deinetwegen hierhergekommen! erinnerte ihn die perfide Stimme in seinem Hinterkopf. Zwei endlose Wochen hatte er gegen sein Verlangen angekämpft, und anstatt nachzulassen, hatte es sich

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