Wie angelt man sich einen Vampir
lose." „Na ja, du küsst eben wirklich stürmisch."
Sie errötete. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich das geschafft ... na, keine Sorge. Ich küsse dich nicht noch mal. Als deine Zahnärztin bin ich in erster Linie für die Gesundheit deiner Zähne verantwortlich ..."
„Ich habe dich gefeuert." „Das kannst du nicht. Nicht solange der Draht ..." „Dann reiß ich das Ding eben selber raus." „Wage das nicht!" „Ich will dich nicht verlieren, Shanna." „Du wirst mich nicht verlieren. Wir müssen nur etwa eine Woche warten."
„Ich kann nicht warten." Er hatte über fünfhundert Jahre gewartet, um so etwas zu erleben. Er würde nicht noch eine verdammte Woche warten. Und er würde kein Risiko mehr eingehen, was seine fragwürdige Selbstkontrolle anging. Er ging auf sein Schlafzimmer zu. Schwarze Punkte flimmerten vor seinen Augen. Er ignorierte sie und den Hunger, der in ihm tobte.
„Roman!" Sie rannte ihm nach. „Du kannst den Draht nicht herausnehmen!"
„Tue ich ja nicht." Er riss eine Schublade in seiner Kommode auf und grub sich durch einen Haufen Unterwäsche. Dort, auf dem Boden, lag ein Beutel aus rotem Filz. Er zog ihn heraus. Sogar durch den Filz konnte er die Wärme des Silbers, das sich darin befand, spüren. Ohne den Filz würde seine Hand jetzt mit verbrannten Striemen bedeckt sein.
Er hielt ihr den Beutel hin. Sie bemerkte es nicht, denn sie drehte sich im Kreis und sah sich sein Schlafzimmer an. Ihr Blick blieb an dem riesigen Doppelbett hängen.
„Shanna?" Sie sah ihn an und bemerkte dann auch den Beutel in seiner Hand. „Ich will dir etwas geben." Er schwankte. Er musste bald etwas essen, egal wie. „Ich kann nicht noch mehr Geschenke annehmen."
„Nimm schon!" Sie zuckte zusammen. „An deinen Manieren solltest du noch etwas arbeiten." Er lehnte sich gegen die Kommode. „Ich will, dass du es um den Hals trägst. Es wird dich beschützen." „Klingt ein wenig nach Aberglauben." Sie nahm den Beutel, löste das Band, mit dem er verschlossen war und ließ den Inhalt in ihre Hand gleiten.
Es sah noch genauso aus wie 1479, als er sein Gelübde abgelegt hatte. Die silberne Kette war schlicht aber von guter Qualität. Das Kruzifix war beste mittelalterliche Handwerkskunst.
„Wow. Das ist wunderschön." Shanna betrachtete es genau. „Es sieht wirklich alt aus." „Leg es um. Es wird dich beschützen." „Vor was beschützen?"
„Ich hoffe, das findest du nie heraus." Er betrachtete das Kruzifix traurig. Er war damals so stolz gewesen, als Vater Constantin es um seinen Hals gelegt hatte. Stolz. Das war sein Ruin gewesen. „Hilfst du mir?" Shanna drehte ihm den Rücken zu und nahm ihre Haare zu einem Zopf zusammen. Sie hielt ihm die Kette hin.
Er stolperte zurück, ehe das Silber ihn verbrennen konnte. „Ich kann nicht. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss wirklich arbeiten. Ich habe heute Nacht viel zu tun."
Sie sah ihn misstrauisch an. „In Ordnung." Sie ließ den Zopf los, und ihr braunes Haar legte sich um ihre Schultern. „Tut es dir leid, dass wir uns geküsst haben?" „Nein, überhaupt nicht." Er stützte sich am Rand der Kommode ab. „Das Kreuz. Leg es an." Sie sah ihn weiter an.
„ Bitte. " Sie machte große Augen. „Ich habe nicht mehr daran geglaubt, dass sich das Wort in deinem Vokabular befindet." „Ich hebe es mir für Notfälle auf." Sie lächelte. „Wenn das so ist ...", sie legte sich die Kette um den Hals und zog ihre Haare darüber. Das Kruzifix lag wie ein Schild auf ihrer Brust.
„Danke." Er nahm all seine Kraft zusammen und begleitete sie zur Tür. „Wir sehen uns wieder?"
„Ja. Später heute Nacht. Wenn ich von Romatech zurück bin." Er schloss die Tür und drehte den Schlüssel. Dann taumelte er in sein Arbeitszimmer, griff sich die Flasche aus der Mikrowelle und stürzte sie kalt hinunter. Oh, Blut Gottes, Shanna hatte sein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Er konnte es kaum abwarten, sie noch einmal zu küssen. Er war ein Dämon, der den Himmel kosten durfte.
In der Hölle musste die Eiszeit anbrechen.
12. KAPITEL
Shanna dachte nur an Roman, während sie die Treppe hinunterstieg. Gott sei Dank war er noch am Leben! Jetzt war die Frage, ob sie sich weiterhin von ihm beschützen lassen oder ob sie mit Bob Mendoza etwas anderes ausmachen sollte? Es war sehr verlockend, einfach bei Roman zu bleiben. Sie hatte sich noch nie so heftig zu einem Mann hingezogen gefühlt. Noch nie hatte sie einer so fasziniert.
Sie schlenderte in
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