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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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sowie den österreichischen Nationalspieler Kurt Jara wird er vorerst nicht los. Doch der Räumungsverkauf ist für Fenne lebensgefährlich. Bei einem Heimspiel sitzt der Präsident von Leibwächtern umringt auf der Ehrentribüne. »Verräter«, wird er von einer Handvoll Fans beschimpft, und ihm wird gedroht: »Dich machen wir noch alle.« Doch Fenne bleibt bei seinem Konzept und beteuert: »Ich weigere mich, weiter Hunderttausende von Mark zu verschleudern, ich weigere mich, weiter den Steuerzahler für Schalke zur Kasse zu bitten.«
    Der Abwärtsstrudel Richtung Zweite Liga scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Ein wenig Hoffnung keimt auf, als Mittelstürmer Klaus Fischer nach zehn Monaten Pause wegen eines Schienbeinbruchs samt Knocheninfektion im Januar 1981 sein Comeback feiert. Obwohl etwas fülliger um die Hüften, trifft er in der Rückrunde immerhin sechsmal. Besser als Rang 14 steht Schalke trotzdem nie in der Tabelle. Das 1 : 5 beim MSV Duisburg lässt die Königsblauen dann auf den letzten Platz abstürzen.
    Es ist das Wochenende um den 15. Mai 1981, an dem Assauer Hals über Kopf den neuen Managerjob übernimmt. Seine erste Amtshandlung: Er entlässt den glücklosen Trainer Fahrudin Jusufi, der seit etwas mehr als einem Jahr im Amt war. Wie schon dreimal zuvor in Bremen übernimmt Assauer die Mannschaft als Manager gleich selbst, diesmal aus freien Stücken. Drei Spiele volles Risiko, im Grunde ein aussichtsloses Unterfangen. Aber Assauer versucht zu retten, was in Wahrheit nicht mehr zu retten ist.
    »Der Erste, den ich bei meinem Einstieg auf Schalke habe rausschmeißen müssen, war Fahrudin Jusufi. Der hatte sich, wie sich herausstellte, einem Treffen mit mir verweigert, und dann hab ich dem gesagt: ›Nehmen Sie Ihren Koffer, und hauen Sie ab.‹ Nein, wahrscheinlich war ich netter und habe ihm erklärt: ›Passen Sie auf, wir stehen kurz vor dem Abstieg, es geht nicht mehr. Es tut mir furchtbar leid, aber wir müssen noch etwas anderes versuchen, der Mannschaft noch mal einen Kick geben.‹ Ist mir doch auch immer klar gewesen, dass die Herrschaften einem dann nicht um den Hals fallen. Es tat auch mir weh, eine Beurlaubung auszusprechen. Dahinter steckt immer ein Mensch mit Gefühlen und meist auch eine Familie, die er zu ernähren hat. Aber ich konnte darauf ja keine Rücksicht nehmen, musste immer zum Wohle des Vereins handeln. Mit manchem Trainer hatte ich auch über die Trennung hinaus ein gutes Verhältnis. Es gab aber auch einige, die am Ende die beleidigte Leberwurst spielten. Das tut immer weh, weil ich es ja war, der die Trainer geholt hat. Wenn es dann mit einem nicht klappt, bin ich ja auch beteiligt gewesen an dieser Niederlage.«
    Nicht in dieser Situation, denn Assauer hat Assauer verpflichtet, der Manager den Trainer. An seiner Seite ein Mann mit Trainerlizenz, Heinz Redepennig. Nicht mehr als ein Hiwi, der die Ansagen von Chef Assauer ausführt. Am 30. Mai kommen nur 20 000 Fans ins Parkstadion, der Glaube an die eigene Mannschaft ist weg, das 1 : 1 gegen Nürnberg bedeutet Stillstand und Rückschritt zugleich. Der Trainermanager Assauer tritt auf, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
    »Wir hatten wirklich noch eine Chance vor den drei Spielen. Wir brauchten zwei Siege. Ich dachte: Das schaffst du mit der Truppe. Das erste Spiel gegen Nürnberg war das entscheidende. Da haben sich Szenen abgespielt, unglaublich. Ich glaub, achtmal Pfosten, achtmal Latte, unglaublich. Was der dicke Fischer an dem Tag vor der Kiste vernagelt hat – du hast dir an den Kopp gelangt.«
    Doch es sollte der einzige Punkt aus den letzten drei Spielen sein. Auf dem Betzenberg in Kaiserslautern sind die Schalker chancenlos, das 0 : 2 besiegelt dann auch punktemäßig den Abstieg. Zur allgemeinen Unfähigkeit kommt noch Pech.
    »Das war auch schön da: Beim Warmmachen schießt irgendein Idiot den Ball auf die Kiste, der Nigbur kriegt den Ball vor den Hinterkopf, fällt um. Vorm Spiel! Wupp, lag er da. Ich dachte, das fängt ja gut an.«
    Am Schalker Markt brennen daraufhin die Fahnen, für die Fans ist der Absturz nur vier Jahre nach der Vizemeisterschaft eine Katastrophe. Im Juni 1981 verabschieden sich die Knappen aus der höchsten deutschen Spielklasse, der sie seit 1926 angehört hatten. Die Höchststrafe für die Schalker ist jedoch das letzte Saisonheimspiel am 13. Juni gegen den 1. FC Köln. Die Welt der Königsblauen liegt in Trümmern, Trainer Assauer und das Team müssen Hohn und Spott der

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