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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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dieses Frevels die Leviten, sagt damals: »Wer auf Kohle geboren ist, kann nur auf Kohle spielen.«
    Nach sechs Jahren und drei Meisterschaften mit dem FC Bayern holt Rudi Assauer Thon 1994 wieder zurück in seine Heimat – zum FC Schalke. Die Ablösesumme liegt bei rund 2,5 Millionen DM und kann von den hoch verschuldeten Schalkern in Raten gezahlt werden. Der verlorene Sohn kehrt zurück, der 28-Jährige erhält einen Zweijahresvertrag.
    »Die Bayern mit Uli Hoeneß an der Spitze haben sich damals als sehr fairer Verhandlungspartner erwiesen und sind uns entgegengekommen. Dafür war ich ihnen sehr dankbar.«
    Der damalige Schalker Trainer Jörg Berger lässt den bei Bayern ausgemuster ten Thon nun statt Mittelfeldregisseur immer häufiger Libero spielen. Thon geht als Kapitän der Eurofighter, die unter Trainer Stevens 1997 den UEFA-Pokal gewinnen, in die Vereinshistorie ein und holt zum Ende seiner Karriere 2001 und 2002 jeweils den DFB-Pokal. Dann macht der Körper nicht mehr mit, nach 521 Pflichtspielen und 105 Toren hört er auf. Mit 52 Länderspielen ist er bis heute Schalkes Rekordnationalspieler vor Fritz Szepan (34). Trotz aller großen Erfolge steht für Thon dieses Pokalspiel, das legendäre 6 : 6, immer an erster Stelle. »Das Spiel war mit Abstand das schönste Erlebnis in meiner ganzen Karriere. Da können dann selbst der UEFA-Cup-Sieg und auch der Weltmeistertitel 1990 nicht mithalten. So ein Fußballspiel wie jenes 6 : 6 erlebt mancher Profi nie. Ich sage oft im Scherz: Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich damals sofort aufhören müssen.«
    »Als er im Januar 2003 sein Abschiedsspiel gegen die Bayern in der Arena AufSchalke bestreitet, lassen wir ihn in die Schalker Ahnengalerie aufnehmen. Für mich etwas ganz Besonderes, da ich ihn ja 20 Jahre zuvor auf einem Ascheplatz zum ersten Mal gesehen hatte. Ich sagte damals zu ihm: ›Olaf, du wirst jetzt in einem Atemzug genannt mit Ernst Kuzorra, Fritz Szepan und Stan Libuda.‹ Er war auf Kohle geboren und ist zurückgekehrt. Schalke 04 hat ihm viel zu verdanken.«
    Und Thon hat Assauer viel zu verdanken, dennoch kommt es später zum Zerwürfnis. Olaf Thon möchte nach dem Ende seiner Karriere als Spieler eine Führungsaufgabe im sportlichen Bereich übernehmen, doch Assauer hält den einstigen Publikumsliebling kurz. Thon darf im Klub nur repräsentative Aufgaben übernehmen. 2005 lässt Thon sich dann in den Schalker Aufsichtsrat wählen, der im Jahr darauf Assauer aus dem Amt drängt. In der Abstimmung über Assauer votiert auch sein einstiger Profiteur gegen ihn.
    »Damals wurden Intrigen gespielt. Es war nicht mehr auszuhalten. Das werde ich ihm nie verzeihen. Olaf hat hinter meinem Rücken massiv Stimmung gemacht. Ausgerechnet gegen mich, der ihn seit seinem 14. Lebensjahr gefördert hat. Die Art und Weise, wie er öffentlich mehr Kompetenzen und einen für ihn adäquaten Job gefordert hat, war für mich inakzeptabel. Damit hat er sich geschadet. Ein Mann von seiner Größe macht so etwas nicht.«
    2007, am zehnten Jahrestag des UEFA-Cup-Siegs gegen Inter Mailand, veranstaltet der FC Schalke die Eurofighter-Party. In den frühen Morgenstunden verliert Thon die Contenance. Damals sagt Assauer der Bild :
    »Gegen drei Uhr war Olaf sehr betrunken, ist völlig ausgeflippt. Er hat mit Gläsern auf mich geworfen.«
    Laut Augenzeugenberichten wirft Thon fünf Wein- und Biergläser. Er bestätigt der Zeitung seine Entgleisung. »Stimmt, es gab Krach. Ich habe am Anfang zu Assauer gesagt: ›Lass uns uns die Hand geben und vergessen, was vorgefallen ist.‹ Das wollte er nicht. Ich will nicht verhehlen, dass ich dann auch einige Gläser geschmissen habe. Ich habe auf niemanden gezielt.«
    Von einer Versöhnung will Assauer aber nichts wissen, damals sagt er:
    »Ab sofort ist Olaf Thon Luft für mich. Und das hat nur oberflächlich damit zu tun, dass er versucht hat, mir Gläser vor die Rübe zu schmeißen. Es gab definitiv keinen Handschlag. Ich werde mich mit Olaf auch niemals vertragen – niemals! Bei bestimmten Menschen bin ich lange nachtragend. Olaf kann bitten und betteln, wie er will. Ich werde mich mit ihm nie wieder an einen Tisch setzen und ihm auch nicht mehr die Hand reichen.«
    Auch heute gibt es zwischen den beiden keinen Kontakt, keinerlei Kommunikation.

    Bei Assauers zweitem herausragenden Transfer, dem von Andreas Möller im Jahr 2000, gibt es bereits im Vorfeld richtig Ärger. Was noch nett untertrieben ist. Denn mit Möller

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