Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
gefallen da unten im Kabelgatt, Schätzchen? Na, ich kann nicht sagen, daß ich's dir verübeln würde, aber ich wüßt' keinen anderen, der das Quartier da unten mehr verdient hätt'.«
    »Oh, ich wüßte da schon jemanden.« Annie richtete ihren Blick bedeutungsvoll auf die Dirne.
    Morrisa, die die Mundwinkel zu einem zynischen Grinsen hoch-

22
    gezogen hatte, bedachte die zarte Frau mit einer geballten Ladung Verachtung. »Na, wenn das nicht
    die halsstarrige kleine Kröte ist, die mal wieder hinter ihrer Liedyschaft auf dem Bauch herrutscht. Du hoffst wohl, sie wird dir was von ihrem guten Aussehen abgeben. Na, Schätzchen, da verschwendest du aber deine Zeit mit diesem irischen Schweinedreck. Shemaine hat nichts mehr, was sie mit dir
    teilen könnte.«
    »Ich weiß, wer meine Freunde sind«, bemerkte Annie energisch. »Und ich weiß, wer meine Feinde
    sind. Zu meinen Freunden zählst du nicht. Wenn du's genau wissen willst: Ich würde lieber im Grab eines >irischen Trampels< verrotten, als von dem Flittchen dieses schweinischen Lüstlings gehätschelt zu werden.«
    Diese beleidigenden Worte ließen Morrisas braune Augen aufflackern, und sie holte aus, um
    zuzuschlagen, hielt dann aber, auf einmal vorsichtig geworden, inne. An Muskelkraft konnte es Annie
    Carver, wie sie bereits hatte entdecken müssen, selbst mit einer Frau aufnehmen, die doppelt so groß
    war wie sie selbst. Das letzte, was Morrisa im Augenblick gebrauchen konnte, war eine geschwollene
    Lippe oder ein blaues Auge, die einen Käufer vielleicht abgeschreckt hätten: Niemand würde das
    Risiko eingehen, eine Arbeitskraft zu kaufen, die sich möglicherweise als aufsässig entpuppte. Obwohl
    sie sich kaum bezähmen konnte, führte Morrisa ihr Vorhaben nicht aus. Widerstrebend ließ sie den
    Arm sinken und zuckte mit den Achseln, so daß ihre dürftig bekleideten Brüste auf-und abhüpften. An
    der Üppigkeit der Kurven, die sie zur Schau stellte, ließ sich unschwer erkennen, daß es ihr während
    der langen Reise nicht an Nahrung gemangelt hatte. »Wirklich zu schade, daß der Bootsmann wieder
    mal was an Potts rumzunörgeln hatte. Dem hätt's vielleicht gar nicht gepaßt, daß du deinen Schnabel
    an mir wetzt.«
    Shemaine seufzte schwer und sagte dann übertrieben kummervoll: »Der arme blinde Potts. Wenn er
    nur wüßte, wie sehr du ihn in Wahrheit haßt. Nein wirklich, er würde dich zerquetschen wie eine
    lästige Mücke.«
    Morrisa grinste selbstzufrieden. »Aber dir würde er nicht glauben, Schätzchen, selbst wenn du's ihm auf die Nase binden tätest.
    Die Sache ist nämlich die, Sh'maine, ich weiß, wie man den alten Potts nehmen muß. Außerdem
    könnte er mir hier unten in den Kolonien noch nützlich sein. Er hat sogar davon gesprochen,
    abzumustern und hier bei mir zu bleiben, statt nach England zurückzusegeln. Wärt ihr zwei Hübschen
    überrascht, wenn er genau das täte?«
    Shemaine schauderte innerlich bei dem Gedanken. Und wirklich, sie konnte schon beinahe die
    Todesfeen ihren Namen wispern hören. Trotz der Furcht, die kribbelnd ihren Nacken hochkroch, gab
    sie sich bewußt nachdenklich und äußerte eine mögliche Lösung für ein solches Problem. »Vielleicht
    sollte ich deinen Käufer warnen, daß du oder dein Büttel ihm wahrscheinlich die Kehle
    durchschneiden werdet. Dein Herr könnte dich dann zumindest für eine Weile in Fesseln legen - allein
    schon, damit du ihm keine Scherereien machst. Außerdem wirst du, wenn Potts dir nicht mehr von
    Nutzen ist, bestimmt einen anderen Trottel finden, der nach deiner Pfeife tanzt. Ich kann mir nicht
    vorstellen, daß du irgendeinem Mann länger die Treue hältst, als er braucht, um dir deinen Hurenlohn
    auszuhändigen.«
    Morrisas hochmütiges Grinsen verzerrte sich zu einer Grimasse des Zorns. »Du weißt nicht, was gut
    für dich ist, Sh'maine! Jede andere hätte es mittlerweile kapiert, aber nicht du! Ich muß es dir
    anscheinend in deinen häßlichen Schädel prügeln!«
    Mit zu Krallen gebogenen Fingern stürzte Morrisa sich auf Shemaine, und es sah so aus, als hätte sie
    die feste Absicht, diese grünen Augen aus ihren Höhlen zu kratzen. Aber genau in dieser Sekunde
    erklang zum zweiten Mal der Ruf des Bootsmanns, der ihr Vorhaben vereitelte.
    »Wenn ihr noch mal was anfangt, meine Damen«, warnte James Harper, der mit diesem Titel recht
    großzügig umging, die beiden Frauen, »laß ich euch beide kielholen, bis ihr wieder einen kühlen Kopf
    habt!«
    Morrisas wütender

Weitere Kostenlose Bücher