Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
gezwungen bin, seine Strafe
    aufzuheben, werde ich jede Gewalt

28
    über die Mannschaft verlieren. Es wäre sehr unklug, wenn ich es täte, Madam.«
    Kapitän Fitch hatte sichtbare Mühe, seines eigenen Zorns Herr zu werden. Die Tatsache, daß seine
    Frau dem Geplärr eines gemeinen Matrosen ihr Ohr geschenkt hatte, war ein weiterer Grund, ihr ihre
    Anwesenheit an Bord der London Pride zu verübeln. Ein erfahrener Offizier hätte die Quelle seiner Informationen kritischer betrachtet und die Motive des Seemanns hinterfragt. »Gertrude, der Bootsmann hat recht...«
    »Nichtsdestoweniger, Mr. Harper«, unterbrach sie ihn rüde. Die Einwände ihres Mannes ignorierte sie
    vollkommen. »Sie werden Ihren Befehl zurücknehmen, oder ich werde dafür sorgen, daß Kapitän
    Fitch Sie vom Dienst auf diesem Schiff entläßt!«
    »Gertrude!« Fitch war entsetzt von ihrer Drohung und beeilte sich, sie von dieser Idee abzubringen,
    ohne einen endgültigen Bruch mit ihrem Vater herbeizuführen. »Du kannst nicht von mir erwarten,
    daß ich einen Mann entlasse, der seine Pflicht tut!«
    »Ich erwarte von dir, daß du stets im Kopf behältst, wem dieses Schiff gehört!« fuhr Gertrude ihn an.
    »Wie könnte ich das vergessen, da du mich doch ständig daran erinnerst?« gab ihr Mann wütend
    zurück.
    »Du vergißt dich, Everette«, erwiderte Gertrude mit bedrohlich leiser, hochmütiger Stimme. Sein
    böser Blick schien sie nicht im mindesten zu berühren. »Ich hoffe, ich werde diesen Vorfall Papa
    gegenüber nicht erwähnen müssen.«
    Wie diese Frau ihre Macht ins Spiel brachte, widerte James Harper geradezu an, aber er war kaum in
    der Position, sich zu beschweren. Während er sich feierlich gelobte, nie wieder auf demselben Schiff
    zu segeln wie sie, besann er sich auf alle Würde eines Seemanns der Handelsmarine und zwang sich,
    seine Worte mit größtem Bedacht zu wählen - obwohl es ihm ungemein schwerfiel, die Frau nicht
    einfach anzubrüllen. »Madam, ich habe meine Befehle stets direkt vom Kapitän bekommen. Wenn er
    mir befiehlt, Potts freizulassen, dann habe ich keine andere Wahl, als das zu tun.«
    In dem Bewußtsein, daß er seinem Vorgesetzten das volle Gewicht der Verantwortung aufgelastet
    hatte, sah Harper den älteren Mann an und wartete auf dessen Entscheidung, die zu treffen Fitch
    offensichtlich widerstrebte.
    »Geh'n Sie wieder an die Arbeit, Mr. Harper«, forderte Fitch ihn schließlich auf. »Wir werden diese
    Angelegenheit zu einer passenderen Zeit erörtern.«
    »Everette Fitch!« Gertrudes gewichtiger Busen stellte ihr Mieder auf eine harte Probe. Sie schnaufte
    wie ein erzürntes Walroß. »Willst du damit sagen, du läßt es Mr. Harper einfach durchgehen, daß er
    meine Wünsche ignoriert? Wenn du ihn nicht dazu bringst, meinen Anweisungen Folge zu leisten,
    wird Papa dich vielleicht daran erinnern müssen, wem hier eigentlich deine Loyalität zu gelten hat. Er wird auf der Black Prince in New York einlaufen, noch bevor wir den Hafen verlassen haben, und ich bin sicher, daß er zu deinem heutigen Verhalten das eine oder andere zu sagen haben wird.«
    Kapitän Fitch brachte es fertig, seine Verärgerung hinter einem höflichen, wenn auch ein wenig steifen Gehabe zu verbergen. Er wußte aus Erfahrung, daß ein Streit mit Gertrude stets den Zorn ihres Vaters heraufbeschwor, der niemals mit irgend jemandem Mitleid gezeigt hatte, schon gar nicht mit jenen, die
    ihn oder seine Tochter verärgerten. Wäre Turnbull nicht der alleinige Besitzer der London Pride
    gewesen, hätte Fitch Gertrudes Einmischungen schon gleich zu Beginn der Seereise Einhalt geboten,
    aber er konnte einfach nicht vergessen, wer die Börse in der Tasche hatte. Dies war eine der
    Fallgruben, wenn man Geld heiratete, Geld, von dem er im übrigen bisher nur sehr wenig hatte
    genießen können. Abgesehen von dem, was er hier und da zusammengaunern konnte, war ihm die
    Hauptmasse von Turnbulls Reichtum unzugänglich geblieben. Das trieb ihn beinahe zum Wahnsinn,
    denn Horace Turnbull war unvorstellbar reich.
    »Ich bitte um Verzeihung, Gertrude. Ich hielt es für klüger, abzuwarten und diese Angelegenheit erst
    zu bereinigen, wenn der Großteil der Mannschaft von Bord gegangen ist, damit die Leute von Potts
    Freilassung nichts erfahren.«
    Wie ein übergroßes Reptil ließ Gertrude ihren Kopf behaglich wieder in die Falten ihres Halses
    zurücksinken. Ihr selbstgefälliges
    Lächeln verriet äußerste Zufriedenheit darüber, daß sie sich

Weitere Kostenlose Bücher