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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Blick ließ keinen Zweifel daran, daß ihr Zorn keineswegs verebbt war. Aber der
    Bootsmann machte keine leeren Versprechungen, und eine so schreckliche Drohung war selbst für sie
    Grund genug, sich zu besinnen. Schließlich entspannten sich
    ihre Finger, und sie schüttelte ihre rabenschwarze Mähne, bevor sie mit schleifenden Ketten
    davonschlenderte.
    Der schrille Schrei eines Seeadlers durchschnitt das Heulen des Windes und lenkte Shemaines Blick
    auf die Sturmwolken, die sich am Himmel zusammentürmten. Knapp darunter zog ein gewaltiger
    Raubvogel seine Bahn. Die Möwen trudelten in erschreckten Kreisen durch die Luft und tauchten bis
    auf die Wasseroberfläche herab, um dieser Gefahr zu entrinnen. Aber der Riesenvogel schien sich
    nicht im mindesten für die kleineren Tiere zu interessieren, sondern ließ sich in majestätischer Ruhe
    auf ausgebreiteten Schwingen vom Wind in schwindelerregende Höhen tragen. Wie gebannt von
    diesem Anblick der Freiheit konnte Shemaine sich beinahe selbst auf ähnlichen Flügeln in die Lüfte
    aufsteigen sehen, um dem Martyrium, dem sie die nächsten sieben Jahre ausgesetzt sein würde, zu
    entrinnen. Aber die rauhe Wirklichkeit war nur einen Herzschlag entfernt. In Ketten und auf ewig
    erdgebunden, konnte sie nur in hilfloser Qual zusehen, wie der Adler ihren Blicken entschwebte. Seine
    Freiheit, dorthin zu ziehen, wohin es ihn trieb, war ein Hohn auf die Zwänge und die Gewalt, die sie
    und die anderen Gefangenen erdulden mußten, seit sie ein englisches Gericht schuldig gesprochen
    hatte.
    Neben ihr stieß Annie einen sehnsüchtigen Seufzer aus. »Ich werde froh sein, endlich von dem Schiff
    hier runterzukommen, Myliedy, aber noch glücklicher war' ich, wenn irgendwelche netten Leute mich
    kaufen würden, mit ein oder zwei Kindern vielleicht, um die ich mich kümmern könnt'.«
    »Vielleicht hast du ja Glück, Annie.« Shemaine stieg auf den Lukendeckel und reckte den schlanken
    Hals in die Höhe, bis sie über die Reling schauen konnte. Ihr Blick schweifte über die Kolonisten, die am Kai darauf warteten, daß der Verkauf vom Schiff begann. Was sie dort sah, ermutigte sie wahrhaftig nicht besonders. Die Vorstellung, Annie könne von einer jungen Familie gekauft werden,
    schien ihr geradezu unmöglich, als sie die potentiellen Käufer musterte. Grauhaarige Männer mit
    bleicher Haut und kleinen, dicklichen Ehefrauen, kahlköpfige Grundbesitzer und altjüngferliche
    Frauen mit dünnen, scharfgeschnittenen Gesichtern be—
    herrschten das Bild. Nur ein Mann, der ein wenig abseits von den übrigen stand, unterschied sich im
    Aussehen von allen anderen. Er war eindeutig jung genug, um ein wenig Hoffnung auf die Erfüllung
    von Annies Wünschen zu bieten, aber sein finsterer, grüblerischer Gesichtsausdruck ließ ihn nicht
    weniger erschreckend erscheinen als die anderen. Die übrigen Siedler beäugten ihn verstohlen, als
    hätten sie Angst, seinem gelassenen, abweisenden Blick zu begegnen, eine Tatsache, die Shemaines
    eigene Spekulationen über den Mann nicht gerade hoffnungsfroher machte. Trotzdem, so
    zurückhaltend die anderen sich ihm gegenüber auch gaben, er schien der Hauptgrund für ihr
    unablässiges Geschnatter zu sein.
    James Harper trat auf die Frauen zu und nahm, während er seinen Blick von einer zur anderen
    wandern ließ, langsam den Schlüsselring von seinem Gürtel. Gertrude Fitch hatte es nicht zugelassen,
    daß die weiblichen Gefangenen für den bevorstehenden Verkauf an Deck unter den Blicken der
    Männer badeten. Statt dessen hatte sie ein winziges Bröckchen Seife und zwei Eimer Wasser
    hinuntergeschickt, über die die Frauen sich sofort in die Haare gerieten, so daß keine von ihnen etwas davon hatte. Drei Monate auf See hatten ihren Tribut gefordert, und sie sahen jetzt nicht besser aus als die ärmsten Bettler Londons. Die Wahrscheinlichkeit, auch nur für eine einzige von ihnen einen ordentlichen Preis zu erzielen, schien gering, und das geschah Turnbulls Tochter, die sich in alles und jedes einmischen mußte, weiß Gott recht. Warum hatte sie auch nicht dafür gesorgt, daß die Gefangenen ausreichende Rationen bekamen? Außerdem verdiente sie schon deshalb eine Strafe, weil
    sie sich so strikt geweigert hatte, zuzulassen, daß die Mannschaft hier und da eine nackte Brust oder
    einen nackten Schenkel zu sehen bekam. Mager und verhungert, wie die Frauen waren, hätten sie den
    Männern wohl ohnehin nur skeptische Blicke abgenötigt.
    »Also gut, meine

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