Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
meine Ma ist, die hat immer gesagt, es war' nicht recht, wenn eine Hebamme aus dem einen
    Haus raus und ins nächste reinginge, wo Babys geboren werden, ohne den Müttern den geziemenden
    Respekt zu erweisen, indem sie sich die Hände wusch.«
    Der hochgewachsene Arzt bedachte die kleine Frau mit einem strengen Blick. »Junge Dame, wissen
    Sie, wie vielen Kindern ich auf die Welt geholfen habe?«
    Annie stemmte ihre dünnen Arme in die Hüften und wich keinen Millimeter zurück. »Wahrscheinlich
    mehr als ich zählen könnt', aber was schadet es schon, wenn Sie sich Ihre feinen Hände waschen,
    nachdem Sie Kranke versorgt oder vielleicht Tote angefaßt haben... oder...« Sie suchte im Geist nach
    einem weiteren guten Grund und deutete schließlich mit einer verärgerten Geste auf das Fenster, durch
    das sein Reittier zu sehen war. »Oder wenn Sie grad' ein stinkendes Pferd geritten haben?«
    Die Unverfrorenheit der kleinen Frau schien Dr. Ferris einen Augenblick lang zu verblüffen, aber nach
    einer Pause fuhr er sich mit der Hand nachdenklich über sein stoppliges Kinn und begann zu prusten,
    sehr zur Erleichterung jener, die den Zusammenstoß der beiden verfolgten. »Ich schätze, es wird wohl
    nichts schaden, wenn ich mir die Hände wasche. Was ist mit meinen Füßen? Willst du die auch
    sehen?«
    Annie blickte hinab und preßte sich dann eine Hand auf den Mund, als sie seine staubigen Stiefel
    erblickte und begriff, daß sie seinem Humor zum Opfer gefallen war. Sie legte den Kopf in den
    Nacken, um seinem Blick zu begegnen, grinste breit und verlieh ihrem reizlosen Gesicht auf diese
    Weise einen gewissen Charme. »Für den Augenblick reicht's wohl, wenn Sie sie abwischen, aber
    sehen Sie besser zu, daß Sie sich benehmen, denn ich werde Ihnen die Tür öffnen, wenn Sie wieder
    hierher kommen... Zumindest für eine Weile.«
    Der Arzt zog seine buschigen Augenbrauen weit in die Höhe, als
    281
    hätte ihre Drohung ihn gekränkt, aber seine nächste Frage hatte nichts mit ihren Forderungen zu tun.
    »Was ist mit dieser Kröte, diesem Myers? Wird er dir denn erlauben, hierzubleiben, ohne Zeter und
    Mordio zu schreien?«
    Der Scharfblick des Arztes erstaunte Annie Carver. »Ich bin mit seiner Erlaubnis hergekommen,
    jawohl, also denken Sie ja nicht, ich war getürmt. Mr. Thornton hat ein Papier, das das beweist.«
    Doktor Colby Ferris lachte spöttisch auf. »Das muß Sie aber ein ganz schönes Sümmchen gekostet
    haben, wenn diese Kröte das Mädchen aus seinen Fängen gelassen hat. Myers war noch nie besonders
    großzügig mit seinem Besitz.«
    »Oh, es hat wirklich ein hübsches Sümmchen gekostet«, pflichtete Annie ihm bei und zeigte dann mit
    dem Daumen über die Schulter, um auf ihren Wohltäter zu weisen. »Mr. Thornton hat zwanzig Pfund
    bezahlt, fünf um mich auszuleihen, und fünfzehn als Garantie, daß er mich auch wirklich
    zurückbringt.«
    »Willst du damit sagen, daß Myers tatsächlich eine Quittung über die Summe ausgestellt hat?«
    Annie nickte vorsichtig, denn sie konnte sich keinen Reim darauf machen, warum der Arzt so
    schockiert war. »Das hat er getan, Herr.«
    Colby Ferris bedachte Gage mit einem durchdringenden Blick. »Dann würde ich Ihnen raten, gut auf
    die Quittung aufzupassen, Sir, denn Myers darf man nicht trauen. Er wird Sie betrügen, wenn er irgend
    kann... Oder eine Möglichkeit finden, Sie des Diebstahls zu bezichtigen.«
    »Ich kenne den Mann erst seit heute und nicht besonders gut. Ich weiß nur, daß ich nach so kurzer Zeit bereits eine deutliche Abneigung gegen ihn gefaßt habe«, gab Gage zu. »Sie können versichert sein, daß ich so vorsichtig wie nur möglich sein werde.«
    Der Arzt zeigte auf Annies geschwollenes Gesicht. »Sie wissen natürlich, daß Myers dem Mädchen
    auch in Zukunft solche Dinge antun wird, wenn Sie sie zu ihm zurückbringen.«
    »Haben Sie vielleicht irgendeinen Vorschlag, was ich tun sollte?« Gage war dankbar für jede Lösung
    seiner gegenwärtigen Zwangslage. Er deutete kurz auf Shemaine, die am anderen Ende des Ti—
    282
    sches stand und Andrew das Gesicht wusch. »Ich habe bereits eine Dienerin, und für eine zweite ist in
    meiner Hütte kein Platz.«
    Der ältere Mann strich sich nachdenklich über das Kinn. »Ich habe das Mädchen bei Myers arbeiten
    sehen und weiß, was sie kann.« Dann schnaubte er leise und gestattete es sich, ein wenig vom Thema
    abzuweichen. »Sie hat da Arbeiten verrichtet, die Mr. Myers selber hätte tun sollen,

Weitere Kostenlose Bücher