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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Achselzuckend machte Mr.
    Myers sich daran, seine eigenen Bedürfnisse stark zu übertreiben. »Ich habe hier eine wichtige Arbeit
    für Annie und muß für jede Verzögerung, die ihre Abwesenheit mit sich bringt, entschädigt werden.«
    Daraufhin schraubte Gage seine eigenen Forderungen ein wenig in die Höhe. »Für fünf Pfund will ich
    sie aber mindestens für zwei volle Wochen haben, nicht weniger.«
    Samuel Myers grinste. »Ich denke doch, daß ich so lange allein
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    zurechtkommen werde, aber seien Sie gewarnt, wenn Sie sie nicht zurückbringen, wird das ganze Geld
    mir gehören.«
    »Das ganze Geld wird Ihnen gehören«, knurrte Gage zustimmend. Er hatte das unangenehme Gefühl,
    übers Ohr gehauen worden zu sein. »Aber ich brauche eine Quittung, nur für den Fall, daß Sie
    vielleicht die Lust ankommt, zu behaupten, ich hätte Ihnen das Mädchen gestohlen.«
    »Sie sollen Ihre Quittung kriegen«, gab Mr. Myers dreist zurück, »aber sie wird mit denselben
    Kleidern hier weggehen, in denen sie gekommen ist.«
    Gage drehte sich um, um festzustellen, was Annie im Augenblick trug. Unweigerlich drängte sich ihm
    die Frage auf, warum der Tuchhändler sich Gedanken wegen eines so unwürdigen Kleidungsstücks
    machte.
    »Es sei denn natürlich«, hakte Myers nach, »Sie wären bereit, auch für das Kleid zu zahlen.«
    Gage lehnte das Angebot mit einem verächtlichen Auflachen ab. »Das Kleid können Sie behalten, Mr.
    Myers. Ich bin sicher, da habe ich in Mrs. Tates Lumpeneimer Besseres gesehen.«
    Wenige Augenblicke später nahm Gage seinen Platz auf dem Kutschbock wieder ein und fuhr zu den
    Tates zurück. Neben ihm saß Annie, die nun wieder dasselbe Kleid trug, das sie während der
    Überfahrt angehabt hatte. Es war genauso zerlumpt wie zuvor, aber wenigstens gewaschen.
    Shemaine würde überaus erleichtert sein, ihre Freundin wiederzusehen, das wußte Gage, aber für ihn
    selbst brachte diese ganze Geschichte neue Probleme. Er würde einen Weg finden müssen, um seine
    Verluste wieder wettzumachen, denn er konnte sich nicht vorstellen, daß er Annie wieder an einen
    Frauenschinder wie Samuel Myers ausliefern würde. Andererseits konnte er sie auch nicht halten. Er
    war schließlich vollauf zufrieden mit Shemaine und wollte auf die Dauer keine zweite Frau in seinem
    Haus haben. Obwohl die Tates Annie im Augenblick brauchten, konnten sie es sich nicht leisten, sie
    zu kaufen, denn sie sparten alles für die Ausbildung ihrer Söhne. Gegenwärtig hatte er keine Ahnung,
    welche anderen Möglichkeiten ihm offenstehen mochten, aber er hoffte, daß ihm irgendeine Idee
    kommen würde, bis die Tates Annies Dienste nicht länger benötigten.
    Auf dem Platz neben ihm zappelte Annie voller Nervosität. »Haben Sie dem Doc einen Zettel
    dagelassen, damit er auch weiß, wo er hin muß?« fragte sie mit der Besorgnis einer überängstlichen
    Mutter.
    »Ich habe mich darum gekümmert, während du dich umgezogen hast.«
    »Und Sie haben den Zettel auch bestimmt so hingelegt, daß er ihn gleich nach seiner Rückkehr
    findet?«
    »Jawohl.«
    »An eine Stelle, wo Mr. Myers ihn nicht finden kann?«
    »Ich habe den Zettel unter seiner Tür durchgeschoben, und die Tür ist abgeschlossen«, antwortete
    Gage, den ihre pausenlosen Fragen langsam ermüdeten.
    »Was ist, wenn er nicht auf den Boden blickt? Der Doc ist nämlich auch nicht mehr der jüngste. Er
    sagte, er würde nächsten Freitag fünfundvierzig.« Für Annie, die selbst noch vor nicht einmal zwanzig
    Jahren das Licht der Welt erblickt hatte, schien fünfundvierzig bereits sehr betagt zu sein.
    »Annie, hör endlich auf, dir Sorgen zu machen«, drängte Gage sie ungeduldig. »Du machst mich mit
    deinen Fragen ganz verrückt.«
    »Das tut mir leid, Mr. Thornton«, murmelte sie zerknirscht. »Ich wollte nur sicher sein, daß der Doc
    auch wirklich kommt, damit Ihre Freunde sich nicht ganz allein auf mich verlassen müssen. Ich weiß
    ja eine Menge über das Kinderkriegen; ich weiß auch, wie man ein Fieber runterbringt oder Wunden
    versorgt, aber es war' wohl doch besser, jemanden dabeizuhaben, der eine richtige Ausbildung hat.«
    »Ob mit oder ohne eine richtige Ausbildung, Annie, du wirst für eine Weile bei den Tates bleiben, um
    Calley zu versorgen. Also wirst du dich vielleicht nicht darauf verlassen können, daß der Doktor da ist, wenn du ihn am dringendsten brauchst. Ramsey arbeitet für mich. Außerdem ist er mein Freund, und ich möchte, daß du alles in deinen

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