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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

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Kräften Stehende für seine Frau tust. Ich möchte,
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    daß du es ihr so behaglich wie möglich machst und daß du, wenn du das vermagst, auch das Kind
    rettest. Seine Familie bedeutet ihm sehr viel. Hast du mich verstanden?«
    »Jawohl, Herr«, antwortete sie unterwürfig.
    »Sie haben einen kleinen Jungen, um den du dich kümmern wirst, bis Calley wieder auf den Beinen
    ist«, sagte er und sah sie von der Seite an.
    Annies plötzliche Begeisterung war Beweis genug dafür, daß sie sich auf den Aufenthalt bei der
    Familie freute. Sie seufzte glücklich: »Oh, das wird mir bestimmt gefallen.«
    Nach ihrer Ankunft bei den Tates ging Gage sofort in das Häuschen, um Shemaine zu suchen. Er fand
    sie in der Küche bei der Vorbereitung des Mittagsmahls. Während sie vor dem Eisenofen kniete, um
    einen Laib Brot hineinzuschieben, blieb er neben dem Herd stehen. »Ich habe eine Frau mitgebracht,
    die hier für eine Weile aushelfen kann, daher könnt ihr beide, du und Andy, nachher mit mir nach
    Hause zurückkehren.«
    »Mr. Täte hat darauf bestanden, daß ich genug für uns alle koche«, erklärte sie. Dann schloß sie die
    Ofentür und erhob sich langsam. »Es war ihm sehr wichtig, daß Sie zum Essen bei ihm bleiben.«
    »Wenn es ihm so wichtig ist, sehe ich nichts, was dagegen spräche«, versicherte Gage ihr.
    Shemaine lächelte erfreut. »Ich bin sicher, Ihre Anwesenheit wird ihn ein wenig ablenken, Mr.
    Thornton. Seit Sie weggefahren sind, war der arme Mann vollkommen außer sich. Er wollte nicht
    einmal schlafen, obwohl ich ihm versichert habe, daß es Calley besser gehe. Er ist im Augenblick
    hinten auf dem Hof und hackt Holz, nur um sich irgendwie zu beschäftigen. Vielleicht können Sie ihm
    helfen, die Sache durchzustehen, wenn Sie nachher noch ein wenig Zeit mit ihm verbringen.«
    »Ich werde tun, was ich kann, Shemaine«, antwortete Gage. »In der Zwischenzeit könntest du
    eigentlich die Frau in das Schlafzimmer führen und sie Calley vorstellen.«
    Seine Anweisung verwirrte Shemaine ein wenig, denn die Frau würde sich wohl selber vorstellen
    müssen. Als jedoch Gage beiseite trat, um ihr den Blick auf besagte Frau freizugeben, stieß Shemaine
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    einen Freudenschrei aus und warf sich in die weitgeöffneten Arme ihrer Freundin.
    »O Annie! Ich habe mir ja solche Sorgen um dich gemacht!« rief sie, und ihre Augen füllten sich mit
    Tränen. Sie umarmte die kleine Frau und trat dann einen Schritt zurück, um sie besser ansehen zu
    können, aber als sie Annies Gesicht sah, verwandelte sich ihre Freude im Kummer. Sie streckte die
    Hand aus und strich der anderen zart über die geschundene Wange. »Hat dein Herr dir das angetan,
    oder bist du gegen eine Mauer gerannt?«
    Annie tat ihre Besorgnis gleichgültig ab. »Machen Sie sich keine Gedanken um mein Gesicht,
    Myliedy. Lassen Sie sich lieber selber ansehen!« Ihr Blick wanderte über die schlanke Gestalt. Dann
    nahm sie Shemaines zarte Hände in ihre eigenen und lachte fröhlich. »Sie sehen wunderbar aus!
    Einfach wunderbar!«
    »Komm mit ins Schlafzimmer, damit ich dich Calley vorstellen kann«, erwiderte Shemaine und nahm
    Annies Arm. »Und dann kannst du uns erzählen, wie es möglich ist, daß du hier bist.«
    »Oh, das kann ich Ihnen gleich erzählen. Wenn Ihr Herr nicht zwanzig Pfund für mich auf den Tisch
    gelegt hätte, war' ich überhaupt nicht hier.«
    Shemaine blieb abrupt stehen und zog an Annies Ärmel, um die kleine Frau herumzudrehen. »Wie
    meinst du das, Annie? Hat Mr. Thornton dich gekauft?«
    »Nicht direkt.« Annie zuckte mit den Schultern. »Er hat fünf Pfund bezahlt, um mich zu mieten,
    sozusagen, aber wenn er mich nicht zurückbringt, wird er um zwanzig Pfund ärmer sein.« Sie
    schüttelte verwundert den Kopf, denn seine Fähigkeit, eine so große Summe zu bezahlen, setzte sie in
    Erstaunen. »Ihr Mr. Thornton muß ein reicher Mann sein.«
    »Er ist nicht reich, Annie, nur ein ganz wundervoller Mensch, denke ich«, sagte Shemaine mit einem
    überglücklichen Lächeln.
    Doktor Colby Ferris, ein hochgewachsener, grauhaariger Mann mit hageren Zügen, dessen untere
    Gesichtshälfte stets unter einem Stoppelbart verborgen war, kam, noch bevor sie mit dem Mittagessen
    fertig waren. Annie nahm ihre Pflichten sehr ernst und ver—
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    sorgte den Arzt mit warmem Wasser und Seife, um sich die Hände zu waschen, und mit sauberen
    Tüchern, mit denen er sie abtrocknen konnte, bevor sie ihn in das Schlafzimmer der Frau einließ.
    »Was

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