Wie Blueten Am Fluss
sich als einen solchen.
»Und was ist mit dir, Shemaine?« fragte er zögernd. »Es wird einige Zeit dauern, um noch mehr
Wasser zu erhitzen. Willst du wirklich so lange warten, bis du dein Bad nehmen kannst?«
»Wenn Sie fertig sind, Sir, wird für mich noch genug heißes Wasser übrig sein«, antwortete sie und
lenkte seine Aufmerksamkeit auf den großen Kessel, den sie mit Wasser gefüllt und über das Feuer
gehängt hatte. »Ich finde es nicht recht, daß Sie in einem kalten Bach frieren sollen, während Ihre
Dienerin drinnen im Haus solchen Luxus genießt. Also, wie ist es? Hätten Sie vielleicht Interesse,
Sir?«
»Und ob!« Gage sprang auf, legte das Buch beiseite und machte sich daran, die Riemen am Hals
seines Wildlederhemds zu lösen. »Um ehrlich zu sein, habe ich einem kalten Bad draußen heute nicht
gerade mit Freuden entgegengesehen.«
»Das dachte ich mir«, sagte Shemaine leise. Dann reichte sie ihm lächelnd das Handtuch, deutete auf
den hinteren Raum und improvisierte nach Art einer spröden Kammerzofe einen knappen Knicks.
»Alles ist bereit, Mylord.«
Seine braunen Augen leuchteten warm auf, als er auf sie hinunterblickte. »Du verwöhnst mich,
Shemaine.«
Ihre Mundwinkel zuckten in die Höhe, während sie versuchte, ein freudiges Erröten zu verbergen. »Ist
es nicht ein schönes Gefühl, ab und zu einmal verwöhnt zu werden, Sir?«
»Deine bloße Anwesenheit verwöhnt mich schon im Übermaß, Shemaine«, erwiderte er mit
plötzlichem Freimut.
Shemaine fragte sich allerdings, ob er ihre Gegenwart in der Hütte jetzt als hemmend empfand.
Vielleicht hinderte sie ihn an der Arbeit, denn als er vorhin von seinem Schreibtisch aufgestanden war, hatte er beinahe wütend gewirkt. Es wäre in puncto Männer eine neue Erfahrung für sie, wenn sie sich nach der Nähe eines Mannes sehnte, der nichts mit ihr zu tun haben wollte. Zerknirscht blickte sie zu
Boden. »Das tut mir leid, Sir.«
Mit belustigt gekräuselten Lippen betrachtete Gage nun den ge—
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senkten Kopf. »Du lenkst mich derart ab, Shemaine«, murmelte er, »daß ich mir kaum vorstellen kann,
jemals wieder den leichten Schwung der Röcke einer anderen Frau so zu beobachten, wie ich ihn heute
abend bei dir beobachtet habe.«
Shemaines Kopf fuhr überrascht hoch, und sie sah ihn mit offenem Mund an. Sein kühner Blick zuckte
keine Sekunde lang, und schließlich blieb ihr nur übrig, mit einiger Verwirrung zu flüstern: »Sie und
Ihre Schelmereien.«
Gage zog zweifelnd die Brauen in die Höhe. »Ich glaube, du traust mir zuviel Witz und zu wenig
Ehrlichkeit zu, Shemaine.«
Mit diesen Worten ließ er sie allein und durchmaß mit langen Schritten das Zimmer; noch im Gehen
streifte er sich das Wildlederhemd über den Kopf. Noch immer ein wenig benommen von seinem
Eingeständnis, drehte Shemaine sich um, erkannte jedoch bald, welch ein Fehler es war, ihm
nachzusehen. Der Anblick dieser kraftvoll gespannten Muskeln, die unter der glatten, bronzefarbenen
Haut seines Rückens spielten, war für eine junge Frau, deren Leidenschaften gerade erst geweckt
worden waren, ungemein beunruhigend.
Gage blieb an der Tür noch einmal stehen, drehte sich um und sah sie mit einem schiefen Grinsen an.
»Du ziehst es wohl nicht zufällig in Erwägung, mir den Rücken zu schrubben?«
Shemaine hatte nun alle Mühe, ihrerseits ein Grienen zu verbergen, als sie sich vorstellte, wie heftig ihn die Überraschung treffen würde, wenn sie seine Einladung annähme. In dem Wissen, daß er sie necken wollte, scheuchte sie ihn gespielt ärgerlich mit einer flinken Handbewegung davon. »Fort mit
Ihnen, Sir. Für den Augenblick möchte ich keine ungezogenen Scherze mehr von Ihnen hören. Sie
haben mich weiß Gott genug aus dem Gleichgewicht gebracht.«
Noch nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, konnte Shemaine in der Stille der Hütte sein
vergnügtes Lachen hören. Mit einem Lächeln stellte sie die trockenen Zugaben für ein Blech
Zwiebäcke zusammen, die sie am nächsten Morgen backen wollte. Aber während der Arbeit drängten
sich immer wieder flüchtige Bilder von ihrem Herrn in verschiedenen Stadien der Entkleidung in ihre
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Gedanken. Sie errötete, und es wurde ihr heiß, während in den Tiefen ihres Wesens wieder diese
seltsame, scheinbar unersättliche Sehnsucht aufkeimte, die im selben Maße wuchs, wie sie es ihren
Gedanken gestattete, ihre eigenen Wege einzuschlagen. Es war, als hungerte ihr junger
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