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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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ansah wie in jener Nacht - sie fragte sich ernsthaft, ob sie dann genauso standfest wie damals
    darauf beharren würde, daß er sie allein ließ.
    Beim Abendessen lief das Tischgespräch ein wenig schleppend an. Gage und Shemaine waren sich der
    Gegenwart des anderen nur allzu deutlich bewußt, wollten aber beide auf keinen Fall ihre Verwirrung
    preisgeben oder verraten, wie sehr sie sich inzwischen zu dem anderen hingezogen fühlten. Getrennt
    durch die ganze Breite des Eßtisches tranken ihre Augen sich verstohlen satt und liebkosten in aller
    Heimlichkeit das Gesicht und die Gestalt ihres Gegenübers. Wenn sie einander flüchtig an der Hand
    oder am Arm berührten, durchschoß sie ein prickelndes Gefühl, und ihre Sinne bebten. Mit einem
    gemurmelten Wort oder einem direkten Blick erregten sie jederzeit die ungeteilte Aufmerksamkeit des
    anderen. Als sie später einmal dicht aneinander vorbeigehen mußten, waren die aufflackernden
    inneren Feuer eine köstliche, doch nicht weniger qualvolle Folter, für die keiner von beiden Linderung finden konnte.
    Trotz all der Beteuerungen, mit denen Gage seine Dienerin zu beruhigen versucht hatte, fühlte er sich
    erbarmungslos von der Erinnerung an jenen Augenblick gepeinigt, da er sich das Haar getrocknet und
    das Handtuch um den Hals gelegt hatte. In dem weichen Lichtschein, der über dem Raum lag, hatte er
    Shemaine sofort bemerkt, schon als sie verstohlen rückwärts in Andrews Zimmer verschwinden
    wollte. In ihren durchscheinenden Augen hatte ein warmer Schimmer gestanden, die Spiegelung des
    Lichts, das durch das Fenster fiel, und die Richtung verriet, in die ihr Blick wanderte. Er hatte nicht gewagt, sich zu bewegen, um sie nicht zu erschrecken. Andererseits hatte er sich wie ein Mann gefühlt, der an einen Pfahl gefesselt einer exquisiten Verführung unterzogen wurde. Das
    Zwischenspiel war in der Erinnerung so verlockend, daß es all die schmerzhaften Sehnsüchte weckte,
    mit denen er sich herumplagte, selbst wenn er sich nach Kräften bemühte, ruhige Ge—
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    lassenheit zu heucheln. In Wirklichkeit verlangte es ihn mit jeder Faser seines Wesens danach, weitere Augenblicke wie diesen herbeizuführen, in denen er Shemaine noch gründlicher in die intimsten Geheimnisse eines Männerkörpers einführen konnte.
    Nach dem Essen mußte Gage feststellen, daß er nicht die rechte Geduld für seine Entwürfe aufbrachte.
    Er hatte den Rest des Nachmittags mit der Korrektur einiger Fehler zugebracht, die seine Lehrlinge
    während seiner Abwesenheit gemacht hatten. Nun hatte er nur noch den einen Wunsch, sich einfach zu
    entspannen und vorm Zubettgehen etwas anderes zu tun, als zu arbeiten. In wachsender Verzweiflung
    schloß er seinen Schreibtisch und bemerkte an Shemaine gewandt mit verstimmtem Tonfall, daß er für
    den Abend Schluß gemacht habe und ob ihr vielleicht der Sinn nach einem frühen Bad stehe. Er
    brachte Andrew ins Bett und fand sie, als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, damit beschäftigt, Eimer
    mit dampfendem Wasser in den hinteren Raum zu tragen. Also setzte er sich in den Schaukelstuhl in
    der Nähe des Herds und griff nach einem Buch, von dessen Lektüre er sich eine Linderung der
    unerklärlichen Rastlosigkeit erhoffte, die in ihm tobte. Obwohl er gehörige Anstrengung darauf
    verwandte, sich auf den Inhalt zu konzentrieren, konnten die Worte in dem Buch seine
    Aufmerksamkeit nie für längere Zeit fesseln. Nicht, wenn sein Blick die unerquickliche Neigung hatte,
    von den Seiten abzuirren und Shemaine zu folgen, wie sie zwischen dem Herd und dem Korridor hin—
    und hereilte. Nachdem sie den letzten Kübel mit Wasser in den Badezuber gekippt hatte, trat sie mit
    einem Handtuch überm Arm neben seinen Stuhl und räusperte sich zu seiner Verwunderung.
    »Was gibt es, Shemaine?«
    »Da mir die Luft heute abend ein wenig kühl scheint, Sir, dachte ich, Sie würden heute vielleicht gern im Haus baden statt im Fluß«, erklärte sie nervös. »Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen ein Bad zu bereiten, falls Ihnen der Sinn nach einem solchen steht.«
    Ein heißes Bad in einer Wanne war ein Luxus, den Gage sich seit Victorias Tod nicht oft gegönnt
    hatte. Er hatte zuviel mit seiner Arbeit und anderen Dingen zu tun gehabt; und um sich zu säubern,
    hatten seine allnächtlichen Ausflüge zum Fluß genügt. Jeder ver—
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    nünftige Mann fände den Gedanken, sich in die wohlige Wärme einer Wanne sinken zu lassen,
    überaus verlockend, und er betrachtete

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