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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gage stieß sich mit
    einem wütenden Knurren vom Tisch ab, so daß die Frauen erschrocken die Flucht ergriffen. Er hätte
    sich vollends erhoben, um den Mann zur Rede zu stellen, aber sowohl Shemaine als auch Sly griffen
    hastig ein, bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen könnte - das Mädchen mit einer
    beschwichtigenden Hand auf seinem Arm und der Tischler mit einer brummigen Bitte.
    »Scheren Sie sich nicht um das kleine Würstchen da, Gage«, ermahnte Sly ihn durchaus laut genug,
    daß der Tuchhändler es hören konnte. »Der ist es nicht wert, daß Sie sich mit ihm beschäftigen.«
    »Sie unverschämter Bauernflegel! Wie können Sie es wagen, mich Würstchen zu nennen?« fragte
    Myers, während er mit steifbeinigem Zorn auf Slys Stuhl zuhielt.
    Gillian kicherte boshaft. »Zeig's ihm, Sly!«
    Die Lehrlinge versuchten nicht einmal, ihre Heiterkeit zu bezähmen, während der hünenhafte Tischler
    sich gemächlich erhob. Myers Blick wanderte in die Höhe, bis er den Kopf ein gutes Stück in den
    Nacken legen mußte, um in die gefährlich blitzenden Augen des anderen Mannes sehen zu können.
    Bestürzt klappte Myers die Kinnlade herunter, und sein Adamsapfel hüpfte angestrengt, wäh—
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    rend er die Breite und die Größe seines Widersachers abschätzte. Mit solch überwältigender Kraft
    konfrontiert, fielen ihm keine beißenden Bemerkungen mehr ein.
    »Mein Name ist Sly Tucker, falls Sie das interessiert«, informierte der Tischler ihn sanft.
    »Ja, hm, ich werde Sie jetzt nicht länger stören«, erwiderte Myers mit brüchiger Stimme. »Tut mir
    leid, daß ich Ihr Mahl unterbrochen habe.«
    Als sein Freund sich wieder hinsetzte, lachte Gage amüsiert auf. »Sie scheinen auf manche Männer
    einen beruhigenden Einfluß auszuüben, Sly. Erinnern Sie mich daran, daß ich Sie mitnehme, wenn ich
    jemals in den Krieg ziehen sollte. Der Feind, der Sie kommen sieht, zieht wahrscheinlich den Schwanz
    ein und sucht das Weite, was mir 'ne Menge Ungemach ersparen würde.«
    Schon bald herrschte erneut dieselbe ausgelassene Stimmung wie zuvor, und kurze Zeit später begann
    wieder der Tanz. Mrs. Pettycomb indes hörte nicht auf, sich das Maul zu zerreißen, ebensowenig wie
    Roxanne von ihren finsteren Blicken und ihrem Groll loskam. Für Shemaine und Gage hatte der
    Abend einen höchst angenehmen Ausklang, indem sie den letzten Tanz miteinander beendeten.
    Nachdem sie ihren Freunden adieu gesagt hatten, legte Gage den Arm seiner Dienerin auf den seinen
    und geleitete sie zu dem Mietstall zurück, ohne sich um jene zu kümmern, die ihnen mit bösem Spott
    nachgeiferten.
    Sie kamen gerade rechtzeitig an der Taverne vorbei, um zu sehen, wie Freddie seinem Freund Potts als
    menschliche Krücke diente, da dieser anscheinend etliche Schwierigkeiten hatte, sich aufrecht zu
    halten, während er durch die Tür taumelte. Der Matrose hielt sich einen Arm um die Mitte gepreßt und
    stöhnte laut, als litte er große Schmerzen. Man hatte ihm einen provisorischen Verband um den
    Schädel gewickelt, und seine Handgelenke waren ebenfalls verbunden. An seinem erbärmlichen
    Zustand ließ sich unschwer erkennen, daß er bei seiner Rauferei mit den britischen Soldaten den
    kürzeren gezogen hatte.
    Einige Sekunden später spannte Gage im Mietstall gerade den Wallach vor die Kutsche, als
    schlurfende Schritte ihre Aufmerk—
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    samkeit auf einen finsteren Winkel neben der Scheune lenkten. Gage drehte sich um, um in die
    Dunkelheit zu spähen, und einen Augenblick später humpelte Cain mühsam aus seinem Versteck
    hervor. Der Bucklige sah den Mann vorsichtig an und streckte die Hand aus, um die Holzfigur eines
    anmutigen Reihers zu enthüllen, als ob er auf diese Weise seinen Grund preisgab, warum er sich
    Shemaine nähern wollte. Gage murmelte seine Zustimmung und sah zu, wie der Krüppel auf sie
    zuhumpelte.
    »Shamon nöhme Wogel... Göschönk for Föand«, stieß Cain hervor. Dann hielt er ihr den Vogel hin.
    Gage vermochte die verzerrten Worte nun bereits schneller zu deuten als früher und gab Shemaine, die
    nicht recht zu wissen schien, was der Bucklige von ihr wollte, eine Erklärung. »Ich glaube, Cain
    möchte, daß du den Vogel annimmst, weil du seine Freundin bist.«
    »Cahn maach Wogel for Shamon.«
    »Er hat ihn für dich gemacht«, informierte Gage sie.
    »Oh, Cain, der ist ja wunderschön«, flüsterte Shemaine mit einem Gefühl der Ehrfurcht. Obwohl er
    selbst gräßlich entstellt war, hatte der Mann die Schönheit

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