Wie Blueten Am Fluss
ihr Traum Wirklichkeit
geworden, denn ihr gutaussehender Begleiter schien für niemand anderen als sie Augen zu haben,
während er sie zum anderen Ende der Reihe schwungvoll mit sich nahm.
»Die Leute sehen uns an«, flüsterte Shemaine, als sie sich erneut aufeinander zubewegten. Tatsächlich
gab es viele, die ein Stück zurückgetreten waren, um sie unverhohlen anzustarren; auch Roxanne, die
sich eigens zu diesem Zweck von ihrem Platz am Eingang entfernt hatte, gehörte zu den Gaffern.
»Die Leute haben auch guten Grund«, hauchte Gage seiner Dienerin ins Ohr. »Du bist mit Abstand
das hübscheste Mädchen hier.«
»Sie beobachten aber uns beide«, korrigierte Shemaine ihn, während sie an ihm vorbeitanzte.
»Glauben Sie, man rechnet damit, daß wir irgend etwas Empörendes tun?«
»Vielleicht sollten wir uns wirklich etwas einfallen lassen«, meinte Gage, der ein Grinsen bezwingen
mußte. Nachdem er kurz mehrere Möglichkeiten erwogen hatte, kam er mit einem flüchtigen Nicken
zu einer Entscheidung. »Ein Kuß würde vielleicht genügen.«
»Oh, Sir, das würden Sie nicht wagen!« entfuhr es Shemaine im Flüsterton.
Das plötzliche spitzbübische Aufleuchten seiner Augen wurde von einem Glucksen begleitet. »Ach,
nein?«
Da Shemaine keinen Zweifel daran hatte, daß Gage Thornton tun
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würde, was immer ihm gefiel, machte sie Anstalten, sich abzuwenden, aber er legte ihr schnell einen
Arm um die Taille und hielt sie so für den Augenblick dicht an seiner Seite gefangen. Ein jähes
Murmeln, das durch die Zuschauerreihen lief, bestätigte die Wachsamkeit ihres Publikums.
»Bleib bei mir, oder ich werde dich gleich hier und jetzt küssen«, drohte er und drückte sie noch ein
wenig enger an sich.
Shemaine nickte hastig, denn den Aufruhr, den er mit einer solchen Tat gewiß provozieren würde, galt
es ihrer Meinung nach, unbedingt zu vermeiden. »Mary Margaret hatte recht, Sir!«
»In welcher Hinsicht, mein Herz?«
Ihre Lippen kräuselten sich zu einem heiteren Lächeln. »Sie sind ein Teufel!«
Gage warf den Kopf in den Nacken und lachte, woraufhin die Augenbrauen vieler Leute in die Höhe
schnellten, die etwas Derartiges seit langem schon nicht mehr bei ihm gesehen hatten.
Als der Tanz endete, fühlte Shemaine sich geneigt, ihre Finger in den seinen verweilen zu lassen,
während sie sich ihren Weg durch die Halle bahnten. Der sanfte Druck seiner Hand bestätigte ihr, daß
es ihm durchaus gefiel, sie auf diese Weise festzuhalten. So sehr waren sie ineinander vertieft, daß
Roxannes böse Blicke ihnen vollkommen entgingen.
Der Abend gestaltete sich für beide recht vergnüglich. Die meisten Tänze tanzten sie miteinander,
obwohl auch die beiden Lehrlinge und Gillian stets darauf lauerten, ihren Arbeitgeber um Erlaubnis zu
bitten, Shemaine über den Tanzboden schwingen zu dürfen. Bis auf die Klatschbasen und jene, die
Gage Thornton nicht mochten, schienen die Dörfler Shemaines Anwesenheit zu dulden. Andererseits
konnten sie, solange ihr ehrfurchtgebietender Beschützer in der Nähe war, wohl kaum anders
reagieren.
Es war bereits sehr spät, als Gage sich zu seiner Dienerin hinüberbeugte und fragte: »Hast du Hunger,
Shemaine? Wenn du möchtest, können wir jetzt essen.«
»Hm, ich bin halb verhungert!«
»Dann komm, meine süße Sklavin, und ich werde ein Plätzchen für uns finden, wo wir unseren
Hunger stillen können.«
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Gage richtete sich auf und winkte seinen Freunden, sich an einem der hinteren Tische zu ihnen zu
setzen. Die anderen ließen sich nicht lange bitten, und nachdem Sly das Tischgebet gesprochen hatte,
führten sie während des Essens eine lebhafte Debatte über den Witz der Iren, ein Thema, das Gillian
und Mary Margaret kurz zuvor angeschnitten hatten. So wurde unter fröhlichem Gelächter gegessen,
bis sich schlagartig Schweigen über die Runde senkte, als eine beißende, männliche Stimme laut
wurde.
»Ha! Einen Sträfling mitzubringen, daß er sich unter die ehrenwerten Mitglieder dieser Gemeinschaft
mischt. Einige Männer springen wahrhaftig böse mit ihren Nachbarn um.«
Gage drehte sich abrupt um und sah, daß Samuel Myers höhnisch auf ihn herabgrinste. Er stand hinter
der hakennasigen Alma Pettycomb und anderen Frauen ihresgleichen, die sich in der Nähe
zusammengefunden hatten, um das Paar zu beobachten. Der Tuchhändler wähnte sich offensichtlich
im Schatten solch schreckeinflößender Zeugen über jede Gefahr erhaben, aber
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