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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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wen haben wir denn da? Das ist ja der Schlammfresser! Ich lass' mich hängen, wenn er das nicht ist!«
    Seine Gefährten waren ebenfalls Zeuge der Schwierigkeiten geworden, die es dem Seemann bereitet
    hatte, aus dem Matsch herauszukommen, in den ihn sein Widersacher mit einem kräftigen Tritt
    befördert hatte. Sie waren genauso begierig wie ihr Kumpan, sich einen kleinen Spaß mit dem
    ungeschlachten Ochsen zu machen.
    Einer der Soldaten zog mit gespieltem Ekel die Nase kraus. »Igitt, was ist das für ein widerlicher
    Gestank hier?«
    »Pferdemist!« johlte ein anderer Soldat mit ungebremster Heiterkeit. »Der Schlammfresser hat nicht
    viel übrig fürs Baden, weißt du das nicht?«
    »Er muß das Zeug wirklich lieben«, fiel der nächste ein, »gefressen hat er jedenfalls genug davon!«
    Ihr schadenfrohes Gewitzel hatte den rotgesichtigen Seemann mitten auf der Straße verharren lassen;
    die gewaltigen Hände zu Fäusten geballt, daß die Knöchel weiß hervortraten, stand Potts zwischen
    Gage Thornton und den Soldaten. Gewalttätiger Zorn brodelte in seinen Adern, und seine
    Schweinsaugen durchbohrten die vier Soldaten, von denen zwei ihn beinahe um Haupteslänge
    überragten, mit ihrem wütenden Blick. »Hat einer von euch Bauernlümmeln vielleicht Lust, mir das
    ins Gesicht zu sagen?«
    Die Soldaten grinsten und sahen einander an. Nachdem sie die Einladung des Matrosen kurz erwogen
    hatten, erlaubten sie dem Kleinsten von ihnen, für sie alle zu antworten. »Jawohl, wir treffen dich
    hinter der Taverne, wo unser Hauptmann uns nicht sehen kann.«
    Das bedrohliche Zwischenspiel ermöglichte es Gage und She—
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    maine, buchstäblich unbemerkt weiterzugehen - nur Morrisa starrte ihnen wütend nach. Ohne sich
    jedoch weiter darum zu scheren, wie die Hure hinter ihnen fauchte und zischte, setzten sie ihren Weg
    die Straße hinunter fort.
    Die Gemeindehalle war der Ort, wo alle öffentlichen Ereignisse stattfanden, denn sie war das größte
    Gebäude im Weiler. Gage hatte gesagt, daß so ziemlich jeder dort sein werde, was tatsächlich zutraf.
    Shemaine erkannte mehrere freundliche Gesichter ihrer Freunde und noch viele unbekannte, die aber
    alle wohlwollend dreinblickten. Die Tates hatten nicht kommen können, da Calley immer noch ans
    Bett gefesselt war, aber Gages beide Lehrlinge sowie der Schiffsbauer Gillian waren schon da. Sly
    Tucker war mit seiner Frau kurz nach seinem Arbeitgeber angekommen, ungefähr zur gleichen Zeit,
    zu der Mary Margaret mit Hilfe ihres Spazierstocks durch die Halle geeilt kam. Auch andere Freunde
    lächelten und winkten oder riefen ihnen ein Grußwort zu. Alma Pettycomb und ihr Gefolge allerdings
    rissen die Schandmäuler auf und begannen hastig, hinter vorgehaltenen Fächern zu tuscheln, während
    sie geringschätzig Shemaines Gewand beäugten. Roxanne saß an einem Tisch in der Nähe des
    Eingangs, da ihr die Aufgabe zufiel, von den Neuankömmlingen das Eintrittsgeld zu kassieren. Als sie
    Gage und seine Gefährtin erblickte, senkte sich ein düsterer Ausdruck schwelenden Grolls über ihre
    Züge.
    Mary Margaret nahm Shemaines Hand und tätschelte sie voller Zuneigung. »Na, wenn Sie nicht die
    Schönste heute abend hier sind«, schmetterte sie unüberhörbar. Dann warf die ergraute Irin einen
    leuchtenden Blick auf Gage und grinste. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie es mich erfreut, diesen
    hübschen Kerl so elegant und in so vornehmer Aufmachung zu sehen.«
    Gillian stand direkt hinter ihr und bat Gage um Erlaubnis, mit Shemaine tanzen zu dürfen. »Natürlich
    nur, wenn Sie nichts dagegen haben, Käpt'n.«
    Gage ärgerte sich darüber, daß er nicht der erste sein würde, der mit Shemaine tanzte, kam aber
    dennoch der Bitte des jüngeren Mannes nach und ließ das Paar dann keine Sekunde aus den Augen,
    während sie sich zum Kontretanz aufstellten.
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    »Nun, Gage, ich hätte nie erwartet, dich hier zu sehen«, bemerkte Roxanne von ihrem Tisch aus. »Ich
    kann nur sagen, daß du mal wieder deine gewohnte Unverschämtheit zur Schau stellst.«
    Nachdem er seinen Dreispitz in die Nähe der Tür gehängt hatte, trat Gage vor und zählte den Eintritt
    ab. »Zweimal für das Essen und den Tanz.«
    Roxanne ärgerte sich über seine ungerührte Antwort und strich seine Münzen mit schnippischer Miene
    ein. »Ich kann zählen, Gage! Und ich bin nicht blind! Ich sehe, daß du deine Dienerin bei dir hast.
    Aber sag mir doch bitte eins. Wenn du sie gekauft hast, damit sie sich um

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