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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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zum Schiff bildeten. Gage mußte schließlich vom Kutschbock steigen und die Tiere
    führen. Die - heimliche - Hochzeitsgesellschaft ging als letztes an Bord und mit ihr eine kleine
    Ansammlung von Koffern, Kleidern und anderem Gepäck.
    Frühmorgendlicher Nebel hing über den Sümpfen längs des Flusses und waberte um das Boot,
    während es seinen Weg nach Westen nahm. Weiße und graue Reiher und fremdartige bunte Vögel
    erhoben sich aus den grasbewachsenen Buchten in die Lüfte, während ein Taubenschwarm lautlos
    vorüberflog. Gelegentlich standen Eichen, verkümmerte Zedern und Kiefern am Ufer.
    Nachdem die Insel Jamestown in Sicht gekommen war, steuerte der Kapitän das Boot in den Sund
    zwischen Insel und Flußufer und legte an. Dort wurde die Ladung gelöscht. Sobald der Pferdewagen
    an Land gebracht war, wurde er mit einer der größeren Kisten beladen. Gage nahm drei seiner Männer
    mit, um die Bestellung an eine wohlhabende Witwe auszuliefern, und ließ Erich Wernher bei den
    Frauen an Bord zurück. Mit drei weiteren Fahrten wurden die übrigen Möbel zu dem Besitzer des
    jüngst fertiggestellten Hauses in Williamsburg geschafft. Dort wurden die Stücke sorgsamst
    ausgepackt, überprüft und mit unendlicher Vorsicht an ihren Bestimmungsort in dem Haus gebracht.
    Nach getaner Arbeit überraschte der Kunde Gage mit einem großzügigen Bonus für die
    ausgezeichnete Qualität seiner Entwürfe und die Ausführung der Arbeiten. Da sein Talent und seine
    Anstrengungen mindestens sechzig Prozent der gesamten Leistung ausmachten, fand Gage es nur fair,
    fünfzig Prozent des Geldes für sich zu behalten und den Rest an seine Männer zu verteilen, wobei er
    vierzig Prozent zu gleichen Teilen zwischen Ramsey und Sly Tucker teilte und die übrigen zehn zu
    gleichen Anteilen seinen beiden Lehrlingen gab.
    360
    Nachdem sie die leeren Kisten wieder auf dem Wagen verstaut hatten, verabschiedeten Gage und seine
    Männer sich und machten sich auf den Rückweg zu ihrem Boot. Am Stadtrand ließ Gage die beiden
    Pferde an einem umzäunten Garten halten, wo eine alte Frau mit einem Stoffhäubchen auf dem Kopf
    die Erde harkte. Er sprang vom Kutschbock, zog sich mit schwungvoller Gebärde den Hut vom Kopf
    und trat an den Zaun, hinter dem sie arbeitete.
    »Bitte um Verzeihung, Madam, aber da heute mein Hochzeitstag ist, wollte ich Sie fragen, ob ich
    Ihnen vielleicht einen Strauß Blumen aus Ihrem schönen Garten für meine Braut abkaufen dürfte.«
    Die Frau musterte ihn mit einem klugen Blick und sagte schließlich: »Und warum haben Sie so lange
    gezögert, bis Sie vor den Altar treten wollten, Sir? Sie sind kein unerfahrener Jüngling, da möchte ich wetten.«
    Gage quittierte ihre Scharfsicht mit einem belustigten Lächeln. »Nein, Madam, ich bin seit einem Jahr
    Witwer. Und ich habe einen zweijährigen Sohn.«
    In ihren hellen Augen blitzte Humor auf. »Und ihre Braut? Ist sie auch Witwe? Oder haben Sie ein
    junges Ding seiner Mutter gestohlen?«
    »Ein Mädchen von achtzehn und so schön, wie Sie es sind, Madam.«
    Die alte Dame zeigte mit der Hand auf das Tor. »Treten Sie ein, Sir, dann werde ich Ihnen selbst einen Strauß abschneiden... nicht um Ihrer charmanten Zunge willen, das nicht, aber für Ihre kleine Braut.
    Ja, auch ich wurde in sehr zartem Alter mit einem Witwer verheiratet, und ich habe ihm fünf Söhne
    geboren und sie alle aufwachsen sehen, bevor mein John mir genommen wurde, jawohl; und es war
    keine böse Schwäche und auch keine Krankheit, die meinen Mann geholt hat, sondern ein stämmiger
    Baum, der auf ihn gestürzt ist, während er ihm fällte. Der Baum hat sich gerächt und ihn ins Grab
    geschickt.«
    »Das tut mir leid, Madam.«
    »Das muß es nicht«, meinte die Witwe mit einem freundlichen Lächeln. »Wir hatten ein gutes Leben
    zusammen, mein John und ich.«
    361
    Nachdem sie die frischesten Blumen aus ihrem Garten geschnitten hatte, hielt die Frau sie Gage hin
    und gab ihm ihren Segen. »Mögen Sie und Ihre Braut mit Würde und Anmut auf den launischen
    Gezeiten des Lebens segeln, Sir, und mögen Sie viele Söhne und Töchter bekommen, die Ihnen im
    Laufe der Jahre Freude schenken, und möge Ihnen im Greisenalter ein Reichtum an Enkelkindern
    beschert sein, der Ihr Herz mit Stolz auf das erfüllt, was Sie gesät haben. Jetzt gehen Sie, und möge
    Gott über Sie beide im Laufe Ihrer Ehejahre wachen, und möge Ihre Liebe zueinander mit jedem Tag,
    der vergeht, weiter wachsen.«
    Gage, den ihr

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