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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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dulden! Ich hab' so meine Methoden, wie ich mit
    aufsässigen Hürchen fertig werde, und ich schwöre dir, mein Mädchen, in mir hast du deinen Meister
    gefunden. Was du auch tust, ich werd' eins obendrauf setzen, also solltest du dir meine Warnung zu
    Herzen nehmen. Hast du mich verstanden?«
    Morrisa breitete mit geheuchelter Unschuld die Arme aus. »Ich werd' nichts anderes tun, als das, was
    Sie mir befehlen, Freida!«
    »Dann ist es ja gut!« Die Bordellwirtin nickte langsam und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Denn
    wenn du dich bei mir nicht anständig benimmst, sorg' ich dafür, daß du es bedauerst, wie du noch nie
    im Leben was bedauert hast. Du weißt nicht, was Elend ist, bevor ich es dir nicht gezeigt hab'. Und ich kann dir versichern, wenn du mich nur oft und kräftig genug ärgerst, dann hast du dir dein eigenes Grab geschaufelt.«
    Die durchdringende Kälte in Freidas Augen ließ Morrisa einen Schauer über den Rücken laufen. Zum
    ersten Mal in ihrem Leben verstand Morrisa genau, was für ein Gefühl es war, sein Leben durch eine
    andere Frau bedroht zu sehen.
    Gage betrat den Laden des Goldschmieds und kaufte einen Ehering, dessen Größe er ermittelt hatte,
    indem er ein Stück kräftigen Zwirns um Shemaines Finger geschlungen und vorsichtig wieder
    abgezogen hatte. Er betrachtete den schon älteren Ladenbesitzer als prinzipientreuen Gentleman und
    hielt es für überflüssig, ihn zu ermahnen, nichts verlauten zu lassen, denn der Mann würde über die
    Angelegenheiten seiner Kundschaft genauso Schweigen bewahren wie über seine eigenen.
    Anschließend machte Gage sich auf den Weg zum Schuster, wo er Mary Margaret fand, die auf Miles
    wartete. Der Schuster war nach hinten in seine Werkstatt gegangen, um ein paar Schuhe zu holen, die
    er für die Irin repariert hatte.
    »Ich glaube, ich habe Ihr hübsches Gesicht mindestens vierzehn Tage nicht mehr zu sehen bekommen
    - nicht mehr seit dem ganzen Wirbel hier im Dorf, weil Sie Shemaine zum Tanz mitgebracht haben«,
    schmetterte Mary Margaret erfreut. »Sie haben die Stadt ganz schön auf den Kopf gestellt. Hoffentlich
    haben Sie wenigstens
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    Mitleid mit den armen Schwatzliesen; sie haben kaum lange genug den Mund halten können, um Luft
    zu holen.« Ihre blauen Augen blitzten vergnügt, als der Mann in ehrlicher Belustigung auflachte. »Ah,
    wie schön, zu sehen, daß das Leben es wieder gut mit Ihnen meint, Gage Thornton. Es ist mehr als ein
    Jahr her, daß ich Sie das letzte Mal so fröhlich lachen gehört habe.«
    »Es ist Ihr hübsches Gesicht, Mary Margaret McGee, das mir den Tag verschönt«, antwortete Gage
    mit einer galanten Verbeugung.
    Die schmalen Schultern der Frau bebten vor Belustigung. »Jawohl, und ich liebe alle Engländer so
    sehr wie Sie, Sir«, spottete sie. Dann nickte sie kokett und fuhr in anklagendem Tonfall fort:
    »Wahrhaftig, Sie sind mit der silbernen Zunge eines Iren gesegnet, daß Sie so nett lügen können. Aber
    verraten Sie mir eins, Sir, was führt Sie heute in unser schönes, kleines Dörfchen?«
    »Ich komme wegen der Schuhe, die ich für Shemaine bestellt habe, aber wenn Sie ein oder zwei
    Augenblicke Zeit hätten, Madam, bedürfte ich auch Ihrer Dienste.«
    »Meiner Dienste?« Mary Margaret war eine Sekunde lang sprachlos. »Und inwiefern kann eine alte
    Dame wie ich einem hohen Herrn wie Ihnen behilflich sein?«
    »Für den Augenblick würde Ihr Rat genügen«, antwortete Gage grinsend.
    Mary Margaret musterte ihn argwöhnisch, während sie gleichzeitig offenkundig Mühe hatte, ihr
    unbezwingbares Lachen zu unterdrücken. »Ich dachte, meine Meinung interessierte Sie nicht.«
    »Ich glaube, das kann wohl kaum der Wahrheit entsprechen, da ich Sie recht häufig darum frage. In
    der Tat könnten Sie, wenn Sie heute in zwei Wochen frei wären, mit uns nach Williamsburg kommen,
    um etwas getan zu sehen.«
    Die ältere Dame war nun gründlich verwirrt. »Ich nehme die Einladung gern an, Sie hübscher
    Schurke, aber ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Nun, wenn Ihre Phantasie Ihnen nicht auf die Sprünge hilft, Mylady, wird es eben eine Überraschung
    sein. Ich lasse Sie Freitag in zwei Wochen von Ramsey Täte zu Hause abholen, morgens um sechs.«
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    »Und welchen Rat wollen Sie von mir alten Frau einholen, wenn ich fragen darf?«
    »Ich möchte Shemaine Stoff für ein neues Kleid kaufen und habe keine Ahnung, was sie alles
    benötigen wird, um es zu nähen.«
    »Schuhe vom Schuster? Stoff für ein

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