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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

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Und ich weiß auch nicht, wo Potts ist! Ich
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    bin schließlich nicht sein Kindermädchen! Als ich ihn das letzte Mal sah, dachte er darüber nach,
    vielleicht nach Hampton zu fahren oder in irgendeine andere größere Stadt. Sie werden ihn also selber
    suchen müssen, Mister Thornton!«
    Gage war durchaus geneigt, zu glauben, daß Potts nicht mehr in der Gegend war. »Falls er dich
    besucht, Morrisa, solltest du ihm besser ausrichten, daß ich ihn töten werde, wenn ich ihn jemals
    wieder auf meinem Land erwische - ohne erst zu fragen, warum er dort ist. Das wirst du ihm doch
    ausrichten, nicht wahr?«
    Morrisa schoß ihm einen eisigen Blick zu. »Ich werde es ihm ausrichten, aber wenn Sie Potts auch nur
    ein klein wenig kennen würden, dann wüßten Sie, wie störrisch er sein kann. Ihn wird Ihre Warnung
    nicht sehr beeindrucken. Sehen Sie, wenn der alte Potts es sich erst einmal in den Kopf gesetzt hat,
    Unheil anzurichten, dann kann ihn keiner von was anderem überzeugen.«
    »Dann möchtest du ihm möglicherweise aus eigenen Gründen meine Nachricht nicht übermitteln«,
    versuchte Gage sie in Rage zu bringen. »Eine solche Warnung könnte Potts schließlich davon
    abbringen, deinem Befehl nachzukommen. Wer kann schon wirklich sagen, wie der Mann reagieren
    würde? Vielleicht würde er ja doch meine Warnung ernstnehmen, statt das Risiko einzugehen, daß ich
    ihm das Lebenslicht ausblase. Aber ganz gleich, ob du es ihm sagst oder nicht, Morrisa, einer Sache
    kannst du ganz sicher sein. Wenn Shemaine von ihm getötet oder auf irgendeine Weise noch einmal
    verletzt werden sollte, werde ich nicht nur nach Potts suchen, sondern auch nach dir. Und es mag sehr
    gut sein, daß ich dann euch beide töten werde.«
    Mit diesen Worten trat Gage zurück, bedachte beide Frauen zum Abschied mit einem knappen Nicken
    und verließ die Taverne.
    Freida beugte sich auf ihrem Stuhl vor und besah sich mit zusammengekniffenen Augen ihre jüngste
    Neuerwerbung. »Was hast du gesagt, wie der Bursche heißt?«
    Morrisa lachte ihm, noch während er durch die Tür ins Freie trat, höhnisch nach. »Gage Thornton!
    Vielleicht der widerwärtigste Mann, der mir in meinem ganzen verdammten Leben über den Weg
    gelaufen ist!«
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    »Nun, Schätzchen, wenn du weißt, was gut für dich ist, solltest du seinen Rat besser annehmen«,
    warnte die Kupplerin sie. »Ich habe, seit ich hier bin, 'ne ganze Menge über den da gehört und beileibe nicht nur Gutes. Ein paar Leute erzählen sich, er hätte sich eines Tages über seine Frau geärgert und sie von diesem Schiff, was er da flußaufwärts bei seiner Hütte baut, runtergestoßen. Und nach allem,
    was ich höre, wohnt ein Stück die Straße runter eine alte Jungfer, die ihn dabei gesehen haben könnte, aber sie hat eine Mordsangst, den Mund aufzumachen wegen dem, was er ihr antun könnte, falls sie redet.«
    »Was Sie nicht sagen«, erwiderte Morrisa mit tückischem Grinsen. »Ich frage mich, ob Shemaine das
    wohl weiß.«
    »Der Bursche ist nicht sehr redselig, wenn es um ihn selber geht, habe ich mir sagen lassen.
    Höchstwahrscheinlich behält er seine Taten hübsch für sich, aber wenn was dran ist an den Gerüchten,
    kannst du wetten, daß diese Shemaine nicht gar soviel Glück gehabt hat, wie manch einer das
    vielleicht denkt. Vielleicht bringt der Bursche sie genauso um, wie er seine Frau umgebracht hat.«
    Morrisa grinste. »Und ich könnte meine Belohnung kassieren, ohne einen Finger krumm zu machen.«
    Freida sah sie mit schmal gewordenen Augen an. »Von welcher Belohnung redest du?«
    Die Hure tat ihre Frage mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Ach, gar nichts. Nur etwas, das
    mir ein Schließer versprochen hat, als wir alle von Newgate weg sind und zum Schiff gekarrt wurden.
    Aber ob er die Wahrheit gesagt hat, kann ich erst wissen, wenn ich einen Beweis nach England
    schicke, daß die Tat getan ist, und das war mir bisher leider nicht möglich.«
    »Willst du damit sagen, man hat dir Geld versprochen, wenn du eine andere Gefangene tötest?«
    Die Worte der Frau schienen Morrisa in Erstaunen zu setzen. »Sehe ich aus, als könnte ich jemanden
    töten?«
    Freida lachte heiser und stützte ihre fleischigen Arme auf den Tisch. Dann beugte sie sich vor, um
    Morrisa direkt in die Augen zu sehen. »Nach allem, was ich höre, Schätzchen, warst du vor deiner
    Verhaftung mächtig nahe dran, ein paar Männerkehlen aufzuschlit—
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    zen. Aber solchen Unfug werde ich hier nicht

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