Wie Blueten Am Fluss
erfaßte, das ihr völlig unbekannt war. Gage dagegen erkannte diese Zeichen nur allzugut
und strebte der Erfüllung mit Macht entgegen, bis sie schließlich in einer explodierenden Schönheit
splitternden Lichts beide gemeinsam den Höhepunkt erreichten. Ein immer machtvoller werdendes
Crescendo pulsierte durch alle Fasern ihres Seins, trieb sie auf luftigen Schwingen zu einem Jubel der Verzückung und schließlich hinauf zu jenen sinnverwirrenden Höhen jenseits des Reiches der Wirklichkeit, an einen Ort von solch reiner Wonne, daß sie wie verzaubert dalagen, bevor sie gleich
einer Handvoll weicher Distelwolle wieder auf die Erde und in ihr eigenes Bett zurückschwebten.
Shemaine legte schwer atmend eine Hand auf ihre Stirn und blickte jetzt leicht verblüfft zu ihrem
lächelnden Gemahl auf. In
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seinen Augen stand ein leuchtender Glanz, wie sie ihn noch nie zuvor darin gesehen hatte. »Oh, Mr.
Thornton, Sie verstehen sich aber darauf, einem Mädchen den Atem zu rauben.«
»Und du, meine wunderschöne Shemaine, hast diesen ehemaligen Witwer weit über seine
Erwartungen hinaus in Erstaunen versetzt«, pustete er angenehm erschöpft. »Ich kann das Verdienst
nicht einmal meiner langen Abstinenz zuschreiben. Müßte ich nach dem Grund für solch exquisites
Entzücken forschen, würde ich ihn in deiner Gabe suchen, mir Freude zu schenken und selbst welche
zu empfangen.«
Shemaine machte sich, was ihr eigenes Verhalten betraf, nun doch ein wenig Sorgen. »War ich dir zu
kühn?«
»Aber nein, Madam, wo denken Sie hin!« Gage lachte, so absurd erschien ihm der Gedanke. »Ich war
über alle Maßen dankbar, entdecken zu dürfen, daß du eine sehr leidenschaftliche Frau bist, so
dankbar, daß ich gern eine neuerliche Probe davon hätte! Aber du bist sehr zart, und ich habe
versprochen, vorsichtig mit dir zu sein.«
Shemaine schlang ihre seidigen Arme um seinen Hals und genoß den erregenden Kitzel seines
männlichen Körpers auf dem ihren. »Seltsam, ich fühle mich überhaupt nicht zart.«
»Vielleicht sollten wir dieser Frage weiter auf den Grund gehen«, meinte Gage und dachte ernsthaft
über die Idee nach. Dennoch gab es auch andere Dinge, die er ihr zeigen wollte. »Doch das muß noch
einen Augenblick lang warten, meine Liebste. Jetzt habe ich erst einmal eine Überraschung für dich.
Dein Hochzeitsgeschenk erwartet dich in einem anderen Zimmer.«
»Mein Hochzeitsgeschenk?« Shemaine war sichtlich betroffen. »Aber ich habe nichts für dich.«
»Wie kannst du das sagen, meine Geliebte, wo du mir doch gerade erst mit vollen Händen geschenkt
hast, wonach ich mich sehne, seit ich dich in mein Haus geholt habe?« Er küßte sie mit unverminderter
Glut und brachte ihr aufs neue seine Leidenschaft zu Bewußtsein. »So, siehst du jetzt, wie sehr ich
dich begehre? Aber im Augenblick verlangt es mich genausosehr, dir dein Geschenk zu zeigen.«
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Gage zog sich von ihr zurück, rollte sich zur Bettkante und stand auf. Dann ging er in nackter
Herrlichkeit zur Tür, wo er noch einmal stehenblieb, um sich nach seiner Frau umzusehen. Shemaine
hatte beschlossen, ihm so lange nachzusehen, bis er aus dem Zimmer war. Jetzt jedoch zog sie sich
schüchtern die Decke über, um ihre Nacktheit zu verhüllen. Er lächelte ihr einladend zu. »Kommst
du?«
Shemaine nickte, stieg aus dem Bett, drehte sich das oberste Laken um den Leib und schob den Zipfel
zwischen ihre Brüste. Als sie auf ihn zutrat, wanderte Gages Blick zum Bett zurück. Daraufhin drehte
Shemaine sich noch einmal um, um festzustellen, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Als sie die
roten Flecken auf dem Weiß des Lakens bemerkte, flammten ihre Wangen leuchtend rot auf. Aber ihr
Mann legte einen Arm um ihre weißen Schultern, zog sie dicht an sich und sagte nichts, sondern
lächelte nur.
Während Gage vor ihr her ins Wohnzimmer ging, konnte Shemaine nicht widerstehen, seinen Körper
heimlich zu betrachten. Obwohl die fehlende Bekleidung ihrem Mann keinerlei Unbehagen zu bereiten
schien, wagte sie es immer noch nicht recht, ihre Wißbegier offen zu befriedigen. Wie so viele andere
Eltern es bei ihren Töchtern halten, hatten auch die ihren sie sehr behütet und sie, was Männer betraf, weitgehend im Ungewissen gelassen. Andererseits hatte ihre Schweigsamkeit keinesfalls Shemaines natürliche Neugier erstickt. Sie brannte darauf, sich alles an Wissen anzueignen, was es über ihren
Mann zu lernen gab, denn niemand
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