Wie Blueten Am Fluss
und drückte ihr die
Lippen auf die Schläfe.
»Was ist mit unserem Bad?«
»Wir werden es überaus genüßlich finden, Madam, denn es wird der Ort sein, an dem die mächtige
Eiche von einem kleinen Vogel gefällt werden soll.«
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16. Kapitel
Das jubilierende Zwitschern der Vögel, die in der hohen Kiefer vor dem Schlafzimmerfenster nisteten,
weckte das frisch verheiratete Paar. Als ihr Mann sich an ihrem Rücken regte, lächelte Shemaine
schläfrig; sie genoß das Gefühl, seine starke maskuline Gestalt neben sich zu wissen. Sie lag auf der
Seite, dicht an seinen nackten Körper geschmiegt. Nachdem sie es nur wenige Augenblicke getragen
hatte, war ihr neues Nachthemd unbeachtet über denselben Stuhl gehängt worden, auf den Gage am
Abend zuvor seine Kleider gelegt hatte. Nur die Bettdecken verhüllten sie, und darunter waren ihre
Körper so warm wie ihre Gedanken.
»So sehr es mich danach verlangt, hierzubleiben und dich noch einmal zu lieben, mein Herz«, wisperte
Gage dicht an ihrem Ohr, »ich muß diesen behaglichen Hafen verlassen und mich meinen
morgendlichen Pflichten widmen.«
Shemaine drehte sich zu ihm und kuschelte sich eng an ihn. Es widerstrebte ihr, ihn gehen zu lassen.
»Wir haben nicht besonders viel Schlaf bekommen.«
»Ja, wir haben zuviel Zeit in der Wanne vertrödelt, aber was bedeutet schon Schlaf, wenn man solche
Seligkeit gekostet hat? Ich kann noch immer deinen nassen, wunderschönen Körper im Kerzenschein
sehen, die glitzernden Hügel und die schattigen Täler, die mich wieder und wieder in Versuchung
geführt haben, sie zu kosten und zu berühren.«
Selbst jetzt noch stockte ihr bei der Erinnerung an seine leidenschaftliche Glut der Atem. Sie war nicht minder fasziniert gewesen vom Anblick seiner Gestalt. Die Flammen der Kerzen hatten seinen glitzernden Körper mit einer goldenen Aura umgeben, hatten die kräftigen Sehnen über seinen
mageren Rippen beleuchtet und die langen, biegsamen Muskeln in seinen Schultern, Schenkeln und
Armen. Alles in allem war es ein Bild gewesen, das ihr größte Ehrfurcht abverlangt hatte. »Nie wurde
einem Hochzeitsgeschenk eine solch sinnvolle Nutzung zuteil, denke ich, und nie wieder werde ich
den Fehler machen, zu glauben, das Ehebett sei der einzige Ort, an dem Kinder empfangen werden
können.«
»Wenn wir allein sind, Madam, ist jeder Augenblick reif und jeder Ort der richtige für die Liebe, ob
wir voll bekleidet sind oder so nackt wie an dem Tag, da wir diese Welt betraten. Es spielt keine Rolle.
Wenn zwei Menschen bereit sind, findet sich immer ein Weg.«
»Ich werde mich bemühen, Ausschau nach solchen Augenblicken zu halten, um Ihre Behauptung auf
die Probe zu stellen, Sir«, neckte sie ihn. Der Gedanke an ein solches Unternehmen erschien ihr
überaus fesselnd...
»Sei nicht überrascht, wenn solche Augenblicke völlig unerwartet kommen«, warnte Gage sie
grienend und drängte sich auch schon gegen ihre Hüften, um seine Behauptung zu veranschaulichen.
Shemaine hob einen nackten Fuß und strich mit ihm über seine harte Wade. »Solange ich deine
Schritte hören kann, wirst du mich in erwartungsvoller Vorfreude finden.«
Er ließ eine Hand über die lockende Kurve ihrer Hüfte gleiten und dann weiter hinunter über ihren
Oberschenkel. Gleichzeitig beugte er sich vor, um ihren Mund mit einem innigen Kuß zu liebkosen.
»Wirst du hier auf mich warten, bis ich zurückkomme?«
Shemaine warf ihm einen überraschten Blick zu. »Soll ich denn nicht das Frühstück bereiten? Wir
haben das Essen, das Hannah uns mitgegeben hat, kaum angerührt. Sie wäre enttäuscht, wenn sie
wüßte, wie wenig wir davon gekostet haben.«
Gage lachte leise auf. »Ich bin mir sicher, Hannah würde es verstehen, wenn wir es ihr erzählten, aber ich glaube nicht, daß das nötig sein wird, oder?«
Sie gab einen entzückten Seufzer von sich, als sein Mund über ihre Kehle und ihre Schultern streifte.
»Da würde Hannah sich nur fragen, was wir wohl die ganze Zeit über getan haben.«
Der sanfte Luftzug seines Lachens wärmte ihre Haut. »In Anbe—
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tracht der Zahl der Kinder, die sie zur Welt gebracht hat, würde sie das sicher erraten können.«
Shemaine fragte sich, ob wohl alle Paare in ihrer Hochzeitsnacht so aktiv waren wie sie, aber dann fiel ihr wieder ein, daß einige ihrer Freundinnen in England kurz nach ihrer Verheiratung eine heftige Abneigung gegen »alles, was sich im Ehebett abspielt«, kundgetan hatten.
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